KATSUHITO NISHIKAWA
25. Mai 2023 – 26. November 2023
Museum DKM
Die Ausstellung zeigt Skulpturen, Zeichnungen, Malerei und Möbel von Katsuhito Nishikawa (JP, 1949) von den 1980er Jahren bis heute. Erstmals beschränkt sich eine Sonderausstellung im Museum DKM nicht auf den Wechselausstellungsflügel des Museums, sondern bespielt im Dialog mit der ständigen Sammlung weitere Räume.
Der ehemalige Meisterschüler des Bildhauers Erwin Heerich errichtet Bauwerke, Kunst am Bau-Projekte und begehbare Skulpturen großen Ausmaßes im öffentlichen Raum. Parallel dazu entstehen in seinem Atelier Skulpturen, Zeichnungen und Gemälde, die häufig auf ihre natürliche Umgebung reagieren. Seine Landschaftsbilder Am Teich (2010) und An den Auen (2010) führen uns in das Sumpfgebiet der Insel Hombroich1, wo Katsuhito Nishikawa seit 1994 arbeitet. Grautöne, die wie dichte Nebelschleier über einer subtil angedeuteten Auenlandschaft liegen, lassen uns in die besondere Aura von Nishikawas OEuvre eintauchen, ein harmonisch in sich geschlossenes Gesamtwerk, das Natur und Kultur in sich vereint.
Ein 10-teiliges Skulpturenensemble aus Gips, Holz und Bronze veranschaulicht das beständige Interesse des Künstlers an Architektur: Arena (2016), Mauer (2012), Turm (2020), Terrasse (2013), Cathedral (2015) erinnern an klassische Architekturelemente, das Format und die weiße Oberfläche der Skulpturen weisen Ähnlichkeiten mit architektonischen Modellen auf. Mit ihrer unebenen, unvollkommenen Struktur wirken die Skulpturen jedoch entrückt, wie Ruinen einer pittura metafisica.
Im Nebenraum präsentiert Nishikawa Color as Shadow. Piero (2005), eine aus 24 Tafeln bestehende Studie, die die kühle Farbskala Piero della Francescas hinter mehreren Schichten Acrylglas verbirgt.
Der evozierte Schleier, der sich wie eine semipermeable Membran der Vergänglichkeit über die Farben legt, lässt die besondere Leuchtkraft, für die der italienische Maler der Frührenaissance allbekannt ist,
hinter Patina verschwinden. Auch ein traditioneller japanischer Paravent wird seines ursprünglichen Bildthemas und seiner Funktion als Raumteiler enthoben: Mit Ölkreide und Acrylfarbe im zarten Blau
bemalt und mit feinen Linien aus Silberdraht überzogen, erfährt Primavera / Paravent für eine Teezeremonie (2020) eine Metamorphose. Das Thema der Vergänglichkeit, das Konzept der Unbeständigkeit ist nicht nur eine Konstante in Nishikawas Werk, sondern auch in der japanischen Ästhetik und eine der wesentlichen Lehren des Buddhismus.
Malerisch-poetische Zeichnungen aus den 1980er Jahren rücken die Morphologie von Pflanzen in den Mittelpunkt und betonen die Bedeutung der Natur als Inspirationsquelle: Harmonie, Ordnung und Proportion dienen nicht nur als Vorbild für die organische Formfindung vieler seiner skulpturalen Arbeiten (Aqua, 1991-1994, Physalis, 2004, Ohne Titel, 2014), die den Gegensatz von Kunst versus Natur aufheben und in eine Koexistenz überführen. Auch das Ausstellungsdesign, das der Künstler selbst entworfen hat, besticht durch eine harmonisch-rhythmische Hängung und Positionierung, die stets die Leere mit einbezieht. Letztlich bleibt Nishikawa seiner Funktion als Bildhauer treu und es gelingt ihm, aus vorhandenen Räumen neue Räume zu schaffen, begehbare Skulpturen sozusagen, in die er den Betrachter einlädt, seinen eigenen Kosmos zu erkunden.
Katsuhito Nishikawa (JP, 1949) arbeitet seit 1994 auf der Raketenstation Hombroich bei Neuss. Er studierte bis 1972 an der Keio Universität in Tokio, von 1974 bis 1976 an der Akademie der Bildenden Künste in München und von 1976 bis 1980 Bildhauerei bei Erwin Heerich an der Kunstakademie Düsseldorf. Die künstlerischen Leitlinien seines Professors und späteren Kollegen beeinflussen ihn bis heute. Katsuhito Nishikawa hat zahlreiche Bauwerke, Kunst am Bau-Projekte und Skulpturen im öffentlichen Raum realisiert. Darüber hinaus ist er als Maler, Fotograf und als Designer tätig.
Bildnachweis: Katsuhito Nishikawa, An den Auen, 2010
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