Die Picasso-Connection. Der Künstler und sein Bremer Galerist
Neue Laufzeit: 16. März bis 18. Juli 2021
Kuratorinnen: Dr. Manuela Husemann, Dr. Barbara Nierhoff-Wielk
Die Kunsthalle Bremen besitzt eine der bedeutendsten Sammlungen druckgraphischer Arbeiten
von Pablo Picasso. Die Ausstellung „Die Picasso-Connection. Der Künstler und sein Bremer
Galerist“ (neue Laufzeit: 16. März bis 18. Juli 2021) widmet sich erstmals diesen umfassenden
Graphikbeständen und der einzigartigen Geschichte, wie diese Werke ins Haus kamen: Der
Bremer Galerist Michael Hertz, der die Exklusivrechte an dem graphischen Werk von Picasso in
Deutschland vertrat, spielt dabei eine zentrale Rolle.
Die Picasso-Sammlung der Kunsthalle Bremen ist eine der ältesten und größten musealen
Sammlungen des Künstlers in Deutschland. Noch während des Ersten Weltkriegs legte das Museum
1917 mit dem Erwerb einer frühen Radierung den Grundstock dafür. Heute zählt die Picasso-
Sammlung über 630 druckgraphische Arbeiten sowie drei Gemälde und zwei Zeichnungen des
Künstlers.
Ein Großteil der umfangreichen Sammlung geht auf den Bremer Galeristen Michael Hertz zurück, der
ab 1951 exklusiv das graphische Werk von Picasso in Deutschland vertrat. Es ist auch seinem
Engagement zu verdanken, dass Picasso-Graphiken unter deutschen Museen und Sammlern begehrt
waren. Dies ist beachtlich in Anbetracht der Tatsache, dass der Künstler damals noch umstritten war
und die Ankäufe oft als „Vergeudung von Steuergroschen“ und als „unverständliche Kleckserei“
kritisiert wurden. Durch die Platzierung der Werke in wichtigen Ausstellungen konnte Michael Hertz
sie dennoch sowohl in Museen wie auf dem Kunstmarkt etablieren.
Die Ausstellung „Die Picasso-Connection“ beleuchtet neben dem graphischen Schaffen von Picasso,
auch den Picasso-Markt der 1950er und 1960er Jahre in Deutschland. Vor dem Hintergrund des
internationalen Netzwerks des Galeristen Michael Hertz werden Einblicke in die Rezeption des
Künstlers nach dem Zweiten Weltkrieg und die damaligen Preise der Kunstwerke gegeben. Außerdem
werden die unterschiedlichen Ankaufspolitiken von Museen, regionale Besonderheiten und
Reaktionen auf die Picasso-Erwerbungen thematisiert.
Insgesamt werden in der Ausstellung rund 250 Werke präsentiert. Darunter befinden sich Arbeiten auf
Papier, illustrierte Bücher, Gemälde und Skulpturen. Viele der Werke werden seit Jahrzehnten
erstmals wieder ausgestellt.
Pablo Picasso in der Sammlung der Kunsthalle Bremen
Mit Werken aus den Jahren 1905 bis 1968 umfasst die Bremer Sammlung beinahe die gesamte
Schaffenszeit von Pablo Picasso (1881–1973). Gleichzeitig deckt sie das breite Spektrum und die
stilistische Vielfalt seiner langen künstlerischen Karriere ab: Von den frühen Figurengruppen der
Artisten und Gaukler der Rosa und Blauen Periode, den kubistischen Abstraktionen, der Rückkehr zur
klassizistischen Formensprache nach dem Ersten Weltkrieg, den surrealistischen Variationen, den
umfangreichen mythologischen Serien und Illustrationen literarischer Klassiker bis hin zu den
zahlreichen Frauenbildnissen und Variationen zum Thema Künstler und Modell in der Nachkriegszeit.
Einen Höhepunkt bilden die zahlreichen Linolschnitte Picassos, die er ab Ende der 1950er Jahre
gestaltete. Das Medium des Linolschnitts war zur damaligen Zeit noch ungewöhnlich und erst Picasso
machte sie „museumsfähig“. Diese und andere graphische Arbeiten sind ein Beispiel dafür, wie der
Künstler wie kein anderer seines Jahrhunderts sich die Vielfalt der graphischen Techniken zu Eigen
gemacht und erweitert hat.
Der Schwerpunkt auf Picasso-Graphiken in der Bremer Sammlung geht auf den damaligen Direktor
der Kunsthalle, Günter Busch, zurück. Er legte einen besonderen Akzent auf Picassos Werke auf
Papier und baute, mit Unterstützung von Hertz, den Bestand bis in die 1970er Jahre zum damals
umfangreichsten in Deutschland aus.
Michael Hertz und der Kunstmarkt
In der Ausstellung wird den Graphiken die Händlerpersönlichkeit Michael Hertz (1912–1988)
gegenübergestellt. Sein kunsthistorisches Gespür und Handlungsgeschick haben die Rezeption von
Picasso im Nachkriegsdeutschland wesentlich geprägt. Die Kunsthalle Bremen erwarb als eines der
ersten deutschen Museen nach 1945 Werke Picassos: zunächst Lithographien, dann folgte 1953 mit
„Frauenkopf“ (1949) das erste Gemälde für 7.500 DM. Auch das Gemälde „Sylvette“ (1954) kam
1955 über Michael Hertz, der seine Galerie zu der Zeit in der Schwachhauser Heerstraße 46 hatte,
bevor er 1962 in die Richard-Wagner-Straße 22 zog, für 45.000 DM in die Sammlung der Kunsthalle
Bremen.
