9. Dezember 2022 bis 19. Februar 2023
documenta archiv, Kassel


Mythos Emil Nolde – Mischa Kuballs Ausstellung „nolde / kritik / documenta“ eröffnet am 9. Dezember 2022 im Fridericianum in Kassel

Emil Nolde (1867–1956) zählt zu den bekanntesten Künstlern der klassischen Moderne. Von der NS-Propaganda zu „entarteter Kunst“ degradiert, sind Noldes Werke heute aus den Museen nicht mehr wegzudenken. Seine eigene Nähe zum Nationalsozialismus und seine antisemitischen Äußerungen wurden erst durch Forschungen der letzten Jahre wieder ins öffentliche Bewusstsein gerückt.

Der Konzeptkünstler Mischa Kuball (*1959) hat sich, unterstützt durch die Nolde Stiftung Seebüll und das documenta archiv, auf die Spuren dieser ambivalenten Künstlerpersönlichkeit begeben. Die Ausstellung „nolde / kritik / documenta“ beleuchtet das Werk und seine Wahrnehmung und fragt nach den Widersprüchen in der Künstlerfigur Emil Nolde.

Ausgangspunkt ist die Inszenierung seiner Gemälde auf den ersten drei documenta-Ausstellungen (1955, 1959, 1964), die das Nolde-Bild der bundesrepublikanischen Gesellschaft entscheidend mitprägten. Mischa Kuball konzipiert raumgreifende Medieninstallationen, die vielfältige Fragen aufwerfen, beispielsweise über unseren Umgang mit Bildern und nach dem Verhältnis zwischen Kunst, Künstler und Publikum. Ein begehbarer „Reflexionsraum“ entsteht, der den Blick auf die Originale nachhaltig verändert.

Erste Ergebnisse von Mischa Kuballs künstlerischer Forschungsarbeit wurden bereits im Winter 2020/2021 in der Draiflessen Collection in Mettingen vorgestellt, auf deren Initiative das Ausstellungsprojekt zurückgeht. Auf Einladung des documenta archivs setzt Kuball diese Spurensuche nun fort.

Dr. Birgitta Coers, Direktorin documenta archiv:
“Am Mythos des schwierigen Jahrhundertkünstlers Emil Nolde haben die frühen documenta Ausstellungen mitgeschrieben; sie sind Teil einer künstlerischen Erfolgsgeschichte, die sich vor allem der berückenden Farbigkeit und dem expressiven Pinselduktus seiner Malerei verdankt. Mischa Kuball lenkt den Blick auf die problematischen Schichten hinter den Bildern und Objekten, in die Tiefe der historischen Erinnerung und die Archive unseres Bildgedächtnisses. Kuball aktiviert Dokumente aus der Geschichte der Nolde-Rezeption und führt uns die komplexe Bedingtheit unserer Sehgewohnheiten vor Augen. Wir werden hier, im Kasseler Fridericianum, in das Noldes Gemälde 1955 zum ersten Mal einzogen, aufgefordert, auch die Institution ‚documenta‘ zu hinterfragen und uns der Vergangenheit zu stellen.”

Die Ausstellung „nolde / kritik / documenta“ wird vom 10. Dezember 2022 bis 19. Februar 2023 im Fridericianum im Kassel gezeigt. Sie ist ein Projekt des documenta archivs, der Draiflessen Collection, der Nolde Stiftung Seebüll und Mischa Kuball.

nolde / kritik / documenta
9. Dezember 2022 bis 19. Februar 2023
Fridericianum, Friedrichsplatz 18, Kassel
Ein Projekt des documenta archivs, der Draiflessen Collection, der Nolde Stiftung Seebüll und Mischa Kuball

documenta archiv | Museum Fridericianum und documenta gGmbH

https://www.documenta-archiv.de/de/

Das documenta archiv wurde 1961 von Arnold Bode, dem Initiator des Kasseler Ausstellungsunternehmens, mit der Aufgabe gegründet, den künstlerischen Leitungen eine memorierende Institution an die Seite zu stellen. Heute widmet sich das documenta archiv unter der Trägerschaft der documenta und Museum Fridericianum gGmbH der Sammlung, Dokumentation und wissenschaftlichen Erforschung von Texten, Bildern und Objekten zur modernen und zeitgenössischen Kunst. Einer der Schwerpunkte liegt auf den seit 1955 stattfindenden documenta Ausstellungen, den wechselnden kuratorischen Praktiken und den dokumentarischen Strategien von Gegenwartskunst. Das documenta archiv ist Mitglied im Arbeitskreis selbstständiger Kultur-Institute e.V. (AsKI) und initiiert wissenschaftliche Projekte entlang eigener Bestände, dies in Kooperation mit nationalen und internationalen Forschungs- und Kultureinrichtungen. Innerhalb der documenta gGmbH verfolgt das Archiv – gemeinsam mit der documenta und Museum Fridericianum gGmbH – eine künstlerisch-archivarische Ausstellungs- und Vermittlungsagenda.

Bildnachweis: nolde / kritik / dokumenta, documenta archiv © Mischa Kuball, documenta archiv, Nolde Stiftung Seebüll, Foto Nicolas Wefers


documenta archiv
Fridericianum, Friedrichsplatz 18
34117 Kassel
www.documenta-archiv.de/de

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