LIAM GILLICK: KINETIC ENERGY OF RIGID BODIES
22. April – 6. Juni 2021
Eine formale Eröffnung ist aus den bekannten Gründen nicht möglich.
Stattdessen bieten wir zum geplanten Termin an diesem
Mittwoch, dem 21. April mit erweiterten Öffnungszeiten von 18.00 bis 20.30 Uhr
(rechtzeitig bis zum Beginn der Ausgangssperre in Köln) ein Soft Opening an.
P. Stephan Kessler, Guido Schlimbach und Anne Mager, Kuratorin der Ausstellung, freuen sich auf Fragen und Gespräche.
– Unter strenger Einhaltung aller geltenden Corona-Regelungen. Bitte beachten Sie die aktuell geltenden und von uns regelmäßig aktualisierten und kommunizierten Änderungen in Bezug auf die Ordnungs-, Abstands- und Sicherheitsregeln. –
In seiner großformatigen Wandgrafik „Kinetic Energy of Rigid Bodies” für die Kunst-Station Sankt Peter Köln bringt Liam Gillick abstraktes Denken und figurative Darstellung, Schmerz und Rationalität zusammen.
In den letzten zwanzig Jahren hat der britische Künstler, der sowohl für seine minimalistischen Werke als auch seine kritischen-reflexiven „entmaterialisierten“ Arbeitsweisen als Autor und Kritiker bekannt ist, ein umfangreiches Archiv aus mittelalterlichen Drucken angelegt. In groß aufgezogenen Vinylgrafiken ergänzt er Holzschnitte – Illustrationen aus mittelalterlichen Handschriften – mit Kommentaren zu Konsum und Produktionsbedingungen: Ein Mönch stößt auf die Ankunft des ersten Autos an, das mit computergesteuerten Robotern produziert wird. Der heilige Sebastian denkt über die „Rendite auf das eingesetzte Kapital“ nach. Und ein edler Ritter träumt von knallharter Abstraktion („A Depicted Horse is not a Critique of a Horse…“, 2018)
In der Kunst-Station Sankt Peter zeigt Gillick das aus medizinisch-chirurgischen Handschriften und Drucken des Spätmittelalters bekannte Motiv des Wundenmanns. An genau jener Stelle, an der sonst Peter Paul Rubens’ „Kreuzigung Petri“ den qualvollsten Moment des Märtyrertods zeigt, sinniert Gillicks Wundenmann mit stoischer Miene anhand einer Formel der klassischen Mechanik über die kinetische Energie von starren Körpern (kinetic energy of rigid bodies). An seinem nackten Körper zeigt der Dargestellte seine durch zahlreiche Messer, Speere und andere Werkzeuge und Waffen erzeugten grausigen Verletzungen, wenngleich sein Gesicht von einem merkwürdigen Ausdruck der Gleichgültigkeit geprägt ist. „Mir gefällt die Verquickung von ekstatischem Leiden und praktischem Nutzen. Jene seltsame lange Periode der Menschheitsgeschichte, in der Kirche und Wissenschaft versuchten, einander entgegenzukommen“, so Liam Gillick.
„Kinetic Energy of Rigid Bodies” ist ein Spiel mit den Gegensätzlichkeiten von Darstellungsweisen, Erwartungen und Denkmustern in Wissenschaft, Religion und Kunst. Gillicks Beitrag ist die dritte Position der Ausstellungsreihe „Replace Rubens”, in der Künstler*innen wie Gerhard Richter und Walid Raad während der Restaurierungsphase die südliche Ostwand neu bespielen, an der normalerweise Peter Paul Rubens’ Kreuzigung Petri (1638–1640) hängt. Die Reihe wird ab Juni von Kara Walker fortgesetzt und findet ihren Abschluss im Herbst mit einer Position der Kölner Künstlerin Jana Schröder.
Zum Künstler – Liam Gillick
Die vielfältigen Formen von Liam Gillicks Werk (geboren 1964 in Aylesbury, England, lebt und arbeitet in New York), die sich über Skulptur, Installation, Film, Text und verschiedene kollaborative Projekte erstrecken, spielen oft auf Schlüsselmomente in der Geschichte der modernen und postmodernen Kunst an. Fragen der Ökonomie, der Arbeit und der sozialen Organisation sind zentrale Themen in seinem Werk, ebenso das Überdenken der Ausstellung als Form und Reflexionen über die wandelbare Rolle des zeitgenössischen Künstlers als kulturelle Figur.
Gillicks Arbeiten wurden in zahlreichen wichtigen Ausstellungen gezeigt, darunter die documenta und die Biennalen von Venedig, Berlin und Istanbul. 2009 vertrat er Deutschland mit „How are you going to behave? A kitchen cat speaks” in Venedig. Museale Einzelausstellungen u.a. im Museum of Contemporary Art in Chicago, dem Museum of Modern Art in New York und der Tate in London. 2010 zeigte die Bundeskunsthalle in Bonn eine Soloshow Gillicks. Seine Arbeiten befinden sich in zahlreichen öffentlichen Sammlungen, darunter das Centre Pompidou in Paris, die Guggenheim Museen in New York und Bilbao sowie das Museum of Modern Art in New York.
In den letzten fünfundzwanzig Jahren arbeitete Gillick zudem als Autor und Kritiker zeitgenössischer Kunst, u.a. mit Beiträgen für Artforum, October, Frieze und e-flux Journal.
Zu seinen öffentlichkeitswirksamen Arbeiten gehören das Gebäude des britischen Innenministeriums in London und die Lufthansa-Zentrale in Frankfurt. Während dieser Zeit hat Gillick seine Praxis auf experimentelle Orte und gemeinsame Projekte mit Künstlern wie Philippe Parreno, Lawrence Weiner, Louise Lawler, Adam Pendleton und der Band New Order in einer Reihe von Konzerten in Manchester, Turin und Wien ausgeweitet.
https://liamgillick.info
www.estherschipper.com/de/artists/26-liam-gillick/works
www.kerlingallery.com/artists/liam-gillick
Bildnachweis: Copyright Kunst-Station Sankt Peter Köln
Kunst-Station Sankt Peter Köln
Jabachstr. 1, 50676 Köln/Cologne
Entrance: Leonhard-Tietz-Str. 6
phone 0049 221 921 3030
info@sankt-peter-koeln.de
www.sankt-peter-koeln.de
Opening hours:
Wed–Sun 12–6 pm, Mon/Tue closed
Mass: Thu 6 pm // Sun 10.30 am, 12, 6, 9 pm