LAURENZ BERGES – DAS BECHERHAUS IN MUDERSBACH
13. November 2023 bis 21. Januar 2024
Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln
Pressepreview: 10. November um 13 Uhr
In der Serie „Das Becherhaus in Mudersbach“ setzt sich der Künstler Laurenz Berges (*1966) mit der Geschichte eines über drei Generationen genutzten Fachwerkhauses im Siegerland auseinander, das zu einer Art Denkmal für eine Familiengeschichte und allgemein für eine regional verankerte Lebenskultur geworden ist. Die aktuelle Ausstellung zeigt über 25 Farbphotographien, die Berges zwischen 2018 und 2022 aufgenommen hat, begleitet von ausgewählten Fundstücken aus dem Haus, die auf die verschiedenen Bewohnerinnen und Bewohner zurückgehen und in Vitrinen präsentiert werden. Auf diese Weise wird die besondere Atmosphäre des nach wie vor bestehenden Becherhauses erfahrbar ebenso wie die feinfühlige Handschrift von Laurenz Berges.
Ursprünglich war es das Haus der Großeltern des bekannten Photographen Bernd Becher (1931–2007), das in den Bildern von Laurenz Berges dargestellt wird. Der Vater von Bernd Becher, Josef Becher, und seine Schwestern, also die Tanten von Bernd Becher, namens Maria und Bertha Becher lebten zunächst mit ihren Eltern im Mudersbacher Haus. Josef Becher, ein gelernter Dekorationsmalermeister, bezog später mit seiner Frau Ottilie Becher, geb. Rödder, ein Haus in Siegen und gründete dort eine Familie. Seine Schwestern blieben jedoch mit der Mutter – der Vater war verstorben – im Mudersbacher Haus wohnen. Nachdem Bertha Becher Anfang der 1970er-Jahre verstorben und ihre Schwester in ein Seniorenheim gezogen war, wurde das Haus von Ruth Wobeser, der Mutter von Hilla Becher, der Schwiegermutter von Bernd Becher bewohnt. Auch sie brachte Einrichtungsgegenstände aus ihrem früheren Zuhause in Potsdam mit. Bis heute ist das Becherhaus ein familiärer Bezugspunkt, mehrere Biographien finden sich darin miteinander verwoben. Nicht zuletzt ist es Max Becher, seine Frau Andrea Robbins und ihre Söhne, die das Haus heute weiterhin sichern. Max Becher, der es von seinem Vater Bernd erbte, schätzt es vor allem wegen der vielen Erinnerungen und Geschichten, die sich damit verbinden. Für ihn ist es zu einem spannenden „Projekt“ geworden, das Haus mit minimalen, über die Zeit notwendigen Eingriffen in seiner gewachsenen Form zu erhalten. In dieser Art soll es betretbar, bewohnbar und auch für seine Familie und die Allgemeinheit bewahrt bleiben. Es sind die Spuren der Vergangenheit, die sie zu erhalten suchen, sodass sie wie in einer Art Zeitmaschine hautnah erlebbar bleiben. Es sind die Gegenstände und Relikte, die vom Sein, von Vorgängen, Vorstellungen, Notwendigkeiten berichten, aber auch vom Umgang mit dem, was zurückliegt.
Laurenz Berges, der sich in seinem Werk vielfach bereits mit verlassenen Wohnorten und Arbeitsstätten auseinandergesetzt hat, gibt uns ein unmittelbares Gefühl für die verschiedenen Räume und Objekte, die von der Vergangenheit berichten und zudem eine geradezu anachronistische Gegenwärtigkeit besitzen. Dabei geht es ihm weniger um eine kohärente, logische Raumbeschreibung, sondern vielmehr um einzelne Aspekte und vor allem auch darum, dass jedes Bild als Bild, unabhängig der spezifischen Geschichte des Becherhauses auf den Betrachtenden wirkt. Einfühlsam legt er Zeugnis ab, von Dingen, die nützlicher oder eher dekorativer Natur sind, und die vielleicht später einmal ihre Zukunft darin finden, nur noch als Erinnerungen präsent zu sein.
Bildnachweis: Laurenz Berges: Zimmer der Schwestern II, aus der Serie „Das Becherhaus in Mudersbach“ © Laurenz Berges / VG Bild-Kunst, Bonn.
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