09. Juli – 16. Oktober 2022

im Panorama Museum


Hans-Peter Müller, geboren 1942 in Leipzig, Absolvent der legendären Hochschule für Grafik und Buchkunst am Ort, gehört seit über fünf Jahrzehnten zu jenen Malern und Grafikern, die mit ihrem Schaffen entscheidend zum Erfolg jener altmeisterlich-figurativen, manieristischen Kunsthaltung und Stilauffassung beigetragen haben, die den Kern der ›Leipziger Schule‹ seit ihren Anfängen ausmachen. Im Anschluss an Werner Tübke sind es gerade die Rückgriffe auf gesteigerte kunsthistorische Ausdrucksmittel und die prononcierte Verwendung überlieferter ikonografischer Grundmuster, Mythen, Archetypen, Sinnbilder und Legenden, die im Dienst metaphorischer und allegorischer Verdichtung existenzieller Themen wie geistiger Gehalte zu wesentlichen Merkmalen seiner Kunst wurden. Kunst aus Kunst, Mythos, Gnosis, Theogonie, Historie ist das bestimmende Prinzip dieses neuen Manierismus und das Mittel, dem Entwurf eines wahrhaft humanistischen Konzepts in Malerei, Zeichnung und Plastik vollendet Gestalt zu geben.

Hans Sedlmayr sah Mensch und Kunst vom »Verlust der Mitte« bedroht, einem Verlust von Maß und Menschlichkeit in Kunst und Gesellschaft. Hans-Peter Müllers ›Rückkehr der Mitte‹ behauptet entschieden das Gegenteil, denn der Mensch steht uneingeschränkt im Zentrum seines Schaffens. »Jenseits von Eden« bezeichnet dabei die Wirklichkeit des genus humanum, das seit Kain und Abel verstrickt ist in ein Netz von Gut und Böse, von Tugend und Laster. Der »Abgrund Mensch« im Spannungsfeld von Gesinnung und Trieben – das ist das Thema von Hans-Peter Müller, das verkörpert sein Werk, welches in der Emanation des Körperlichen aus dem Geist des Göttlichen rare Manifeste einer jahrtausendealten mythischen Menschlichkeit beschwört.

Über mehr als ein halbes Jahrhundert spannt sich das Wirken des Meisters, unüberschaubar scheint seine künstlerische Leistung, die bislang noch kaum publiziert ist. Erstmals überhaupt wird aus Anlass des 80. Geburtstages von Hans-Peter Müller im Panorama Museum zu Bad Frankenhausen nun eine große Retrospektive seines Schaffens gezeigt, die knapp 100 Werke von seinen Anfängen bis in die unmittelbare Gegenwart präsentiert.  

Textnachweis: Gerd Lindner
Bildnachweis: Transport nach Gallien, 2010, Öl auf Leinwand (4-teilig), 225 x 324 cm (zusammen), Besitz des Künstlers, Foto: Falko Behr


Panorama Museum
Am Schlachtberg 9
D-06567 Bad Frankenhausen
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F 03 46 71 / 6 19 20
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