NICHT VIEL ZU SEHEN. WEGE DE ABSTRAKTION 1920 BIS HEUTE
24. Februar bis 1. September 2024
Von der Heydt Museum Wuppertal
Das Von der Heydt-Museum breitet erneut seine Schätze aus: Nach „ZERO, Pop und Minimal“ steht nun die Abstraktion im Fokus: von der klassischen Moderne bis hin zu heutigen Tendenzen der ungegenständlichen Malerei. Hauptwerke be-kannter Künstlerinnen sind genauso zu sehen wie lange verborgene Kostbarkei-ten aus den Depots. Eine Reihe von Neuerwerbungen aus den vergangenen Jahren wird erstmals überhaupt ausgestellt. Benannt ist die Schau nach dem Titel eines bedeutenden Beispiels informeller Malerei im Bestand des Museums: Jean Faut-riers Bild „Not much to look at (Nicht viel zu sehen)“ aus dem Jahr 1959. Insbesondere die vielen überraschenden Wechselbeziehungen zwischen figurati-ven und gegenständlichen Ansätzen einerseits und der ungegenständlichen bzw. abstrakten Kunst andererseits werden in der Ausstellung erlebbar. Etwa indem die historische Schlüsselfigur Max Ernst auf einen aktuellen Künstler wie Pius Fox trifft oder indem sich Werke von Amedée Ozenfant und Toulu Hassani, von Jean Dubuffet und Hannsjörg Voth, von George Mathieu und Katharina Grosse be-gegnen. Die Wege der Abstraktion in der Moderne sind verschlungen: ein leben-diger und offener Prozess mit vielen Beteiligten. Unterschiedliche Ideen stehen am Anfang der abstrakten und abstrahierenden Malerei. Sie sind aus dem Bewusstsein heraus entstanden, dass die Malerei mehr kann, als nur die Dinge, die man sieht, ins Zweidimensionale der Leinwand zu übersetzen. Die Idee, dass ein Gemälde allein aus Farben und Linien auf Leinwand besteht und darüber hinaus keine Bedeutung hat, entstand im Umkreis der De-Stijl-Bewegung der 1920er Jahre und lässt sich bis zur Farbmalerei von heute ver-folgen. Künstler wie Paul Klee und Wassily Kandinsky nahmen für ihre abstrakten Werke ebenfalls nicht den realen Gegenstand in den Blick, sondern schauten in sich hinein, verbanden äußeres und inneres Erlebnis. In der informellen Malerei hatten sie berühmte Nachfolgerinnen.
Die Schulung des Sehens durch die abstrakte und ungegenständliche Kunst führt schließlich dazu, dass auch figürliche Bilder rein formal gelesen werden und die auf ihnen dargestellten Dinge fremd erscheinen, wie selbstbezügliche Gebilde aus Linien und Farben. Tatsächlich gehen nicht wenige Künstler*innen auch diesen umgekehrten Weg. In ihren Arbeiten verliert der reale Gegenstand seine alltägli-che Bedeutung: „Ohne Titel“.
Bildnachweis: Fautrier Jean. Nicht zu viel zu sehen 1959. VDHMuseum. © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Von der Heydt-Museum
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