26. November 2022 bis 19. März 2023
Albrechtsburg Meissen


Die Ausstellung wird am Freitag, den 25. November 2022, ab 18:00 Uhr im Dom zu Meißen und anschließend ab 18:45 Uhr in der Albrechtsburg Meissen eröffnet.

In der Albrechtsburg Meissen wird ab 26. November 2022 eine neue Sonderausstellung präsentiert. Die Ausstellung »PASSION MENSCH« zeigt in den spätgotischen Räumen eine Werkschau des Malers Christoph Wetzel, der in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag beging.
Die Schau würdigt Wetzels Lebenswerk mit über 60 Gemälden, rund 25 Zeichnungen und Skulpturen aus unterschiedlichen Schaffensphasen.

Seine Gemälde und Zeichnungen geben einen faszinierenden Einblick in die Seele bekannter und unbekannter Persönlichkeiten aus Sachsen und der Welt. Denn Wetzel malt bis heute mit großer Leidenschaft Menschen.

Ein „Menschenmaler“ sei er, betont Christoph Wetzel, wenn er immer wieder nach seinem bekanntesten Werk, der Kuppel-Ausmalung für die Dresdner Frauenkirche, gefragt wird. Die barocken Deckengemälde, die er nach Kriegszerstörungen in der Frauenkirche, im anhaltischen Schloss Hundisburg, im schlesischen Schloss Wernersdorf und im Konzertsaal „Oratorium Marianum“ der Breslauer Universität rekonstruierte, beschäftigten ihn über ein Jahrzehnt seines Lebens sehr intensiv. Doch weitaus länger sucht er danach, Menschen mit all ihren Empfindungen abzubilden.

Seit 1977 ist Christoph Wetzel freischaffend tätig. Bis heute entstanden hunderte Porträts – von berühmten und weniger berühmten Zeitgenossen. Er malt sie in verschiedenen malerischen Bildsprachen, einerseits fast altmeisterlich, andererseits heftig und expressiv. Und er hat dabei stets sein Gegenüber im Blick, einen Menschen, der ihm normalerweise einige Tage Modell sitzen muss. Das, was Wetzel aus Gesprächen über den Porträtierten erfährt, was er in dessen Augen erspürt, fließt ins Gemälde ein. Er kombiniert die Malkunst Cranachs oder Courbets mit einer psychologischen Erfassung.

Mit dieser Haltung ist Christoph Wetzel ein Außenseiter des aktuellen Kunstbetriebs geblieben. In der Dresdner Kunsttradition tief verwurzelt, wurde er von denen, die sich selbst als Avantgarde bezeichneten, nie so recht akzeptiert. Zugleich wollte er in der DDR nie um Staatsaufträge buhlen. Als Sohn eines Pfarrers in Berlin geboren, hat er die christliche Botschaft tief verinnerlicht. Inhalt und Darstellungsweise seiner Bilder sind stark von den Werken in der Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister geprägt. Monate verbrachte er dort, um die großen Meister zu kopieren oder gar die Galerieräume selbst zu malen. Mit 20 Jahren war Wetzel nach Dresden gekommen, um an der Hochschule für Bildende Künste zu studieren. Er blieb – und porträtierte unter anderem Menschen der Dresdner Gesellschaft.

Von 1982 bis 1986 lehrte Christoph Wetzel an der Zeichenschule der Porzellan-Manufaktur Meissen. In diesen Jahren entstanden auch plastische Arbeiten, etwa der kantige, lebensnah wirkende Kopf von Johann Friedrich Böttger. Wenn es möglich war, arbeitete Wetzel auch als Porzellanplastiker und Bildhauer. Denn das Gestalten in Stein und Ton war ab 1965 seine erste Berufung.

