Oldenburg. Am 13. November feiert das Horst-Janssen-Museum sein 20. Jubiläum. Einen Tag vor dem Geburtstag des Künstlers, 14. November, wurde es im Jahr 2000 feierlich von Gerhard Schröder eröffnet. Neben dem Bundeskanzler hielt auch der Janssen-Vertraute und FAZ-Herausgeber Joachim Fest hielt die Festrede. 20 Jahre ist der moderne Bau in direkter Nachbarschaft zum Oldenburger Lappan zu einer festen Größe geworden. „Das Horst-Janssen-Museum hat in den vergangenen Jahren eine besondere Stellung in der Oldenburger Kulturlandschaft eingenommen. Wir werden gezielt dafür arbeiten, dass es seinen großen Stellenwert für Stadt und Region behält“, sagt Oberbürgermeister Jürgen Krogmann.

Mehr als nur Janssen

Trotz des prominenten Namensgebers gibt es in dem Oldenburger Museum schon von Beginn an nicht nur Werke des Grafikkünstlers zu sehen. In den vergangenen 20 Jahren hat sich das Horst-Janssen-Museum stetig weiterentwickelt. Insbesondere in den letzten zehn Jahren wurde – ausgehend vom Namensgeber – der Fokus noch stärker auf die Zeichnung gelegt. Es das einzige Haus in Deutschland, dass sich ausschließlich der Zeichenkunst und Druckgrafik widmet. „Der Name ‚Horst Janssen‘ hat uns viele Möglichkeiten gegeben, ist aber auch eine große Herausforderung: Wie schafft man es, ein Museum, das einer Person gewidmet ist, im Gespräch zu halten?“, sagt Dr. Jutta Moster-Hoos, Leiterin des Horst-Janssen-Museums. Dafür haben die Museumsleiterin und ihr Team in den vergangenen Jahren vielfältige Projekte verwirklicht. Neben Zeichnungen und Grafiken von den großen Meistern der Kunstgeschichte wie Rembrandt, Egon Schiele, Picasso und Joseph Beuys wurden auch innovative Konzepte umgesetzt: animierte Zeichnungen, Papierschnitte, Graphic Novels, Partituren und vieles mehr. Mit Jorinde Voigt und Ralf Ziervogel wurden junge zeitgenössische Positionen gefeiert. Auch Janssen wurde tüchtig gegen den Strich gebürstet – Helene von Oldenburg stapelte beispielsweise seine Zeichnungen zu minimalistischen Skulpturen. Erst in diesem Sommer wurde das Museum selbst zum Kunstobjekt, als Dan Perjovschi die Glasfassade des Museums mit seinen politischen Zeichnungen versah.

Anfassen und ausprobieren erwünscht

Die Werke dürfen dabei oft nicht nur anschaut werden, die Besucherinnen und Besucher sind auch dazu eingeladen, selbst kreativ zu werden. In der Ausstellung „Natur schöpfen“ haben die Besucherinnen und Besucher selbst Pigmente aus Pflanzen gewonnen und aus alten Jeans Papier hergestellt. In der aktuellen Dauerausstellung werden die oftmals schwer verständlichen Techniken wie Lithografie, Radierung oder Holzschnitt vermittelt wie in keinem anderen Ausstellungshaus. Hier heißt es: Hands on! – Radierplatten zum Befühlen, Lithosteine zum In-die-Hand-nehmen und Bekritzeln und Holzschnitte zum selber Ausprobieren – alles natürlich mit Bild und Ton. „Wir wollen unseren Gästen anschaulich und sinnlich nahe bringen, wie Horst Janssen gearbeitet hat. Am schlimmsten sind Vitrinen, in denen Werkzeug konserviert wird, dessen Funktion keiner versteht“, berichtet Jutta Moster-Hoos.

Die Welt von Stift und Papier

In über 60 Dauerausstellungen zu Janssen und rund 36 wechselnden Sonderausstellungen zeigt das Museum regelmäßig, wie vielfältig die Welt der Zeichenkunst ist. „Janssens Werk ist ja nahezu unerschöpflich, persönlich waren für mich deshalb viele Ausstellungen in den vergangenen Jahrzehnten sehenswert“, sagt Krogmann. Seit einigen Jahren entwickelt sich das Oldenburger Haus zu einem Museum international bekanntem Grafikmuseum. Kein Wunder also, dass es zum 20. Jubiläum mit „Das kann nur Zeichnung! Von Beethoven bis Pinterest“ einen programmatischen Blick in die Welt von Stift und Papier gibt. „Unsere Jubiläumsausstellung ist eine Hommage an alle, die zeichnen und alles, was gezeichnet wird: Bauzeichnungen, Kostümentwürfe, Storyboards, Gerichtszeichnungen, Handwerkerskizzen, Piktogramme, Comics, Stammbäume und Kinderzeichnungen. Wir blicken auf die Zeichnung als Kulturtechnik des Menschen und überwinden den rein künstlerischen Gattungsbegriff“, erklärt Jutta Moster-Hoos.

Pandemie durchkreuzt Jubiläumspläne

Während die Ausstellung zum 20. Jubiläum Anfang Oktober noch eröffnet werden konnte, musste die Jubiläumsfeier, die für Mitte November geplant war, aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. „Es ist sehr schade, dass wir diesen tollen Moment in der Geschichte des Horst-Janssen-Museums nicht gemeinsam erleben können. Aufgrund der aktuellen Situation ist es absolut nachvollziehbar, dass das Jubiläum warten muss, aber es wäre eine schöne Gelegenheit gewesen, das Museum und die Oldenburger Kulturszene zu feiern“, sagt Christiane Cordes, Leiterin des Amts für Kultur, Museen und Sport.

Auch die Jubiläumsausstellung muss derzeit pausieren, da das Museum aufgrund des bundesweiten Lockdowns bis voraussichtlich zum 30. November geschlossen ist. Für eine Verlängerung der Ausstellung bis Mitte Februar sieht es gut aus. Derzeit wird mit den Leihgeberinnen und Leihgebern verhandelt.

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