Romy Rüegger „The Moving Body, The Listening Body – Moving through wires of wind“
Herzliche Einladung
Pressevorschau und Gespräch: Donnerstag, 1. Oktober, 11 Uhr
Romy Rüegger
The Moving Body, The Listening Body – Moving through wires of wind
2.10. – 29.11.2020
Eröffnungstage und Performances
Donnerstag, 1. Oktober, 19–22 Uhr
Performance von Romy Rüegger: Si Tu Vivais Ici… If you lived here, 18 Uhr*
und
Samstag, 3. Oktober, 15–20 Uhr
Performance von Romy Rüegger: A Fabric in Turkey Red, 15 Uhr*
*Teilnahme begrenzt. Bitte melden Sie sich an unter:
info@badischer-kunstverein.de
Wir freuen uns, aktuelle Arbeiten der Künstlerin Romy Rüegger (*1983) in einer ersten umfassenden Einzelausstellung in Deutschland zu zeigen. Ihre Formate reichen von Performances über Audio-Installationen hin zu choreografierten Räumen – oftmals in kollaborativen Stukturen. Sie verbindet Archivarbeiten, Recherchen und zeitgeschichtliche Zusammenhänge mit dem Format der Performance, das auf Displays weiterentwickelt wird – die Ausstellung wird von der Performance her gedacht und als Körperraum oder Körperzeit gedeutet.
Romy Rüegger verfasst experimentelle Audio-Arbeiten, inszeniert Gespräche, Notationen und Texte, die bereits mehrfach aufgeführt, gelesen, publiziert und ausgestrahlt wurden. Einige davon sind in der kürzlich von ihr veröffentlichten Publikation Language is Skin – Scripts for Performances erschienen und zeichnen sich durch antirassistische und intersektionale Politiken von Sprache und Erinnerung aus. Mit assoziativen, zwischen poetischen und dokumentarischen Zugängen wechselnden Material-Text-Konstellationen eröffnet die Künstlerin radikale Sichtweisen auf unsere Gegenwart und fordert ein kontinuierliches Re-reading von Konventionen, festgeschriebenem Wissen in Dokumenten sowie Leerstellen hegemonialer Geschichtsschreibung.
Im Badischen Kunstverein zeigt Romy Rüegger drei zentrale Arbeiten, die sie für die Ausstellung weiterentwickelt hat und räumlich neu setzt. Ihre kritische Untersuchung von Heimarbeit und Reproduktionsarbeit, industrialisierter Fabrikarbeit, Arbeitsmigration sowie von kolonialen Produktions- und Handelsverhältnissen verbinden die Projekte miteinander. Die sound- und textbasierte Performance Approaching Ultra Light befasst sich beispielsweise mit fahrenden und nicht sesshaften Gruppen in der Schweiz, in Süddeutschland und im Elsass. Die Stigmatisierung fahrender Lebensweisen sieht die Künstlerin als Inbegriff des Versuchs eine homogene, sesshafte und weiße Gesellschaft zu etablieren. Si Tu Vivais Ici… If you lived here fragt in Performance und Installation nach den in der Architektur modellhaft angelegten Überlegungen zum Alltag von Frauen* am Beispiel der Baugenossenschaft Berufstätiger Frauen in Zürich. In der recherchebasierten Performance mit installativen Elementen A Fabric in Turkey Red thematisiert Romy Rüegger die geschlechtsspezifischen und kolonialen Ausprägungen der industrialisierten Textilproduktion im 19. Jahrhundert. Damit verquickt sind Fragen des globalen Handels, die sie „Stille Kolonialismen“ nennt, frühe Arbeiter*innenstreiks, Arbeitsrechte von Frauen* und Kindern, aber auch der Webstuhl als erste Rechenmaschine sowie die Bedingungen und Architekturen digitaler Heimarbeit in ehemaligen Textilfabriken. Die Installationen im Raum werden durch die gleichnamigen Performances aktiviert; diese sind das zentrale Moment der Arbeiten und zugleich auch Formen des Lesens, des Gegenlesens und der Recherche. Die temporären räumlichen Setzungen sind in diesem Sinne nicht abgeschlossen, sondern formulieren sich als „Arbeit im Jetzt“ immer wieder neu und fortlaufend aus.
