30. Januar – 17. April 2022

Kunsthalle und Kunstmuseum Bremerhaven


Liz Craft gehört zu einer Generation gegenständlicher Bildhauer*innen, die im LA der beginnenden 2000er Jahre eine anspielungsreiche, humorvolle, surreale und feministisch durchzogene Sprache entwickelt haben. In der Populär- und Gegenkultur Kaliforniens verankert weisen ihre Arbeiten oftmals psychedelische Aspekte auf und überschreiten die Grenze des Exzentrischen, Abjekten und Provokativen.
 
Für ihre Arbeiten bedient sich Craft unterschiedlicher Materialien – von gefundenen Objekten über Pappmaché bis hin zu Gips und Keramik. Die Motive findet sie in ihrem Alltag, ihrer Umgebung, ihren Erinnerungen, Fantasien und Träumen. Entsprechend sind Crafts Arbeiten von einer großen Direktheit gekennzeichnet, die jedoch durch Verschränkungen und Überlagerungen der Sujets und Bezüge sowie deren Wendung ins Groteske und Über-Reale verkompliziert wird. Denn mit dem Zusammenfügen von (gewöhnlich) Nicht-Zusammengehörigem lagert sich „Bedeutung“ Schicht für Schicht übereinander und torpediert sich. Visuell wird jedoch sehr wohl „Sinn“ erzeugt.
 
Crafts Arbeiten lassen sich folglich nicht still stellen, sondern weisen in einer spiralförmigen Bewegung über sich hinaus. Sie changieren zwischen alltäglicher Banalität und fantastischen Szenarien. In ihnen mutiert das Reale zum Nichtrealen, erwächst das Abwegige aus dem Alltäglichen. Sie sind vertraut und absurd zugleich. Wobei sie eine Art Humor aufweisen, den man als schnell oder direkt bezeichnen könnte.
 
Diese Verkomplizierung ist es, die die Arbeiten von Liz Craft so interessant macht. Und die auch ihren Unterschied markiert zu dem in aktuellen zeitgenössischen künstlerischen Praktiken weit verbreiteten Rückgriff auf das Surreale oder Magische. Denn das Nichtreale wird bei Craft durch seine Verankerung im Alltäglichen immer wieder „eingefangen“, sozusagen „geerdet“. Wie andersherum das Banale durch das Fantastische überschritten wird.
 
Die künstlerische Strategie des Collagierens, von der Crafts Arbeiten durchzogen sind, ist zugleich auch die, auf der die Arrangements ihrer Ausstellungen beruhen. Es sind nonlineare und assoziative Erzählungen im Raum, die durch das Zusammenführen und Aufeinandertreffen einzelner Werke entstehen und dabei auf die multidimensionale Qualität des Lebens ebenso verweisen wie sie etablierte Ordnungen, Normen und Moralismen zu konterkarieren suchen.
 
Mit der Ausstellung von Liz Craft zeigt die Kunsthalle Bremerhaven die erste Einzelpräsentation der Künstlerin seit 15 Jahren in Deutschland.    
 
Arbeiten von Liz Craft (* 1970 Los Angeles) wurden u.a. gezeigt bei Truth & Consequences, Genf (2018, 2015); bei Neue Alte Brücke, Frankfurt a. M. (2018); im Museum of Modern Art, Warschau (2017); bei Liszt, Berlin (2017); im Musée d’Art moderne de la ville de Paris (2017);  bei Oracle, Berlin (2017); bei Real Fine Arts, New York (2016); im Whitney Museum of American Art, New York (2016); bei Bodega, New York (2015); bei Jenny’s, Los Angeles (2015); bei Pro Choice, Paris (2014); bei Supportico Lopez, Berlin (2014);  im Migros Museum für Gegenwartskunst, Zürich (2014), bei Friedman Fitzpatrick, Los Angeles (2013); bei Nottingham Contemporary (2013) und im Hammer Museum, Los Angeles (2012).
 
Kuratiert von Stefanie Kleefeld

Bildnachweis: Kunsthalle Bremerhaven, Liz Craft


Kunsthalle und Kunstmuseum Bremerhaven
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Tel.: 0471 46838 oder 0471 9586106

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