21. Juni bis 27. Juli 2024
Françoise Heitsch Galerie


ERÖFFNUNG: DONNERSTAG 20. JUNI, 19 UHR

Die Berliner Künstlerin Judith Raum zeigt in ihrer Einzelausstellung bei Françoise Heitsch Arbeiten aus ihrem Werkkomplex eser (türkisch für Werk, Kunstwerk), die aus einer langjährigen Beschäftigung der Künstlerin mit dem deutschen Wirtschaftskolonialismus im Osmanischen Reich vor 1918 entstanden. Judith Raum arbeitet in ihren künstlerischen Forschungsprojekten regelmäßig intensiv in Archiven und mit historischen Quellen. In Reaktion auf Funde – oft Erzählstränge, die die offizielle Geschichtsschreibung außer acht lässt – arbeitet die Künstlerin bewusst in den traditionellen künstlerischen Medien Malereien, Zeichnung und Objekte, die sie in installativen oder performativen Formaten präsentiert. Eben hat Judith Raum mit ihrer künstlerischen Forschung zur Bauhaus Textilwerkstatt und der Aufarbeitung des Werks der Textilgestalterin Otti Berger international Aufmerksamkeit erregt; die im März erschienene, von ihr herausgegebene Monografie Otti Berger. Weaving for Modernist Architecture (Hatje Cantz) wurde breit rezipiert, Raums Arbeiten zum Thema in mehreren Ausstellung präsent (Taking a Thread for a Walk, MoMA New York 2020/21; Textile Territories, Stiftung Bauhaus Dessau 2021; Otti Berger. Stoffe für die Architektur der Moderne, temporary bauhaus archiv berlin 2024; Pondering Provenance, Zilberman Gallerie Berlin 2024).

In der Präsentation bei Françoise Heitsch sind nun bewusst Arbeiten aus einem älteren künstlerischen Forschungsprojekt von Judith Raum versammelt: großformatige Malereien, Arbeiten auf Papier und fragile Objekte, die sich mit dem Engagement der Deutschen Bank beim Bau der Anatolischen Eisenbahn und Bagdadbahn zwischen 1900 und 1918 beschäftigen. Die Künstlerin war dafür zwischen 2010 und 2014 mehrfach im Wirtschaftsarchiv der Deutschen Bank in Frankfurt/Main zu Gast und bereiste die Strecke der historischen Bahnlinie auf heute türkischem Gebiet intensiv. Sie entdeckte frappierende Quellen zu deutschen landwirtschaftlichen Versuchen entlang der Trasse, durchgeführt von sogenannten Kulturinspekteuren (Inspecteurs des Cultures) die die Ausbeutung an Bodenfrüchten und Rohstoffen für deutsche Interessen optimieren sollten. Raums bei Françoise Heitsch gezeigte Arbeiten nehmen dasjenige in den Blick, „was sich widerständig zeigt und abweicht vom rigide planerischen Zugriff auf Landschaft und Natur, von undirektionaler Maximierung und imperialistischen Kontrollphantasien“, wie es die Kunstwissenschaftlerin Ines Kleesattel formulierte. „Nicht nur die Farben, Formen und Materialien von Raums Gemälden und Objekten scheinen aus den anatolischen Gärten zu stammen, sondern auch die Weise mit Dingen umzugehen, sie zu berühren und zu gestalten, ohne sie brachial zuzurichten. Auch das Gestänge-Display (…) korrespondiert damit; trotz seiner organisierenden Funktion wirkt es flexibel und veränderbar.“¹

¹ Ines Kleesattel: Mind the Gap. Über Judith Raum im Heidelberger Kunstverein. Texte zur Kunst, Heft 96 (2014), S. 190-192.

Bildnachweis: Judith Raum, Gegen-Bonitierung, 2013, hochpigmentierte Tusche und Acryl auf Baumwolle, 220 x 150 cm


FRANÇOISE HEITSCH GALERIE
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