21. November 2021 – 19. Dezember 2021

Kunstverein Kirchzarten


Parallel zu den Entwicklungen der Pandemie hat Florian Haas den Coronapark ins Leben gerufen, der sich seit Beginn der Coronakrise ständig erweitert. Eine Achterbahn führt durch den gesamten Freizeitpark. Die Besucher fahren an den einzelnen Stationen der Pandemie vorbei, die als Fahrgeschäfte dargestellt sind. Die Fahrgeschäfte des „Coronaparks“ ähneln denen der bekannten Freizeitparks, nur dass hier die Besucher Skelette sind. Es wird Kettenkarussell gefahren, und ein Märchenschloss entpuppt sich auf den zweiten Blick als Seniorenresidenz, vor der ein Schild steht mit der Aufschrift: „Wir bleiben drin und sterben alleine.“ Zwischen den Fahrgeschäften steht ein Krankenhaus, in dem die Patienten notdürftig mit Luftpumpen beatmet werden. Italienische Truppentransporter sind unterwegs. Lebkuchenherzen mit aus Zuckerguss geschriebenen Städtenamen erinnern den Betrachter an die Orte und Hotspots, an denen Corona besonders gewütet hat. Der Eintritt zur Achterbahn erfolgt über einen Berggasthof, hinter dem sich die Bergkulisse von Ischgl erhebt. Angefangen von den Protesten der Coronaleugner und der Verschwörungstheoretiker mit den Aluhüten, über den Schlachthof Tönnies bis hin zu der Entwicklung erster Impfstoffe ruft der Coronapark die Ereignisse und Chronologie der Pandemie beim Besucher in Erinnerung. Abstrichstationen, Sauerstoffmangel, FFP2-Masken, verwaiste Spielplätze und der geschlossene Einzelhandel während des Lockdowns – die Pandemie hat viele Gesichter.

Ganz am Ende schwappt die zweite Welle in das Bild und setzt dabei große Teile des Freizeitparks unter Wasser. Auf dem schäumenden Wellenkamm surfen sportliche Knochenmänner auf Spritzen und Impfampullen einer besseren Zukunft entgegen. In der Mitte des Freizeitparks steht das Fahrgeschäft eines Fallturms mit angeschlossener Geldpresse, von dem die Fahrgäste mit vollen Händen das Geld aus großer Höhe hinunterschmeißen. Die Staatsverschuldung mit den daraus resultierenden Folgen lässt nicht lange auf sich warten.

Was auf den ersten Blick vielleicht zynisch erscheinen mag, bezieht sich ganz konkret auf die Abläufe der Coronapandemie. Der „Coronapark“ ist eine Parabel mit den unterschiedlichen Stationen aus dem Alltag des „Lockdown“. Da er „in situ“ entsteht, entwickelt sich das Bildprogramm ständig weiter. Mit den Akteuren des „Coronaparks“, die als Skelette figurieren, bezieht sich Florian Haas auf die europäische Tradition des Totentanzes. Das ist naheliegend, da der Auslöser für die ersten Totentänze im Mittelalter die Pest war. Der Totentanz war eine soziale Utopie, eine bizarre Utopie, die sich in der Gleichheit der Ständegesellschaft vor dem Tod einlöste.

Bildnachweis: Kunstverein Kirchzarten, Florian Haas, Parkeingang


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