SCHÖN WIE EIN SCHADOW.
Bis 22. August
Kunstsammlungen der Veste Coburg
Er war höchst talentiert und zählt doch unter den Künstlern der Romantik zu den Vergessenen: Der Coburger Friedrich Müller (1795/96–1834) startete seine Laufbahn als herausragender Kopist in Porzellanmalerei, bevor er sich kurz vor seinem frühzeitigen Tod zum eigenständigen Maler entwickelte. Sein Porträt des berühmten römischen Künstlermodells Fortunata Segadori wurde als Meisterleistung zeitgenössischer Kunst gleich mehrfach kopiert. Müller zeigt sich hier deutlich beeinflusst von Wilhelm Schadow, dem Begründer der Düsseldorfer Malerschule.
Die Studioausstellung in den Kunstsammlungen der Veste Coburg präsentiert Entdeckungen um Friedrich Müller und sein großes Vorbild Wilhelm Schadow. Zugleich wirft sie ein Schlaglicht auf das Verhältnis von Original, Nachahmung und Kopie in der Kunst des 19. Jahrhunderts.
Ein vergessener Coburger Künstler…
Friedrich Müller, den seine Wanderjahre unter anderem zur Königlich-Preußischen Porzellanmanufaktur nach Berlin führten, zählte zu den hervorragendsten Porzellanmalern seiner Zeit. Er prägte in den 1820er Jahren maßgeblich den Aufbau des Schmidtschen Porzellanmalinstituts in Coburg, begleitete 1833 auch die Übersiedlung des international bedeutsamen Unternehmens nach Bamberg. Dazwischen liegt ein längerer Italienaufenthalt, der nicht zuletzt der Hinwendung zur Ölmalerei dienen sollte.
… und sein Meisterwerk
Für einen italienreisenden Künstler der Romantik war der Typus der ‚schönen Italienerin‘ eine nahezu unumgängliche Bildaufgabe. Mit Fortunata Segadori (um 1810 – nach 1876) hat Müller ein international gefeiertes Modell der 1830er Jahre porträtiert. Das Bildnis gelangte nach Weimar, eine Kopie erhielt Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha. Beide Bilder haben sich erhalten, doch die Zusammenhänge gerieten in Vergessenheit. Im 20. Jahrhundert fand allein das Coburger Gemälde lokale Beachtung, nun irrtümlich identifiziert als Porträt der Karoline Bauer, einer bekannten Schauspielerin und Geliebten des Prinzen Leopold von Sachsen-Coburg und Gotha. 1998 tauchte eine dritte Version im Kölner Kunsthandel auf, die anfangs Wilhelm Schadow zugeschrieben wurde.
Wie man Original und Kopie unterscheidet
In der Ausstellung sind diese drei Versionen nun erstmals vereint. Begleitet von Infrarotaufnahmen und stark vergrößerten Detailansichten regen sie zu vergleichendem Sehen an. In welcher Beziehung die Gemälde zueinander stehen, wurde in Kooperation mit der Klassik Stiftung Weimar untersucht. So handelt es sich beim Weimarer Gemälde tatsächlich um die originale Bildschöpfung Müllers, bei den Versionen in Coburg und Köln dagegen um minutiöse Kopien, angefertigt von jeweils unterschiedlichen Künstlern.
Schön wie ein Schadow – Müllers prominentes Vorbild
Die frühere Zuschreibung der Bildfindung an Schadow trifft aber einen wichtigen Aspekt, denn tatsächlich erinnert Müllers Fortunata deutlich an die Porträtmalerei des Düsseldorfer Akademiedirektors. Die für Schadow typische Malweise mit strengen Konturen und leuchtendem Schmelz der Farben und die meditative Stimmung seiner Bilder wird in der Ausstellung durch wichtige Leihgaben anschaulich gemacht. So ist unter anderem das Bildnis der Angelina Magatti aus der Neuen Pinakothek München zu sehen. Müller dürfte Schadow während dessen zweiter Romreise 1831 in der deutsch-römischen Künstlerkolonie begegnet sein – zumindest aber mit dessen früheren Arbeiten war er aufs Engste vertraut. Eindrücklich zeigt sich dies an dem Brustbild eines Kamaldulenser-Mönchs, das Schadow 1818 geschaffen hatte. Das erst jüngst nach langer Zeit wiederaufgefundene Gemälde und Müllers kongeniale Version in Porzellanmalerei werden nun erstmals gemeinsam präsentiert.
Text- und Bildnachweis: Kunstsammlungen der Veste Coburg
Kunstsammlungen der Veste Coburg
Veste Coburg
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