10. September bis 27. Oktober 2024
Lindenau-Museum Altenburg


Zum zweiten Mal präsentiert das Lindenau-Museum Altenburg die Ausstellung anlässlich der Verleihung des mit 5.000 Euro dotierten Bernhard-August-von-Lindenau-Förderpreises. Acht junge Absolventinnen und Absolventen mitteldeutscher Kunsthochschulen stellen vom 10. September bis zum 27. Oktober 2024 ihre zeitgenössischen künstlerischen Positionen im Prinzenpalais des Residenzschlosses Altenburg vor.    

Im Vorfeld  

Zur Ausstellung anlässlich des Bernhard-August-von-Lindenau-Förderpreises entsenden die Hochschule für Bildende Künste Dresden, die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, die Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig sowie die Bauhaus-Universität Weimar jeweils zwei Absolventinnen bzw. Absolventen nach Altenburg, um sich dem Wettbewerb um den Förderpreis zu stellen. Eine Jury aus Fachleuten und Vertreterinnen und Vertretern der Förderer wählt anhand der ausgestellten Arbeiten die spätere Preisträgerin oder den Preisträger.  

Die Jury kam am Montag, den 2. September 2024, in der Ausstellung zusammen und traf nach langer Diskussion über die sehr verschiedenen Positionen die Entscheidung, die erst im Laufe der Ausstellungseröffnung am Sonntag, dem 8. September 2024, öffentlich wird. Der Preis wird im Rahmen dieser Feier verliehen.    

Die Ausstellung 2024  

In der diesjährigen Ausstellung präsentieren Katharina Gahlert, Coretta Klaue, Lena Melis Koneberg, Hanna Kučera, Eduardo José Rubio Parra, Sophie Constanze Polheim, Clara Pötsch und Iva Svoboda ihre Werke. Bei einer Gruppenausstellung dieser Größe verwundert es nicht, dass auch die stilistische, materielle und thematische Vielfalt breit gefächert ist.  

Den Auftakt der Ausstellung bilden drei raumgreifende Textilarbeiten von Coretta Klaue. Unter dem Titel „The Death Wants to Belong“ verarbeitet sie in diesen drei Werken persönliche Erfahrungen, die sie in den letzten anderthalb Jahren gemacht hat. In der Farbauswahl wie auch in der Linienführung agiert sie sehr intuitiv. Ergänzt werden die Textilarbeiten durch die Soundinstallation „Sadie“, die sich in überspitzter Form kritisch mit der „Erziehung als Frau im Patriarchat“ beschäftigt.

Im benachbarten Raum setzt sich Clara Pötsch in scheinbar klassischer Form mit biblischen Szenen auseinander. Erst beim genaueren Blick auf die ausgestellten Malereien zeigt sich, wie die Künstlerin sowohl mit dem Material als auch mit dem Personal und den Bezügen zur Gegenwart innerhalb der Motive spielt. Mit der Verwendung von Blattgold, Plastik und Eitempera erfahren Materialien und Techniken eine Neubewertung. Symptome einer Wegwerfgesellschaft werden ebenso beleuchtet wie das kaum zerstörbare Material Plastik, das die Menschheit noch lange begleiten wird.

In direkter Nachbarschaft beschäftigt sich Hanna Kučera mit Warenkreisläufen im Kunstbetrieb, die sie mit Wesensmerkmalen des modernen Menschen, vor allem denen einer Künstlerin verbindet: Flexibilität, Mobilität und Präkarität in der (Kunst-)Welt. So stellt sie ganz bewusst nicht nur offensichtlich kunsthafte Objekte aus, sondern auch die große Transportbox, in der die von ihr ausgestellten Werke nach Altenburg gekommen sind und die stellvertretend für ihre Themen steht. Die plastischen Exponate sind Elemente einer Performance, die via QR-Code auch in der Ausstellung erlebbar ist.

Sophie Constanze Polheim geht in ihrem Werk auf das Verhältnis zwischen dem Menschen und dem Element Feuer ein, da diesem das Potenzial der Veränderung und des Neuanfangs innewohne. Mit Detailaufnahmen verbrannter Autoteile, deren reale Vorbilder symmetrisch im Raum angeordnet sind, bezieht sie sich einerseits auf den tragischen antiken Mythos um den Lenker des Sonnenwagens Phaeton, andererseits aber auch auf Machtstrukturen. In ihrem Künstlerinnenbuch „Feuerteufel“ (Kurztitel; Werk wird nicht ausgestellt) hat sie diese ebenso thematisiert wie Erzählungen aus ihrer Kindheit. So erklären sich auch die drei in der Ausstellung präsentierten Rossschweife, die auf Krampus (eine Figur aus dem alpenländischen Adventsbrauchtum) Bezug nehmen.

