BAROCK IN ULM
07. Mai – 25. September 2022
Museum Ulm
Gilt Ulm als die Stadt der Gotik mit seinem Münster uns seiner Kunstschätze, erlebte sie auch im 17. Jahrhundert eine geistige und kulturelle Blüte. In den zurückliegenden Jahren hat das Museum Ulm die bedeutenden Meister der Ulmer Spätgotik mit großen Sonderausstellungen gewürdigt: 1997 Hans Multscher, 2002 Michel Erhart und Jörg Syrlin, 2009 Daniel Mauch und 2015 Bartholomäus Zeitblom.
Im Jahr 2022 setzt das Museum Ulm diese Reihe fort und nimmt erstmals das 17. Jahrhundert und die Kunst des Barock in den Blick. David Heschler (1611 – 1667) und sein Schüler Johann Ulrich Hurdter (1631/32 – 1716) schufen als Bildschnitzer meisterliche Werke; ihre Spezialität waren virtuose kleinformatige Skulpturen aus Elfenbein oder Holz. Neben religiösen Themen bedienten sie den Zeitgeschmack mit allegorisch-sinnbildlichen oder mythologischen Darstellungen. Zu Lebzeiten waren David Heschler und Johann Ulrich Hurdter gefragte Künstler; heute sind sie selbst in Ulm weitgehend unbekannt. Der 1611 geborene David Heschler und der eine Generation jüngere Johann Ulrich Hurdter – gemeinsam umspannt ihr Leben fast das gesamte 17. Jahrhundert. Für Ulm war es eine Zeit der Extreme: Der Dreißigjährige Krieg und seine Folgen waren auch hier spürbar. Bis zu 16.000 Menschen flüchteten sich zeitweise hinter die schützenden Mauern der Stadt; Seuchen brachen aus und Nahrungsmittel verteuerten sich. Das kulturelle Leben, das Interesse an Wissenschaft und Technik oder die Neugier auf ferne Länder gingen jedoch ungebrochen weiter und brachten eine neue Blütezeit.
1619 lockte der „Ulmer Kometenstreit“ Theologen und Naturwissenschaftler, darunter den jungen René Descartes (1596-1650), zum gelehrten Disput nach Ulm. 1627 ließ der berühmte Astronom Johannes Kepler (1571-1630) in Ulm eine seiner wichtigsten Schriften drucken und revidierte nebenbei das Eichsystem der Stadt. Joseph Furttenbach (1591–1667) leistete wichtige Beiträge zur Architektur- und zur Ingenieurkunst; sein Ulmer Haus war eine Sehenswürdigkeit – genau wie die Sammlung des Kaufmanns Christoph Weickmann (1617–1681) mit ihren faszinierenden Schaustücken aus fernen Ländern und Kontinenten, oder die Elefantendame „Hansken“, die 1651 mit ihrem Besitzer in Ulm Station machte.
Internationale Leihgaben u.a. des Rijksmuseums Amsterdam, des Kunsthistorischen Museums Wien, der Königlich Dänischen Sammlung Kopenhagen und zahlreicher anderer Museen ermöglichen die Neuentdeckung eines in Vergessenheit geratenen Kapitels der Ulmer Kunstgeschichte: die Meisterwerke von David Heschler und Johann Ulrich Hurdter. Exponate aus Stadt-, Geistes-, Kultur- und Technikgeschichte ergänzen das Bild eines der spannendsten Jahrhunderte Ulms.
Bildnachweis: Flyer Museum Ulm
Museum Ulm
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