Neben den Menschen, die ihn umgaben, beschäftigte sich Wetzel immer und immer wieder mit Jesus Christus, dem Gekreuzigten, Leidenden und Auferstandenen. In der Gestalt Christi sieht er den Menschen mit seiner Verletzlichkeit, seiner Schuld und Vergänglichkeit, aber auch den Erlöser in der erfahrbaren Welt unserer Tage. Die Christusgestalten, die er malte, haben individuelle, porträthafte Züge.
Unter dem Eindruck der ersten Corona-Welle gestaltete er einen Jesus am Kreuz, der den Betrachter mit eindringlichem Blick in die Augen schaut. Um anzuklagen, welchen Irrsinn Menschen in der Welt anrichten, wie die Szenen im Hintergrund hintersinnig andeuten. „Golgatha“, so der Titel, sollte eigentlich in der Dresdner Bussmannkapelle aufgehängt werden, dem Gedenkort der 1945 bombardierten Sophienkirche. Doch eine Mehrheit des Vereins, der für diese Kapelle verantwortlich zeichnet, lehnte die dauerhafte Ausstellung des Gemäldes ab und ließ es sogar ohne Absprache mit dem Künstler vorzeitig abhängen. Wieder kam sich Wetzel als Einzelkämpfer vor.
In der Meißner Albrechtsburg wird nun sein Lebenswerk endlich so gewürdigt, wie es sein sollte. Die Sonderausstellung vereint über 60 Gemälde, darunter auch Arbeiten, die erst in den letzten Jahren entstanden sind. Hinzu kommen rund 25 Zeichnungen und mehrere Skulpturen aus unterschiedlichen Schaffensphasen. Und natürlich wird auch Porzellan aus Wetzels Hand zu sehen sein – bemalte und modellierte Stücke, die eine direkte Brücke nach Meißen schlagen.

Über den Künstler

1947 geboren am 5. Juni 1947 in Berlin, frühzeitige Versuche im Malen und Zeichnen
1965-67 Steinmetzlehre, figürliche Arbeiten in Stein, Abendstudium der Bildhauerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee bei Gerhard Thieme
1967-73 Studium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden bei Gerhard Kettner und Fritz Eisel, Diplom als Wand- und Tafelmaler
1973-74 kurzzeitige Restauratoren-Ausbildung an den Staatl. Kunstsammlungen Dresden, Galerie Alte Meister
1974-77 Lehrtätigkeit an der Hochschule für Bildende Künste Dresden seit 1977 freischaffend in Dresden
1982-86 zwischenzeitliche Lehrtätigkeit an der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen für Naturstudium und Gestaltung
1994 Wohnsitz in Ringenhain (Oberlausitz), Ateliers in Dresden und Neukirch, seit 2014 in Berlin
2002-05 Erforschung, Rekonstruktion und Schaffung der Kuppelgemälde in der Frauenkirche Dresden
2007 Vorsitzender des Künstlersonderbundes in Deutschland e.V. (Realismus der Gegenwart)
2010-11 Rekonstruktion der Deckengemälde im Schloss Hundisburg bei Magdeburg
2013-14 Erforschung und Rekonstruktion der Deckengemälde im Konzertsaal der Universität Breslau (Wroclaw)

Arbeiten im öffentlichen Besitz (Auswahl):

− Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Galerie Neue Meister
− Deutsches Historisches Museum Berlin
− Internationales Olympisches Komitee, Lausanne
− Albertina – Graphische Sammlung, Wien
− Fränkische Galerie – Festung Rosenberg, Kronach
− Staatliches Museum Schwerin
− Kunsthalle Rostock
− Schlösserland Sachsen, Fasanenschlösschen Moritzburg

Deckengemälde Rekonstruktionen (Kriegsverlust):

− Frauenkirche Dresden (Kuppelgemälde)
− Schloss Hundisburg (Deckengemälde)
− Uniwersytet Wroclawski, ORATORIUM MARIANUM/Wroclaw (Breslau), (Deckengemälde)
− Schloss Wernersdorf (Pichowice, Polen, Hirschberger Tal)

An der Museumskasse ist der Katalog »Dazwischen – Christoph Wetzel« Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafik, Skulpturen (256 Seiten, Format 21 x 26,5 cm, 1. Auflage 2017, ISBN 978-3-95976-043-0) zum Preis von 39,80 Euro erhältlich.

Die Ausstellung ist in Kooperation mit dem Dom zu Meißen entstanden.

EINTRITT

Sonderausstellung (SA) 4,00 Euro | ermäßigt 3,00 Euro
Dauerausstellung (inkl. SA) bis 31.12.22 10,00 Euro | ermäßigt 8,00 Euro
Dauerausstellung (inkl. SA) ab 01.01.23 12,00 Euro | ermäßigt 10,00 Euro

ÖFFNUNGSZEITEN

Bis Februar täglich 10:00 bis 17:00 Uhr
Ab März täglich 10:00 bis 18:00 Uhr

Bildnachweis: Titelbild der Ausstellung; »Golgatha«, Öl auf Leinwand, 2020


Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gemeinnützige GmbH
Albrechtsburg Meissen
| Domplatz 1 | 01662 Meißen
Telefon: +49 (0) 35 21 47 07–0 | Fax: +49 (0) 35 21 47 07–11
E-Mail: albrechtsburg@schloesserland-sachsen.de | www.albrechtsburg-meissen.de

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