24. November 2024 – 2. März 2025
Kunstsammlungen am Theaterplatz und Henry van de Velde Museum


Henry van de Velde mittendrin

Die Kunstsammlungen Chemnitz widmen sich mit der Ausstellung Reform of Life Henry van de Velde in seiner Rolle als zentralem Vermittler und Scharnier zwischen den Reformkunstbewegungen der Moderne. Als Auftaktausstellung der Kunstsammlungen Chemnitz für die Kulturhauptstadt Europas 2025 wird die Schau die regionalen wie auch europäischen Dimensionen der Reformkunstbewegungen anhand von Henry van de Velde einem lokalen wie internationalen Publikum zugänglich machen.

Der belgische Künstler Henry van de Velde (1863–1957) gilt als wichtigster Vertreter des Jugendstils. Weniger bekannt ist seine Rolle als zentrale Figur der europäischen Reformkunstbewegungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. In der Blütezeit seines Wirkens schuf er in Chemnitz zwei Villen, einen Tennisclub und mehrere Interieurs, darunter 1902/03 die Villa Esche als architektonisches und gestalterisches Gesamtkunstwerk. Sie beherbergt heute das Henry van de Velde Museum der Kunstsammlungen Chemnitz. Mit über 130 Werken sowie 65 historischen Fotografien aus dem Umfeld seines Auftraggebers und Freundes Herbert Eugen Esche verfügen die Kunstsammlungen Chemnitz über einen wichtigen Teil von van de Veldes Œuvre. Zugleich sammelt die Textil- und Kunstgewerbesammlung der Kunstsammlungen Chemnitz seit ihrer Gründung 1898 zeitgenössisches europäisches Kunstgewerbe und Textilien und besitzt so einen herausragenden Bestand an Werken u. a. der Arts and Crafts-Bewegung, des Jugendstils und des Bauhauses.

Die Verbindungen der europäischen Reformkunstbewegungen waren vielschichtig: 1902, im Jahr des Baubeginns der Villa Esche, bezeichnete Henry van de Velde William Morris als seinen »unmittelbaren Vorgänger«, auf dessen Werk seine eigenen künstlerischen Prinzipien aufbauen. Einundzwanzig Jahre später hob Walter Gropius die »Protestbewegungen« von Morris und van de Velde als Wegbereiter des Bauhauses hervor. Henry van de Veldes Wirken an der Weimarer Kunstgewerbeschule sowie als Mitinitiator des Werkbundes hatten weitreichenden Einfluss auf die Ideen der 1919 gegründeten Schule. Mit La Cambre eröffnete Henry van de Velde 1926 in Brüssel schließlich eine Hochschule, die häufig das »belgische Bauhaus« genannt wird.

Ausgehend von seiner Rolle als Künstler, Architekt, Lehrer und Autor stellt die Ausstellung das enge Geflecht der künstlerischen Visionär:innen, Produzent:innen und Händler:innen zwischen 1880 und 1930 dar, darunter William Morris, Richard Riemerschmid, Marianne Brandt, Otti Berger und Max Bill. Die »Apostel des neuen Stils« verbreiteten in ganz Europa die Überzeugung von einer »Wiederkehr der Schönheit auf Erden und den Anbruch einer Ära sozialer Gerechtigkeit und menschlicher Würde« (Henry van de Velde). Die Lebenslinien der Reformkunstbewegungen zwischen Idealismus und Pragmatismus, künstlerischem Erfolg und ideologischem Scheitern legt die Ausstellung an zwei Standorten, den Kunstsammlungen am Theaterplatz und im Henry van de Velde Museum in der Villa Esche, offen. Im Henry van de Velde Museum ist die Präsentation während des gesamten Kulturhauptstadtjahrs 2025 zu sehen.

»Mit der Ausstellung Reform of life beginnen die Kunstsammlungen Chemnitz das Europäische Kulturhauptstadtjahr und somit eine Reihe an Präsentationen, die Chemnitz als historische wie zeitgenössische Kunststadt hervorheben. Dank wichtiger Protagonisten wie Henry van de Velde soll Chemnitz in ein kulturell dichtes Geflecht auf europäischer Ebene eingereiht werden.«, sagt Dr. Florence Thurmes, Generaldirektorin.

»Mit der Villa Esche steht eines von Henry van de Veldes wichtigsten Gebäuden seiner Jugendstilperiode in Chemnitz, doch anlässlich der Kulturhauptstadt 2025 wollen wir zeigen, dass van de Velde noch viel mehr war als ein Jugendstilkünstler: Zusammen mit seiner Frau war er ein hervorragender Netzwerker, blieb immer am Puls der Zeit und wurde schon zu Lebzeiten von Gestaltern wie Max Bill und Le Corbusier als Vorbild gefeiert. Am Beispiel von Henry van de Velde und den ihn umgebenden Personen lässt sich die Entstehung dessen was wir heute Produktdesign nennen wunderbar nachverfolgen,«, so die Kuratorin Dr. Anika Reineke.

Reform of Life bezieht neue Erkenntnisse der Bauhaus- und Modernismusforschung zur Rolle Henry van de Veldes mit ein und beleuchtet wenig erschlossene Aspekte seines Schaffens, etwa seine Zusammenarbeit mit dem Hohenzollern Kunstgewerbehaus, die vier »Zitadellen« der Moderne sowie seine Auseinandersetzung mit serieller Fertigung.

Veranstaltungen zur Ausstellung

Im Rahmen der Ausstellung finden zahlreiche Veranstaltungen und fremdsprachige Führungen statt. Bitte informieren Sie sich auf unserer Website über das vollständige Programm.

Eröffnung

Samstag, 23. 11. 2024, 18:15 Uhr
Kunstsammlungen am Theaterplatz

Vorträge

Mittwoch, 18. 12. 2024, 18:30 Uhr
»Hinter jedem erfolgreichen Mann…« – Maria van de Velde und Anna Muthesius
Friederike Berger, Frauen*stadtarchiv Dresden

Mittwoch, 22. 1. 2025, 18:30 Uhr
Der Chemnitzer Lawn Tennis Club von Henry van de Velde – Schicksal eines Architekturjuwels
Isabella Hofmann, Kunstsammlungen Chemnitz

Mittwoch, 12. 2. 2025, 18:30 Uhr
Gestalter und Architekt – Henry van den Velde und die Raumkunst
Dr. Antje Neumann, Keramik-Museum Bürgel & Bauhaus-Werkstatt Museum Dornburg

Mittwoch, 26. 2. 2025, 18:30 Uhr
Henry van de Velde. Art education and architecture between Belgium and Germany (in English)
Ruben Mantels & Dr. Hendrik Defoort, Universitätsbibliothek Gent

Bildnachweis: Henry van de Velde/Nick Roericht, Teekanne TC 100, Musiksalon der Villa Esche, Kunstsammlungen Chemnitz, Foto: Kunstsammlungen Chemnitz/Lorenz Ebersbach © VG Bild-Kunst, Bonn 2024


Kunstsammlungen Chemnitz

Kunstsammlungen am Theaterplatz
Museum Gunzenhauser
Schloßbergmuseum
Henry van de Velde Museum
Carlfriedrich Claus Archiv

Kunstsammlungen Chemnitz
Theaterplatz 1
09111 Chemnitz
T +49 (0)371 488 4474
F +49 (0)371 488 4494
www.kunstsammlungen-chemnitz.de

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