15. Juli – 19. August 2022

Jenaer Kunstverein


Die vierte Ausstellung des Jenaer Kunstvereins in seinem kritisch-ironisch betitelten Themenjahr
Schöne neue Welt“ geht mit feinem und poetischem Spürsinn dem Verhältnis von Natur und Kunst
nach – an einem Ort, der für eine solche Unternehmung idealer kaum sein kann – im Botanischen
Garten Jena.

Für den zweitältesten Botanischen Garten Deutschlands hat die in Berlin lebende Künstlerin Susanne
Ruoff eine Installation mit dem Titel „Konstellationen“ geschaffen.

Der Begriff Konstellation bezeichnet eine Gesamtlage, wie sie sich aus dem Zusammentreffen verschiedener Verhältnisse ergibt. Konstellationen entstehen durch Verknüpfung oder Komposition
– im Fall der Installationen von Susanne Ruoff im Botanischen Garten durch die Kombination
gegensätzlicher Elemente: Kunst – Natur.

Ausgangspunkt für Ruoffs Arbeit Konstellationen ist die faszinierende Eigenart des Botanischen
Gartens als Ort, an dem sich die Natur unterschiedlichster Weltgegenden auf überschaubar kleinem
Raum begegnet. In den nebeneinander existierenden Biotopen und Pflanzengesellschaften tauchen
nun an unterschiedlichsten Stellen farbige Kettenelemente auf.

„Die Ketten stehen hier nicht in erster Linie für Schmuck, vielmehr soll das Erscheinen der immer
wieder gleichen Elemente an verschiedenen Orten und in verschiedenen Dimensionen eine
Verbindung zwischen den unterschiedlichen Bereichen herstellen und somit indizieren, wie Alles
mit Allem zu tun hat und miteinander verkettet ist.“ erläutert die Künstlerin Susanne Ruoff die
Formensprache ihrer Installation. Mal rankt sich die Kette um einen Baum, mal wächst sie aus dem Boden, windet sich zwischen Steinen oder zwängt sich in enge Baumspalten, in ganz unterschiedlichen Größen und Längen. So entsteht ein unmittelbarer Dialog zwischen der fremden künstlichen Form und der natürlichen Umgebung, der auch das Verhältnis von Kunst und Natur befragt: Inwieweit entsteht durch diese Kombinationen etwas gemeinsames Neues oder wird hierdurch eher die Gegensätzlichkeit der
Elemente betont? Sind die Ketten Verzierung für den Garten, oder erscheinen sie als Eindringlinge
in der natürlichen Umgebung?

Für Robert Sorg, Vorsitzender des Jenaer Kunstvereins und Kurator der Ausstellung, verweist die
Installation auf das menschliche Dilemma: “In den Ambivalenzen von Kunst und Natur zeigt sich
auch das nicht unproblematische Verhältnis des Menschen, der ja die Kunst schafft, zur Natur,
seinem verlassenen Herkunftsort mit dem er doch verhaftet ist. Dieses dilemmatische Verhältnis
bestimmt auch die politischen und gesellschaftlichen Diskurse, dass zeigt sich in den
klimapolitischen Bemühungen und Protesten.” Die vielschichtige Installation nähert sich diesen Themen jedoch nicht in kreischender Aufdringlichkeit, sondern in poetischer Subtilität und steht als Werk für sich, die Vielfalt des Botanischen Gartens um eine weitere Schöpfung bereichernd – die der Kunst.

Biografie
Susanne Ruoff (*1959, Köln). Studium an der Hochschule der Künste Berlin (1986 Meisterschülerin
bei Hermann Bachmann) u. am Hertfordshire College of Art and Design, St. Albans/GB, von 1987
– 1990: Künstlerweiterbildungsstudium an der Hochschule der Künste Berlin. 1991: Mitgründung
des Arbeits- und Ausstellungsprojekts „kARToffel“ für Künstler:innen aus Dresden und (West)Berlin.
Seit den 1990er Jahren zahlreiche Stipendien und Preise, Teilnahme an internationalen
Bildhauersymposien in Europa, Asien und den USA teil.

Bildnachweis: Installationsansicht, Susanne Ruoff


Jenaer Kunstverein

Galerie im Stadtspeicher
Markt 16
D-07743 Jena
T 03641/6369938
W www.jenaer-kunstverein.de

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