MAX DIEL „FEHLER IN DER MATRIX“
7. Juli bis 4. August 2024
Kunstverein Kirchzarten
Malerei im Kunstverein Kirchzarten
Es beginnt zumeist mit einer Situation, einer Begegnung in der Realität: Jemand bewegt sich und verdreht seinen Körper dabei, ein Gegenstand liegt herum, ein Hund hat eine Markierung im Fell, das Muster einer Jacke wird zum Gegenstand und bewegt sich wie ein eigenständiges Bild im Raum, ein Schatten legt sich auf einen Gegenstand und wirft dabei ein wildes Muster, welches den Gegenstand verschlingt.
All dies sind Momente der Inspiration. Sie gleichen einem Fenster im Alltag, welches den Ausblick in eine andere Welt freigibt. Im Film „Die Matrix“ erlebt der Protagonist (Keanu Reeves) beim Anblick einer Katze ein Déjà-vu. Ihm wird gesagt, Déjà-vus seien „Fehler in der Matrix“. Der Film baut darauf auf, dass es neben der bekannten Welt noch eine unbekannte Welt gibt, welches die „wahre“ Welt ist, wohingegen die uns bekannte Welt als „Matrix“ bezeichnet wird.
Diese Narration hat im Westen eine lange Tradition. In Platons‘ Ideenlehre gibt es eine reale Welt des „Soseins“ und eine ideelle Welt im Reich der Ideen. Hier sind Ur-Bilder der realen Welt anzufinden. So gibt es z.B. viele Bäume in der realen Welt, aber nur ein Ur-Bild des Baumes im Reich der Ideen. Die Idee des Menschen ist seine Seele. Wenn wir etwas erfinden, z.B. einen Stuhl, dann erinnert sich die Seele an die Idee des Stuhls und holt dieses Urbild in die Realität.
Er-innern besagt: in sich hinein gehen, horchen, fühlen. Genau das ist es, was in den Momenten der „Inspiration“ (wie ich es nenne) eben auch passiert. Es rührt sich etwas im Inneren. Ohne zu wissen, wohin mich das führt, nehme ich diese Momente in mich auf und transformiere sie in Malerei. Sie sind zunächst nicht viel mehr als Rohmaterial oder Humus, aus dem einmal etwas erwachsen wird. Später dann tauche ich in diese Momente ein und es beginnt der Prozess der Malerei. Ich hole oder „banne“ den Moment auf das Papier/die Leinwand. Die Malerei selbst wird mir zu einer Art Dialogpartner. Trotz aller Erfahrung und allem handwerklichem Können macht der Stift, der Pinsel, das Material nie das, was ich beabsichtige. Immer besteht diese „konzeptive Lücke“ zwischen Wunsch und Realität. Der Maler Luc Tuymanns sagt: „Von Anfang an bin ich meinem Bild gegenüber verspätet.“
Die Ergebnisse dieses Prozesses werden ab dem 7.7.24 im Kunstverein Kirchzarten zu sehen sein.
Max Diel, März 2023
Bildnachweis: Max Diel, cast away
Kunstverein Kirchzarten e.V.
Alte Evangelische Kirche
Burger Straße 8
79199 Kirchzarten
Öffnungszeiten. Fr., Sa. und Sonntag 17 – 19 Uhr