„NORDLICHTER“ DIETRICH HELMS, ARNOLD LEISSLER, SIEGFRIED NEUENHAUSEN UND KAI SUDECK
10. April bis 28. Juli 2024
Sprengel Museum Hannover
SCHENKUNGEN FÜR DIE GRAFISCHE SAMMLUNG
Die Ausstellung. „Nordlichter“ vereint Werke der vier Künstler Dietrich Helms, Arnold Leissler, Siegfried Neuenhausen und Kai Sudeck. Alle stammen sie aus dem norddeutschen Raum und gehören – in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts geboren – zur selben Generation. Die Werke der vier „Nordlichter“, die als Schenkungen und Nachlässe die Grafische Sammlung des Sprengel Museum Hannover bereichern, umfassen ein breites Spektrum an stilistischen und technischen Ausdrucksmöglichkeiten. Die Ausstellung vereint gegenständliche Zeichnungen und abstrakte Collagen, Farblithografien und Kreidezeichnungen, Arbeiten, die Anleihen beim Informel finden und jene, die das Experimentelle streifen. Jedem Künstler widmet die Ausstellung einen eigenen Raum. Mit insgesamt 102 Arbeiten auf Papier, die zwischen 1950 und heute entstanden sind, präsentiert „Nordlichter“ ein Viertel der geschenkten Konvolute von Helms, Leissler, Neuenhausen und Sudeck an das Sprengel Museum Hannover.
DIETRICH HELMS
Osnabrück 1933–2022
Hamburg Dietrich Helms wurde 1933 in Osnabrück geboren. Er studierte in den 1950er Jahren in Hamburg und Kassel. In den Jahren 1958 bis 1965 war er Gymnasiallehrer in Hannover. Von 1965 bis 1998 lehrte er an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Auch als Kunstvermittler und Kritiker machte er sich einen Namen. Helms arbeitete vor allem als Zeichner, aber auch als Maler und Objektkünstler.
Dietrich Helms‘ Gesamtwerk umfasst umfangreiche Werkgruppen, die sich folgendermaßen einteilen lassen: In der 1960er Jahren begann er mit strengen schwarz-weißen „Gitterzeichnungen“. In den 1970er und 1980er Jahren folgten die „Blindzeichnungen“ vorwiegend von Gesichtern, die er mit geschlossenen Augen spontan ausführte. Bei den „Schnörkeln“ und „Großen Kurvaturen“, die Helms seit den 1980er Jahren fertigte, wurde die Zeichnung kontrollierter und zugleich organischer. Man meint, konkrete Pflanzen und Körper zu entdecken. In den Spätwerken, die mit der Jahrtausendwende entstehen – der „Monte Ceresa“-Serie und der „Gegenden“ – treten landschaftliche Andeutungen zutage. Es ist kennzeichnend für sein Werk, dass er von der Abstraktion herkommend versucht, Gegenständliches einzubeziehen. 2022 starb Dietrich Helms in Hamburg.
ARNOLD LEISSLER
Hannover 1939 –2014
Hannover Arnold Leissler wurde 1939 in Hannover geboren. Sein Vater war Architekt. Er ging an die Werkkunstschule in Hannover und studierte auch in Florenz und Nürnberg. Im Jahr 1968/69 gewann er den Rompreis der Villa Massimo in Italien. Ab 1976 lebte er hauptsächlich in der Toskana, hatte aber weiterhin ein Atelier in Hannover. Er war Maler, Grafiker und Zeichner. Leissler war eher ein Einzelgänger, und sein Stil ist kaum einzuordnen. Anfangs – während seiner Schul- und Studienzeit in den 1950er Jahren – machte er informelle und karikaturhafte Zeichnungen. Später wurden seine Kompositionen sehr genau und kontrolliert. Seine Kunst zeichnete sich durch klare Linien und intensive Farben aus. In den frühen 1960er Jahren begann er, abstrakt zu arbeiten. Er reduzierte Landschaften auf geometrische Formen und stellte sie oft als Grundriss oder aus der Vogelperspektive dar. Inspiriert von seinen Aufenthalten in Italien kombinierte er abstrakte weibliche Figuren, Möbel und mediterrane Landschaften mit barocken Ornamenten und Formen. Arnold Leissler starb im Jahr 2014 in Hannover.
SIEGFRIED NEUENHAUSEN
*1931 Dormagen, lebt in Hannover
Siegfried Neuenhausen wurde 1931 in Dormagen am Rhein geboren. Heute lebt und arbeitet er in Hannover. Von 1952 bis 1959 studierte er an der Kunstakademie in Düsseldorf. Von 1960 bis 1964 arbeitete er als Kunsterzieher in Hannover und war von 1964 bis 1996 Professor an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Neuenhausen arbeitet vornehmlich als Bildhauer und Grafiker. Er initiierte zahlreiche Projekte im öffentlichen Raum und arbeitete mit Gefangenen und Patienten in psychiatrischen Kliniken. Seit den 1960er Jahren hat er Collagen und Zeichnungen erstellt sowie „Tagebücher“, die Texte, Collagen und Zeichnungen enthalten. Das Verhältnis von Kunst, Gesellschaft und Politik ist Neuenhausens Hauptthema. In den frühen Arbeiten der 1960er Jahre spielten die Beziehungen der Geschlechter eine besondere Rolle. Seit den später 1960er Jahren setzt er sich zunehmend mit gesellschaftskritischen Fragen und tagespolitischen Ereignissen auseinander, wie zuletzt bei der großformatigen Collage „Ukraine“ von 2022. Trotz fortschreitender Sehbeeinträchtigung hat Neuenhausen während der Corona-Pandemie alte Holzschnitte zu neuen, monumentalen Collagen verarbeitet.
KAI SUDECK
Lübeck 1928–1995 Ratzeburg
Kai Sudeck wurde 1928 in Lübeck geboren. Bis 1950 studierte er Malerei an der Landeskunstschule in Hamburg sowie 1952/52 Kunstgeschichte in Heidelberg. 1950/51 besuchte er eine Kunstschule in Paris. Die in Paris zu dieser Zeit vorherrschende Kunstrichtung des Informel beeindruckte ihn stark. An Jean Dubuffet, Jean Fautrier und Wols schulte er seinen Blick und fand während der 1950er Jahre zu seiner eigenen Art des Informel und der Abstraktion. Von 1959 bis 1993 war er zunächst Dozent, seit 1962 Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Eine enge Freundschaft verband ihn mit Dietrich Helms. Seit den 1960er Jahren fand Sudeck zu figürlichen Themen zurück. Sitzende als Einzelfiguren und Badende als Gruppen werden in umfangreichen Serien in verschiedenen Abstufungen von Abstraktion durchdekliniert. 1995 starb Kai Sudeck in Ratzeburg.
Bildnachweis: Dietrich Helms, Zeichnungspaket, 1968, Papierobjekt, zerrissene Zeichnungen in transparenter Folientüte, zugeheftet, 30,4 x 39,5 x 0,5 cm, Foto: Herling/Herling/Werner, Sprengel Museum Hannover; © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
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