TOOL MAKING ANIMAL, Ausstellung von Julia Oschatz
12. Juni 2021 – 29. August 2021
Städtische Galerie Nordhorn
In ihrem vielfältigen Werk scheint Julia Oschatz immer wieder aus dem Vollen zu schöpfen. Zeichnung, Malerei, Animationen, Performance, Video und Skulptur verbinden sich in ihren oft komplexen, raumgreifenden Installationen zu begehbaren Bühnen, auf und in denen sich die Realitäten der motivischen Erzählung, der Materialien und der Betrachter*innen begegnen. Dass ihre Bildräume nicht nur begehbar sondern auch bespielbar sind, also anschlussfähig für weitere Realitäten, führte zu zahlreichen Bühnenprojekten an namhaften Theatern wie zuletzt dem Gorki Theater in Berlin oder dem Nationaltheater in Weimar. Weil es ihr, wie sie selbst sagt, sehr gut gefällt, „eine offensichtlich gezeichnete Welt als Realität bespielt zu sehen“, schafft Julia Oschatz bei ihren Installationen und Bühnenbildern oft einen bruchlosen Übergang von tatsächlichem Raum, Zeichnung und Spielraum. Es sind diese Übergänge, in denen sich das Sehen und damit auch das Denken öffnet.
Die für den Ausstellungsraum der Städtischen Galerie Nordhorn konzipierte Installation ist eine Mischung aus Baustelle, Ausgrabungsstätte und Landschaft. Ausgangspunkt der künstlerischen Erzählung ist hier der Begriff des Werkzeugs, das in der Kulturgeschichte für einen frühen Wendepunkt vom Jagen und Sammeln hin zur menschlichen Sesshaftigkeit steht. Das Werkzeug hat im Laufe der Zeit eine immense Entwicklung durchgemacht, von der einfachen Verstärkung bzw. Ergänzung des Körpers über die Maschine bis hin zum komplexen Apparat und zuletzt der künstlichen Intelligenz. Der Titel der Ausstellung TOOL MAKING ANIMAL benennt auch den Beginn der menschlichen Hybris, sich durch Erfindungsgabe vom Tier abzusetzen, was längst zu einem existenzbedrohenden Raubbau an der Erde wurde und schließlich die Frage nach der Ersetzbarkeit des menschlichen Körpers und sogar des Geistes aufgeworfen hat. Insofern entwirft Julia Oschatz hier eine vielschichtige und humorvolle, aber auch eine apokalyptische Vision.
Bildnachweis: Städtische Galerie Nordhorn, © Julia Oschatz
Städtische Galerie Nordhorn
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