8. – 15. Februar im Dresdner Stadtraum: ENDLOSER SOMMER und ROLLING ANGELS
8. – 15. Februar 2021
vor dem Neustädter Bahnhof und am 13. Februar 2021 auf dem Heidefriedhof
ENDLOSER SOMMER
und weitere Beiträge im Rahmen von # weltoffengedenken / Woche der Erinnerung auch unter www.weltoffenesdresden.com
Marit Benthe Norheim / Geir Johnson
ROLLING ANGELS
Šejla Kamerić: ENDLOSER SOMMER
8. – 14. Februar 2021
Installation vor dem Neustädter Bahnhof (Schlesischer Platz)
Das Motiv auf zwei großen Bannern zeigt schwarze Rauchwolken über einem Flüchtlingslager Lipa (Bihać) im Nordwesten Bosnien Herzegowinas, nachdem ein Großbrand am 23. Dezember 2020 das Lager vernichtete. Die bosnische Kleinstadt Bihać, nur wenige Kilometer von der kroatischen Grenze entfernt, wurde 2017 zu einer Sackgasse auf der Balkanroute. Nach dem Feuer kulminiert das Elend von Tausenden von Geflüchteten, die in dem Lager untergebracht waren und die nun ohne Unterkunft oder jegliche andere Form der Unterstützung durch die EU in den Wäldern ausharren.
Der Anblick von Rauchwolken verweist auf die menschenunwürdigen Bedingungen, unter denen von Kriegen betroffene Menschen leiden. Das Motiv ist eine starke Botschaft der in Sarajewo lebenden Künstlerin Šejla Kamerić, mit dem sie auf die permanente Wiederholung von Ereignissen und deren Folgen verweist. Oft sind die aktuellen Ereignisse die unmittelbare Folge vorangegangener Gewalt. Die Installation ENDLOSER SOMMER ist ein Beitrag zum Gedenken an die Kriegszerstörung Dresden im Februar 1945. Aus strategischen Gründen beginnen Kriege und Revolutionen oft im Frühjahr oder Sommer, ein Sommer, der für die Betroffenen nicht enden will
ENDLOSER SOMMER ist Beitrag des Kunsthaus Dresden zu #WeltoffenGedenken im Rahmen der Gedenkveranstaltungen aus Anlass des 76. Jahrestages der Bombardierung der Stadt im Februar 1945.
#WeltoffenGedenken
Aus Anlass des Gedenkens an die Zerstörung Dresdens im II. Weltkrieg laden die Kultureinrichtungen und -verbände Dresdens im Zusammenschluss der Initiative #WOD – Weltoffenes Dresden unter dem gemeinsamen Motto „Morgen = Gestern + Heute“ mit verschiedenen Aktionen im öffentlichen Raum zur gesellschaftlichen und künstlerischen Auseinandersetzung mit den traumatischen Ereignissen vom 13. Februar 1945. In der »Woche des Erinnerns« sind die Dresdner Kulturinstitutionen damit auch im Jahr 2021, sechsundsiebzig Jahre nach dem einschneidenden Ereignis, wieder auf der Suche nach zeitgemäßen Formen des Erinnerns. Wie können wir Erinnerungen an den Krieg angesichts der heutigen Herausforderungen wachhalten? Und wie wollen wir Gedenken heute gestalten?
Weitere digitale Beiträge des Kunsthauses zu #WeltoffenGedenken sind die Arbeit Sunset von Šejla Kamerić aus dem Jahr 2009, Barbara Lubichs Film Come Together (2012), der die Geschichte eines kontroversen Dresdner Gedenkens nachzeichnet, wie auch die eindrücklichen Videointerviews von spot_the_silence unter dem gemeinsamen Titel Anderen wurde es schwindelig.1989/90: Schwarz, jüdisch, migrantisch, die in persönlichen Erinnerungen das Zunehmen rassistischer Gewalt vor und nach 1989 in Deutschland dokumentieren.
Die Filme und einen Überblick über das gesamte Programm von #WOD – WELTOFFENES DRESDEN finden Sie online auf der neugestalteten Website https://www.weltoffenesdresden.com/de/
ROLLING ANGELS
Samstag, den 13. Februar 2021, 10 – 13 Uhr
auf dem Dresdner Heidefriedhof
Am Samstag, den 13. Februar 2021 findet von 10 – 13 Uhr findet eine Performance der dänisch-norwegischen Künstlerin Marit Benthe Norheim auf dem Heidefriedhof statt. In Form eines stillen Gedenkens verweist das Projekt – in Zusammenarbeit mit dem Amt für Kultur und Denkmalschutz und dem Städtischen Friedhof und Bestattungswesen – anlässlich des 76. Jahrestages der Kriegszerstörung Dresdens auf die Notwendigkeit einer fortlaufenden, verantwortungsvollen Erinnerungskultur. Die coronabedingten Abstands- und Hygiene-Regelungen werden eingehalten.
Die Wertschätzung von mehr als sieben Jahrzehnten Frieden in großen Teilen Europas wie auch die fortlaufende Weiterarbeit an der Erinnerungskultur steht im Zentrum des diesjährigen stillen Gedenkens auf dem Dresdner Heidefriedhof. Wenn es Engel gäbe, welche Botschaft würden sie heute vermitteln? Die Vorstellung von Engeln verbindet Menschen im Christentum, Judentum und Islam und über unterschiedlichste Mythologien hinweg. Als Boten und Mittler sind sie ein Gegenüber für die Sorgen der Menschen und stehen für Trauer, aber auch deren Überwindung.
Das Projekt Rolling Angels ist eine Performance mit 17 rollenden weißen Betonskulpturen. Die Performance verbindet unterschiedliche Orte auf dem Heidefriedhof und schließt das private Gedenken ebenso ein, wie die von der Bildhauerin Thea Richter geschaffene Gedenkstätte für Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion. Schauplatz der dezentralen Performance ist die historische Gedenkanlage, die an Widerstandskämpfer:innen und Verfolgte des Nationalsozialismus erinnert, der Kundgebungsplatz zum Gedenken an die Opfer des Faschismus, der ebenso Teil der Anlage ist wie auch die Mahn- und Gedenkstätte für die Toten des 13. und 14. Februar 1945. Die architektonische Anlagen dokumentiert bis heute wesentliche Grundzüge der Gedenkpolitik der DDR.
Die Geschäftsbereich Kultur und Tourismus sowie Umwelt und Kommunalwirtschaft der Landeshauptstadt Dresden planen im Jahr 2021 die Entwicklung einer gemeinsamen Konzeption für den Heidefriedhof als Gedenkort.
Das Projekt Rolling Angels wurde 2020 anlässlich des 75. Jahrestages der Kriegszerstörung Dresdens gemeinsam mit Marit Benthe Norheim initiiert. Marit Benthe Norheim lebt und arbeitet als bildende Künstlerin in Hjørring, Dänemark. Der Autor der Klanginstallation im Inneren der Engel, Geir Johnson, lebt und arbeitet als Komponist in Oslo, Norwegen. Zwei der Schutzengel aus der Schar der 17 Skulpturen, Der Tragende (The Carrier) und Der Sorgende (The Caretaker), wurden 2020 eigens für Dresden geschaffen und der Stadt dauerhaft übergeben.
Abbildung: Šejla Kamerić, ENDLOSERSOMMER, 2021 Copyright: Šejla Kamerić
Kunsthaus Dresden
Städtische Galerie für Gegenwartskunst
Rähnitzgasse 8, D-01097 Dresden
T +49 351 488 8971
www.kunsthausdresden.de