„Einfach“, aber nicht einfältig

Ausstellung von Hannelore Fehse in Oberfahlheim ist Hommage an die Schwäbische Alb, ihre Wahlheimat

Auf der Schwäbischen Alb hat der Mensch die Kunst erfunden. Die ältesten Kunstwerke der Welt stammen aus ihren Eiszeithöhlen. Und hier befinden sich die Häuser, Scheunen und Sommerfelder, die Malerin Hannelore Fehse als Vorlagen für ihre in Farbe und Form abstrahierten Motive dienen. Mit dem Adjektiv „einfach“ hat die Wahl-Älblerin ihre Einzelausstellung tituliert, die das Museum für bildende Kunst des Landkreises Neu-Ulm in Nersingen-Oberfahlheim vom 23. September bis 15. November 2020 präsentiert.

„Einfach“ in der Verbindung mit der Schwäbischen Alb – wie passt das zusammen? Wenn man feststellt: Die Menschen auf der Alb sind – im Dialekt ausgedrückt – „oifach“, dann liegt man wohl nicht ganz richtig, aber auch nicht ganz falsch. Sicher, die Älbler sind in der Regel unkompliziert, ohne große Ansprüche und schnörkellos, sie sind bescheiden, aber eben nicht einfach gestrickt. „Die Älbler sind pfiffig, haben Ideen, sind schöpferisch. Die Schwäbische Alb ist einzigartig, ihre Menschen sind es auch“, schreibt Adrian Zielke, einst Außenpolitik-Chef der Stuttgarter Zeitung, in seinem Buch „Hommage an die Schwäbische Alb“.

So ist die Vokabel „einfach“, welche die in Oberfahlheim ausstellende Künstlerin Hannelore Fehse zur Beschreibung ihrer Kunst wählt, nicht mit „einfältig“ oder „einfallslos“ zu verwechseln. Vielmehr stehen die geradlinigen, geometrischen Formen, Fluchten und Facetten ihrer Albhäuser und sommerlichen Landschaften für das Unprätentiöse, Unluxuriöse und Unverstellte des Lebens auf der Schwäbischen Alb, das sich in der dortigen Architektur und Kulturlandschaft spiegelt. „Bei ons isch es oifach schee!“, würde es der tpyische Älbler auf einen Nenner bringen.

Hannelore Fehse selbst beschreibt ihr künstlerisches Anliegen mit Worten wie „Klarheit, Nüchternheit, Angemessenheit und Konzentration auf das Wesentliche“. Ja, diese Charakterisierungen, seiner Art zu bauen und zu leben, würde ein alteingesessene Bewohner der Schwäbischen Alb wahrscheinlich nicht von sich weisen.

Insofern sind die Gemälde von Hannelore Fehse eine Liebeserklärung an ihre Wahlheimat. 1947 geboren und aufgewachsen in der Uckermark, einer ebenfalls ländlich geprägten Gegend im Nordosten der Mark Brandenburg, ging sie zum Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie nach Bonn und Tübingen. 1980 begann sie damit, sich in der Bildenden Kunst weiterzubilden. Seit 1985 ist sie freischaffende Künstlerin, im Jahr darauf ließ sie sich in Deggingen im Filstal nieder, wo sie seither lebt und arbeitet.

Ulm ist der Lebens- und Arbeitsmittelpunkt von Barbara Bauer. Sie studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg bei Professor Günter Dollhopf und Professor Hans Peter Reuter, dessen Meisterschülerin sie war. Ihre Ausstellung mit dem Titel „365²“ zeigt im Kabinett des Museums in Oberfahlheim kleinformatige Werke, die sie unter großer Disziplin alle binnen nur eines Jahres gemalt hat. Die Aquarelle und Grafiken faszinieren durch ihren Detailreichtum und die Sensibilität der organischen Form.

Zu sehen sind beide Ausstellungen im Museum für bildende Kunst in Nersingen-Oberfahlheim, Alte Landstraße 1a, vom 23. September bis zum 15. November 2020. Die Öffnungszeiten sind allwöchentlich am Dienstag von 16 bis 20 Uhr sowie samstags, sonntags und feiertags von 13 bis 17 Uhr. Museumsbesucherinnen und -besucher müssen eine Mund-Nase-Maske tragen.

Termine:

  • Statt der coronabedingt ausfallenden Vernissage sind Kunstinteressierte zu einem ersten Besuch der beiden Sonderausstellungen am September 2020 von 18 bis 19 Uhr (Zeitraum 1) oder von 19 bis 20 Uhr (Zeitraum 2) eingeladen. Die Künstlerinnen sind anwesend. Die Teilnehmerzahl ist jeweils begrenzt.
  • Künstlergespräch mit Barbara Bauer am Samstag, 10. Oktober 2020, um 14 Uhr;
  • Künstlergespräch mit Hannelore Fehse am Sonntag, 25. Oktober 2020, um 14 Uhr;
  • Kunstworkshop für Kinder am Samstag, 14. November 2020, von 14 bis 15.30 Uhr.

Wer zu einer oder mehreren Veranstaltungen kommen möchte, muss sich aufgrund der vorgeschriebenen Hygieneregeln vorab anmelden. Anmeldungen sind jeweils bis Freitag vor der Veranstaltung unter Telefon 0731 / 7040-1614 oder per E-Mail an: kreismuseen@lra.neu-ulm.de möglich.

 

Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Jürgen Bigelmayr
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