Im Rahmen der Ausstellung werden erstmals die Marktwerte und deren Preissteigerungen von
Picasso-Graphiken in den 1950er und 1960er Jahren analysiert. Auch der Einfluss des Bremer
Galeristen auf die Preise wird in diesem Rahmen beleuchtet. Denn die Verkaufszahlen von Picasso-
Werken durch Hertz sind, im Vergleich zu anderen deutschen Galerien, in diesen Jahren beachtlich.
Im Katalog geben zehn deutsche Museen Einblick in ihre Picasso Sammeltätigkeit dieser Zeit und
teilweise auch in die Ankaufspreise, darunter das Kupferstichkabinett Berlin, das Folkwang Museum,
das Städel Museum und die Staatsgalerie Stuttgart. Ausgewählte Leihgaben von Picasso-Erwerbungen
dokumentieren diese weitreichenden Aktivitäten von Hertz in der Ausstellung.
Die Galerie Michael Hertz vermittelte auch wichtige Gemälde, Skulpturen und Graphiken anderer
Vertreter der klassischen Moderne sowie der Nachkriegskunst an bedeutende Sammlungen in
Deutschland und Europa. Neben Pablo Picasso handelte die Galerie mit Künstler*innen wie Juan Gris,
Max Ernst, Henri Laurens, Fernand Léger, André Masson, Joan Miró, Roberto Matta und Ernst
Wilhelm Nay, aber auch mit Paula Modersohn-Becker.
Hertz und Picasso: Zwei Friedensaktivisten
Pablo Picasso war engagierter Friedensaktivist, was sich in vielen Arbeiten vor und nach dem Zweiten
Weltkrieg manifestiert. Auch Michael Hertz war in der Friedensbewegung aktiv. Beide lernten sich im
Frühjahr 1951 im Pariser Atelier des Künstlers kennen. Dort, so berichtet der Kunsthändler in seinen
Memoiren von 1977, ist Hertz „eine echte Attraktion“ für den Künstler gewesen. Dieser „quetschte
[Hertz] förmlich aus über das Thema ‚Partisans de la Paix‘ in Deutschland“. Picasso war Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs. Hertz macht sich unter anderem in der Deutschen Friedens- Union für die militärische Neutralität gegenüber dem Osten stark.
Begleitausstellung im Kupferstichkabinett: „Hertzstücke. Von Kollwitz bis Miró“
Im Kupferstichkabinett wird eine Begleitausstellung präsentiert mit graphischen Werken, die über die
Galerie Michael Hertz von der Kunsthalle Bremen angekauft wurden und die Bandbreite der
Geschäftsbeziehungen zwischen Hertz und der Kunsthalle zeigt. „Hertzstücke. Von Kollwitz bis
Miró“ (16. März bis 11. Juli 2021) präsentiert eine Auswahl von Arbeiten von Künstler*innen wie
Max Beckmann, Marc Chagall, Otto Dix, Alberto Giacometti, Käthe Kollwitz, Fernand Léger, Ernst
Wilhelm Nay, Emil Nolde, André Masson und Joan Miró.
Katalog:
Anlässlich der Picasso-Ausstellung erscheint ein Katalog (Deutsch/Englisch) im Hatje Cantz Verlag. Der Ausstellungskatalog versammelt neben Abbildungen auch Beiträge von Kai Hohenfeld, Manuela Husemann und Barbara Nierhoff-Wielk. Der Katalog ist ab Ausstellungsbeginn für € 32 im Museumsshop erhältlich (ISBN 978-3-7757-4804-9 (Deutsch), ISBN 978-3-7757-4805-6 (Englisch)).
„Den Graphikbestand der Bremer Picasso-Sammlung in Zusammenhang mit der allgemeinen Picasso-Rezeption im Nachkriegsdeutschland zu setzen, ist ein spannender Ansatz für eine Auseinandersetzung mit dem Werk des Künstlers. Die Ausstellung beleuchtet die Geschichte der einzigartigen Sammlung der Kunsthalle Bremen.“, freut sich Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung.
Ermöglicht durch: Karin und Uwe Hollweg Stiftung
Gefördert durch: Wirtschaftsförderung Bremen GmbH
Die Sparkasse Bremen AG
Ernst von Siemens Kunststiftung
CITIPOST Nordwest-Mail GmbH
und eine Gruppe privater Förderer
Medienpartner: Weser-Kurier Mediengruppe
Bremen Zwei
arte
Mobilitätspartner: Metronom Eisenbahngesellschaft MbH
Kulturpartner: NDR Kultur
Aktuelle Ausstellungen:
Remix 2020. Die Sammlung neu sehen, seit 6. Juni 2020
Die Picasso-Connection. Der Künstler und sein Bremer Galerist, 16. März bis 18. Juli 2021
Hertzstücke. Von Kollwitz bis Miró, 16. März bis 11. Juli 2021
Bildnachweis: Die Picasso Connection, Foto: Marcus Meyer
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