04. September – 25. September 2022

Künstlerforum Bonn


Die Kunst ist eine Angelegenheit des Geistes (Cosa Mentale).
Platons Geringschätzung der Kunst stützt sich auf die idealistische Abstufung der Wirklichkeit hin zum Schein, der sich vom Realen entfernt und nur noch von ferne eine Wahrheit ahnt, ohne sie je zu erfassen. Wenn der Künstler einen Gegenstand malt, ahmt er ihn nach und ist von der göttlichen Idee noch weiter entfernt, als es der sinnlich erfahrbare Gegenstand ist.
Bilder von Objekten sind zudem nur zweidimensional, also fixieren ein Phänomen, das den Gegenstand in seiner sinnlichen Fülle notwendig verfehlt. Das Bild in Platons Wirklichkeitskonzept löst sich
nie vom Schein und der Urheber regrediert darin zum Produzenten einer höchst unvollkommenen Wirklichkeitsillusion. Das hat die Kunst nicht daran gehindert, ihre Wirklichkeitssuche als ein a priori
vergebliches Unterfangen aufzugeben, weil der Anspruch produktiv wurde, gerade in der phänomenologischen Reduktion die höhere Wahrheit zu erkennen. Dieser Weg aus der platonischen Höhle ist im Gleichnis nicht vorgesehen. Beschritten haben ihn andere, etwa Hegel, demnach die Aufgabe
des Künstlers darin besteht, “die Idee für die unmittelbare Anschauung in sinnlicher Gestalt darzustellen.” Von da führt ein weiterer Weg zu einer Idee der Kunst, die einen autonomen Geltungsanspruch verfolgt, also eine eigene Wirklichkeit und Wahrheit zu konstituieren, die zu jener vorgängigen Realität in ein virtuelles und korresponsives Spannungsverhältnis tritt. Es geht gegenwärtig längst nicht mehr um
Mimesis, sondern um Neuschöpfungen, die sich Konstruktionsweisen verdanken, die ihr Material der sogenannten Wirklichkeit entlehnen und neu formen, um eine andere, bessere Welt zu entwerfen. Hier stehen wir heute, fernab von Platons Höhle, die das neu geschaffene Ding nicht als Vorwurf im mehrfachen Wortsinne einer virtuellen Welt begreifen wollte.

kunstgruppe plan B & Gäste
Tina Oelker
Martina van de Gey
Thomas Baumgärtel
Siegfried B. Collas
Rainer Maria Jaenicke
Goedart Palm
Jaume Rocamora
Joseph Schnorrenberg
Alex Studthoff
Ulf Umlauff
Hans Gerd Weise

Text: Goedart Palm
Bildnachweis: Tina Oelker


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