25. Mai 2023 – 06. August 2023
Galerie der Stadt Fellbach


Wilhelm Lehmbruck (1881–1919) gilt als einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Einige seiner Skulpturen, namentlich „Die Kniende“ (1911) oder „Der Gestürzte“ (1915/16), sind Ikonen der klassischen Moderne. Die Galerie der Stadt Fellbach präsentiert im Rahmen des Europäischen Kultursommers mit Gastland Frankreich eine der bislang umfassendsten Ausstellungen zum grafischen Werk dieses Ausnahmekünstlers. Die Eröffnung der Schau findet am Donnerstag, 25. Mai 2023, um 19 Uhr, im Großen Saal des Fellbacher Rathauses statt. Nach der Begrüßung durch Oberbürgermeisterin Gabriele Zull führt der Sammler Prof. Dr. Klaus Zerres in die Ausstellung ein.

Heinrich Wilhelm Lehmbruck wurde am 4. Januar 1881 als viertes Kind einer Bergmannfamilie in Meiderich bei Duisburg geboren. Gefördert von seinem Zeichenlehrer, lernte er von 1895 bis 1899 zunächst an der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf. 1901 begann er ein Bildhauerstudium an der Königlichen Akademie in Düsseldorf. Er zeichnete sich schnell in der Gestaltung naturalistischer und klassizistischer Genreplastik aus.

In Fachkreisen bereits hochgelobt, hatte Lehmbruck 1907 mit großem Erfolg an einer Ausstellung der Société Nationale des Beaux-Arts in Paris teilgenommen. Paris war seinerzeit Dreh- und Angelpunkt der künstlerischen Avantgarde. Angeregt durch die revolutionäre Erneuerung der Bildhauerei durch so unterschiedliche Künstlerpersönlichkeiten wie Maillol und Rodin, suchten viele junge Künstler aus ganz Europa hier nach neuen gestalterischen Lösungen.

Folgerichtig reifte in Lehmbruck die Erkenntnis, dass für ihn der Kontakt mit der Pariser Kunstszene eine neue, ganz eigene künstlerische Formensprache befördern würde. So zog der Künstler mit seiner kleinen Familie 1910 nach Paris. Hier entstanden neben verschiedenen skulpturalen Meisterwerken die meisten der in der Fellbacher Galerie gezeigten Radierungen und Lithografien.

Lehmbruck ritzte seine Motive ohne präzise Vorzeichnung mit der Stahlnadel unmittelbar in die Druckplatte, meist aus Zink, seltener aus Kupfer. Diese Spontaneität nähert das Ergebnis der freien Handzeichnung an. Auch die vorsätzlich nachlässige Behandlung der Druckplatte während des Druckes verursachte Unterschiede innerhalb der einzelnen Auflagen, die Lehmbruck als „Geschenke des Zufalls“ (Eduard Trier, 1955) verstand. Insofern hat jeder Abzug etwas Einzigartiges, ganz Charakteristisches. Künstlerisch sind die Radierungen nicht im unmittelbaren Zusammenhang mit den Skulpturen zu sehen. Sie sind weder Entwürfe noch Studien, vielmehr beanspruchen sie ihre eigene Stellung im bedeutenden Oeuvre dieses viel zu früh verstorbenen Künstlers.

Seit rund 30 Jahren sammelt Klaus Zerres schwerpunktmäßig Druckgrafik von Wilhelm Lehmbruck. Es entstand eine der umfangreichsten Privatsammlungen zum grafischen Werk dieses Künstlers. Mit über 80 Exponaten bietet die Fell-bacher Ausstellung einen repräsentativen Überblick über Lehmbrucks grafisches Werk.

Bildnachweis: Lehmbruck_Jünglingskopf


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