22. Mai – 15. August 2021
Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg


Kunst kennt keine Grenzen – so heißt es zumindest oft. Die Ausstellung widmet sich dem Thema „Grenzen in der Kunst“. Wie reagieren Kunstschaffende auf politische Ereignisse und auf mögliche Beschränkungen? Welche Einflüsse verarbeiten sie und welche Bildsprache entwickeln sie?

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen drei herausragende Künstlerpositionen, die drei Generationen tschechischer Kunst seit den 1920er Jahren bis heute repräsentieren: die Malerin und Grafikerin Toyen sowie die beiden Konzeptkünstler Magdalena Jetelová und Krištof Kintera.

„Grenzen“ in der tschechischen Geschichte

Die tschechische Geschichte prägten in den letzten 100 Jahren von historischen Einschnitten, die mit Veränderungen von politischen „Grenzziehungen“ einhergingen: Mit der Gründung der Tschechoslowakei nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Staatsgrenzen neu definiert. Die Zerschlagung der Tschechoslowakei und die Besetzung der „Resttschechei“ im Zweiten Weltkrieg war eine gewaltsame Überschreitung der realen Grenzen, die weitere Übertretungen moralischer und menschlicher Wertvorstellungen und Grenzen mit sich brachte. Nach dem Machtantritt der Kommunisten 1948 etablierten sich schließlich die Grenzen Richtung Westen als der scheinbar unüberwindbare Eiserne Vorhang. Die Zeit der Isolation und vielfacher Freiheitseinschränkungen endete erst mit der Samtenen Revolution 1989. Die Grenzen wurden geöffnet. Doch die aktuellen Grenzschließungen, die zur Bekämpfung der Corona-Pandemie dienen, zeigen, dass der Zustand der „Reisefreiheit“ keinesfalls selbstverständlich ist.

Kunst in drei Generationen

Der Bogen der ausgestellten Werke spannt sich von den 1920er-Jahren bis 2019.

Die erste Generation vertritt Toyen (1902–1980). Die Künstlerin Marie Čermínová, die für sich Toyen als geschlechtsneutrales Pseudonym wählte, entwickelte ihre poetisch-abstrakte Bildsprache zwischen Prag und Paris. Nach Paris zog sie zum ersten Mal 1925 zusammen mit Jindřich Štyrský (1899–1942). Hier entwickelten die beiden Künstler eine eigenständige Stilrichtung, den Artifizialismus. Zurück in Prag wirkten sie in den 1930er Jahren bei der Gründung der surrealistischen Bewegung in der damaligen Tschechoslowakei mit. Kurz vor der Machtübernahme durch die Kommunisten flüchtete Toyen Ende der 1940er Jahre zurück nach Paris.

Magdalena Jetelová (*1946) hinterfragt Grenzen jeglicher Ausprägung, das Überschreiten und Überwinden der Grenzen zieht sich durch ihr ganzes Schaffen hindurch. Prägend war für sie die Erfahrung des geteilten Europa, die sie in der sozialistischen Tschechoslowakei der 1970er und 1980er Jahre als Isolation und politische Unfreiheit erlebte. 1985 flüchtete sie schließlich nach Deutschland. Seither widmet sie sich zunehmend universellen Themen. Mit Hilfe von Laserstrahlen zeichnet und schreibt sie direkt in die Landschaft hinein und macht Unsichtbares sichtbar. Ihre Projekte hält sie mittels Fotografie und Film fest. Speziell konstruierte Leuchtkästen machen den Effekt des Laserstrahls auch für AusstellungsbesucherInnen erfahrbar.

Krištof Kintera (*1973) gehört zu einer Generation, die Grenzen nicht mehr selbst als konkretes Hindernis erfahren hat. Seine künstlerische Laufbahn startete er Anfang der 1990er Jahre. Der Fall des Eisernen Vorhangs brachte die Öffnung Richtung Westen und eine neue Ära der Freiheit und Demokratie. Kintera bezeichnet sich selbst als Bildhauer. Sein Material schöpft er aus einem umfangreichen Fundus aus ausgedienten Alltagsgegenständen, die er in seinem laborartigen Atelier zu neuem Leben erweckt. Durch eingebaute Mechanik bewegen sich oder sprechen einige seiner Skulpturen. Seine nur vermeintlich reale Objektwelt verstört den Betrachter. Sie ist vertraut und dennoch fremd. Wirklichkeit und Illusion vermischen sich letztlich durch den Einsatz von Ironie, Groteske und Übertreibung.

Bildnachweis: Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg


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