ATMOISM – GESTALTETE ATMOSPHÄREN
Noch bis zum 15. August 2021
Kunstgewerbemuseum Berlin
Mit „Atmoism – Gestaltete Atmosphären“ widmet das Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin dem Designer Hermann August Weizenegger (HAW) eine große Einzelausstellung. Das Konzept ist dem Haus auf den Leib geschnitten: Inspiriert von der „soft-brutalistischen“ Raumatmosphäre der 1967 von Rolf Gutbrod entworfenen Architektur des Kunstgewerbemuseums entwickelte der Designer 24 bühnenbildartige Interventionen. Diese entfalten sich als Skulpturen, Materialkompositionen und Objektinszenierungen wie ein Netz in der Dauerausstellung des Museums. Es entsteht ein atmosphärischer Rundgang, der den Dialog mit dem Museum und seinen Objekten eröffnet. In ihrer Gesamtheit spiegeln die Stationen eine gestalterische Vision zukünftiger Produkt(ions)szenarien wieder – irgendwo zwischen Mensch, Handwerk und mittelständischer Industrie.
Designwerke und Story
Alle Objekte stehen in Relation zu dem sie umgebenden Raum und genau an dieser Schnittstelle setzt HAW an: Nicht das zu gestaltende Produkt steht für ihn im Vordergrund, sondern es geht um Ganzheiten oder Ensembles, die er Designwerke nennt. Das Gefühl gestalterischer Einheit zieht sich anhand wiederkehrender Motive, Farben und Formen, die der Designer einem stetigen Transformationsprozess unterzieht, durch die Ausstellung. Beim Rundgang durchwandern Besucher*innen diverse gestalterische Atmosphären. Verteilt in den verschiedenen Bereichen der Dauerausstellung des Museums laden sie zum ästhetischen Dialog mit den Exponaten ein.
Lokalität, Langlebigkeit und Nachhaltigkeit
Die zukünftige Verbesserung der Waren- und Konsumwelt bildet den Ausgangpunkt für HAWs Designwerke. Das Leben eines Produkts begreift er als Kreislauf, in dem jede Komponente zum ästhetischen, sozialen und ökologischen Ausdruck des Gesamten beiträgt. Dazu gehört unter anderem die Auswahl der Materialien, der beteiligten Hersteller und das Nachleben eines Produkts. Überlegungen zu Regionalität und Langlebigkeit stehen für den Designer dabei im Zentrum. So arbeitet HAW in erster Linie mit Kooperationspartner*innen aus Deutschland, genauer gesagt, aus dem Gebiet Berlin-Brandenburg zusammen. Sein Anspruch auf Lokalität lässt den Designer regelmäßig neues Innovationspotenzial in ihm zuvor unbekannten Manufakturen, Handwerksbetrieben und Firmen aufspüren.
Innovationen mit Tradition
Die kooperative Arbeit an Designwerken erzeugt auf besondere Weise eine Symbiose aus Gestaltung, traditionellen Handwerksfertigkeiten und High-Tech-Verfahren. Für die Ausstellung entwarf HAW neben klassischen Industriedesignprodukten für die Serie auch zahlreiche Objekte, für deren Herstellung er mit traditionellen Handwerksbetrieben kooperierte. Diese sind für den Designer Inspirationsquell und Wissensfundus zugleich. Er verleiht den traditionellen Materialien und Herstellungsmethoden in der Ausstellung bewusst eine Bühne, um auf die Vorbildfunktion der jahrhundertealten Traditionen aufmerksam zu machen. Neben dem Handwerk sieht der Designer großes Potenzial in mittelständischen Produktionsstätten, die heute über ungeahntes technisches Know-how verfügen.
Gestaltung für kulturellen und gesellschaftlichen Mehrwert
Mit den Designwerken möchte HAW einen kulturellen Raum eröffnen, der über die reine Funktion und Form von Dingen hinausgeht. Denn Konsumgüter strukturieren Handlungsräume. HAW sagt: „Als Designer gestalte ich diese Räume des Handelns. Der Nutzer wiederum erhält die Chance, eine kognitive, emotionale und persönliche Bindung zum Gegenstand herzustellen, er erfährt etwas über den Herstellungskontext und darüber hinaus. Bei ihm entsteht Bewusstsein für die bestehenden Produktionsbedingungen, vielleicht sogar Verantwortung. So schafft Gestaltung kulturellen und gesellschaftlichen Mehrwert.“
Eine Sonderausstellung des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Museen zu Berlin.
Bild-/Textnachweis: Kunstgewerbemuseum Berlin
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