Romy Rüegger (*1983), lebt in Zürich und Berlin. Ihre Performances, Texte und Audio-Arbeiten wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen und auf Festivals gezeigt und in Publikationen veröffentlicht: u.a. inter:archive (Zürich, 2020); ar/ge Kunst (Bolzano, 2019); Kurzfilmtage Oberhausen (Oberhausen, 2019); Chinretsukan Gallery (Tokyo, 2019); Broadcasting from Babylon (Amsterdam, 2018); Standards (Mailand, 2018); Kunsthalle Basel (Basel, 2018); PERFORMATIK Festival (Brüssel, 2017); Transmission Gallery (Glasgow, 2017); Soundings (Köln, 2017). 2018 hatte sie ein Stipendium bei Gasworks in London. Rüeggers Publikation Language is Skin – Scripts for Performances ist bei Archive Books erschienen (Berlin, 2018).
How do we care?
Eine Programmreihe zur Politisierung von Körpern
und alternativen Konzepten von Sorge tragen
2.10. – 29.11.2020
Mit Sepake Angiama (GB), Alice Chauchat (FR/DE), Cola Taxi Okay (DE), Feministische Gesundheitsrecherchegruppe (DE), Formate Des Dialogs (DE), Vanessa Grasse (IT/GB), Internationales Begegnungszentrum Karlsruhe (DE), Thomas Kampe (DE), Anton Kats (UKR/DE), Roni Katz (ISR/DE), Chantal Küng (CH), Sandra Noeth (DE), Power Makes Us Sick (DE), Sickness Affinity Group (DE), The School of Narrative Dance (IT)
Eröffnungstage
Donnerstag, 1. Oktober, 19–22 Uhr
und
Samstag, 3. Oktober, 15–20 Uhr
Vortrag von Sandra Noeth um 18 Uhr*
*Teilnahme begrenzt. Bitte melden Sie sich an unter:
info@badischer-kunstverein.de
Der Badische Kunstverein veranstaltet ab Oktober 2020 eine umfangreiche Performance-, Workshop-, Vortrags- und Gesprächsreihe. Das Programm befragt die Fragilität und Widerständigkeit von Körpern in Zeiten einer Pandemie und untersucht alternative und radikale Möglichkeiten von Sorge tragen und Hilfeleistung. Eingeladen sind Künstler*innen, Performer*innen, Tänzer*innen, feministische Kollektive und Initiativen, aktivistische Gesundheitsbündnisse, Begegnungszentren, Kulturtheoretiker*innen und Praktizierende aus der Somatik, um ausgehend von der eigenen Praxis neue Räume sowie (mediale/digitale) Formate zu teilen und für ein gemeinsames Handeln zugänglich zu machen. Eine zentrale Referenz ist dabei das historische und aktuelle Wirken von Frauen in und für kreative, experimentelle und radikale Hilfe und Verhandlungsräume.
Wir nehmen die aktuellen kultur- wie gesellschaftspolitischen Realitäten zum Anlass, um eine Ausstellungsebene des Kunstvereins als Verhandlungsraum zu öffnen. Gemeinsam mit den lokalen und internationalen Teilnehmer*innen wird erprobt, wie ein künstlerisches, soziales und politisches Ausagieren gerade jetzt gestärkt werden kann und welche Rolle dem Körper als Austragungsort dabei zukommt. Alternative Konzepte von Bildung, Körperarbeit und Gesundheitspflege werden mit performativen Praktiken verbunden, die verschiedene Strategien entwickelt haben, um sich neue Räume für eine Teilhabe und Autonomie zu erschließen. Recherchematerialien, Podcasts, Videodokumentationen und Printmedien der Akteur*innen sowie weiterer Allianzen sind in den Räumen ausgestellt und auch außerhalb der Veranstaltungen einsehbar. Verbindendes Element aller Teilnehmer*innen ist die Politisierung der Körper für eine kritische Befragung normativer Einschränkungen und Zuordnungen bei gleichzeitigem Wissen, dass in der aktuellen Situation einer Pandemie gerade über die Körper wieder neue Ein- und Ausgrenzungen argumentiert werden – in der Gesundheits-, Bildungs- und Migrationspolitik.
Konzipiert von Mira Hirtz und Anja Casser
Für weitere Informationen und Veranstaltungen besuchen Sie bitte unsere Website.
Badischer Kunstverein, Waldstraße 3, 76133 Karlsruhe
Di–Fr 11–19 Uhr / Tue–Fri 11 am–7 pm
Sa, So und Feiertage 11–17 Uhr / Sat, Sun and holidays 11 am–5 pm
T +49 [0]721 28226
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Der Badischen Kunstverein wird gefördert von/Badsicher Kunstverein is supported by: Land Baden-Württemberg & Stadt Karlsruhe