Surrealer mutet das Werk von Iva Svoboda an. Mit Plastikfolie in tiefem Schwarz überzieht sie ausrangierte Gegenstände und setzt sie zu neuen Formen zusammen. Einst alltägliche Objekte werden in unbrauchbare Formen verwandelt. Die so erschaffenen Objekte wirken fremdartig und erzeugen bei den Betrachterinnen und Betrachtern ein unterbewusstes Unwohlsein. Werktiteln wie „muskel waage“ oder „who gave you the first ring?“ wohnt bereits ein Narrativ inne. 

Im Zeichen der „Body Modification“ steht wiederum das Werk des Künstlers Eduardo José Rubio Parra. In seinem eigens für die Altenburger Ausstellung geschaffenen Werk „CARNADA“ („Köder“) blickt der Künstler in lasziver, wie der Titel vermuten lässt, verführerischer Pose gleich mehrfach die Betrachterinnen und Betrachter an. Doch nicht nur die Körperhaltung, sondern auch der Körper selbst zieht die Aufmerksamkeit auf sich: An der Stirn des Künstlers sind vier Hörner zu sehen, die dämonisch anmuten. Dieses Attribut greift er sowohl in vier ebenfalls ausgestellten Grafitzeichnungen auf als auch in einer einzelnen Fotografie, der ein „seriöses“ Ebenbild gegenübergestellt wird.

Katharina Gahlert präsentiert in Altenburg Teile aus zwei Werkkomplexen: Keramischen Objekten stellt sie drei fahnenartige Textilien gegenüber, die sie in einer koreanischen Patchworktechnik anfertigte. Sowohl durch ihr Material als auch durch die Motivik stecken sie voller Bezüge. Durch die Nutzung von Erden oder Rost als Farbstoffe überträgt sie naturgebundene Materialien auf ein Textil, das sich in seinen Motiven zugleich mit der Veränderung der Natur durch die intensive Nutzung des Menschen (z. B. Tagebaulandschaften) auseinandersetzt.

Die Preisträgerin: Lena Melis Koneberg

Die Jury des Bernhard-August-von-Lindenau-Förderpreises 2024 zeichnet Lena Melis Koneberg als diesjährige Preisträgerin aus.

Das Werk der Künstlerin steht ganz im Zeichen einer Prozesshaftigkeit, die sich sowohl in ihren ausgestellten Glasarbeiten als auch in ihren Malereien ausdrückt. Dabei offenbart sich nicht nur die Lust am Material, sondern auch am Handwerk sowie der Spagat zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit. Ihre Glasarbeiten bestehen aus farbigen Abfällen, die sie auf der venezianischen Insel Murano gesammelt hat und nun in Schichten aufeinanderlegt. Der Hang zum Übereinanderlegen verschiedener Farben zeigt sich auch in ihren Malereien, wenngleich sie hier auf ganz unterschiedliche Materialien zurückgreift (z. B. Tusche, Eitempera, Ölfarbe). Sie alle sind Ausdruck großer Experimentierfreude.

Die Jury würdigte vor allem die absolut zeitgemäße Lebensnähe ihrer Bildwerke von großer Sensibilität und atmosphärischer wie technischer Raffinesse. Der Zusammenklang mit den Glasarbeiten, die ein Gespräch zwischen uraltem Handwerk und spielerischem Experiment eröffneten, erzeuge eine kreative Raumwirkung, die zwischen einer als harmonisch empfundener Stille und einer sich dagegenstemmenden irritierenden Verstörung nicht zur Ruhe komme.

Der Juryvorsitzende Dr. Roland Krischke zeigte sich dankbar für die intensiven Diskussionen der Jurymitglieder inmitten der überzeugenden Beiträge, die „uns die Entscheidung nicht leicht gemacht haben“. Die Arbeiten der Preisträgerin Lena Melis Koneberg würdigte er als „in ihrer melancholisch-sensiblen Luftigkeit überzeugende Kreationen, die das alte Genre Malerei durch eine Vielfalt an Techniken und Themen in die Gegenwart trügen“. Und weiter: „In den Glasarbeiten Konebergs wird das Meer um Murano lebendig. Die Gefäße verweisen auf Genuss und Gemeinschaft. Für die Dauer der Ausstellung entführt Lena Melis Konebergs Kunstraum seine Gäste in ein aus der Zeit gefallenes Venedig. Durchs Fenster scheint das Licht der Lagune.“

Bildnachweis: Lena Melis Koneberg, ohne Titel, 2024, Glas, 14,0 × 8,0 × 8,0 cm, Leihgabe der Künstlerin


Lindenau-Museum Altenburg  
Hillgasse 15
04600 Altenburg
info@lindenau-museum.de 
www.lindenau-museum.de

Öffnungszeiten
Di–So 12–18 Uhr
und feiertags 

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