24. Mai – 27. Oktober 2024
Universalmuseum Joanneum
, Neue Galerie Graz


„Ich bin Dein Freund, Du Arschloch!“ – Die Neue Galerie Graz beleuchtet die kontroverse Kunst von Janz Franz

„Maler, Zeichner, Aktionist, Geisterbeschwörer, Arschloch“ stand auf der Visitenkarte von Janz Franz. Diese erste institutionelle Rückschau beleuchtet sein intensives Schaffen, seine provokativen Werke und die Einflüsse, die ihn geprägt haben – von der Freundschaft mit Arnold Schwarzenegger bis zur Inspiration durch Hermann Nitsch. Die Neue Galerie Graz beleuchtet die vielschichtigen Gemälde des autodidaktischen Künstlers.  

„Weiß Du überhaupt, wer ich bin, Du Arschloch?“ – diese entscheidende Frage stellt Janz Franz auf einem Blatt des 39-teiligen Zyklus Die 8. Weihung. In der Steiermark werden wohl nur mehr wenige wissen, wer der Künstler war – und das, obwohl er mit einem der weltweit berühmtesten Steier befreundet war: Arnold Schwarzenegger war sein Lehrlingskollege in einer Grazer Baustoffhandlung und Janz war es, der ihm das erste Hantelset für zu Hause organisierte. Jahrzehnte später, als Janz nach einer Operation dauerhaft gelähmt war, war es Schwarzenegger, der ihm den elektrischen Rollstuhl finanzierte.   Geboren 1946 in Graz, wurde Janz Franz in den 1960er-Jahren in der steirischen Landeshauptstadt sozialisiert, als sich dort eine aufstrebende lokale Rockszene etablierte, der steirische herbst gegründet wurde und das Forum Stadtpark seine legendäre Zeit hatte. Doch sein künstlerisches Erwachen kam erst später, nachdem er 1971 nach Salzburg ging, um als Kellner zu arbeiten. Mitte der 1970er-Jahre begann er dort autodidaktisch zu zeichnen und ab 1988, mit seiner Übersiedelung nach Grödig an den Fuß des legendenbehafteten Untersbergs, verschrieb er sich ganz der Kunst.   Die erste institutionelle Rückschau für den provokativen Künstler In Graz selbst hat sich der Exil-Steirer jedoch rar gemacht. Otto Breicha zeigte ihn 1998 mit der Werkschau Detl und Nutl im Kulturhaus Graz. Es folgte 2003 eine Präsentation im Bildungshaus Schloss St. Martin, die wegen expliziter Darstellungen des weiblichen Geschlechtsorgans verhängt wurde. 2006 gab es eine kurze Präsentation auf der Akzenta Graz in der Messehalle. Die Neue Galerie Graz richtet dem vergessenen Exil-Steirer Janz Franz, der 2017 nach langjährigen gesundheitlichen Problemen verstorben ist, nun die erste institutionelle Rückschau aus.   Als Sujet der Schau dient das Bild der Jungfrau aus seinem Zyklus der Sternzeichen. Es handelt sich um eine für ihn geradezu paradigmatische Darstellung der Frau als mythisches Wesen: starrer Blick, lange Vampirzähne, eine doppelt gespaltene Zunge, große Brüste und eine auseinanderklaffende Vulva, die aufgrund des keuschen Status’ des Sternbildes durchgestrichen ist. „Schau weg, Teppata!“, lautet der kontrapunktische Ausstellungstitel dazu, der einem anderen Werk des Künstlers entliehen ist.

Janz Franz war in seiner Sprache genauso direkt und ungeschönt wie in seiner Kunst. Als Autodidakt schöpfte er primär aus seinem Unbewussten und stieß mit seiner Kunst zunächst auf Unverständnis und Kritik.“Viele Kollegen, Sammler*innen oder Galerist*innen konnten mit Janz Franz nichts anfangen. Er sah die Leinwand eine Bühne, er sah die Leinwand auch als Ort der Auseinandersetzung mit seinen inneren Dämonen, aber auch mit seinen Kritiker*innen. Seine Bilder sind immer in unterschiedlichen Schichten aufgebaut. Eine davon ist immer mit Kommentaren versehen, ein Diskurs mit den Betrachter*innen oder einem Zwiegespräch mit sich selbst“, so der Kurator der Ausstellung, Roman Grabner. So erhält man in einer der frühesten Arbeiten in der Ausstellung auch die Antwort auf die Frage, wer Janz Franz ist: „Ich bin Dein Freund, Du Arschloch!“   Inspiriert durch Hermann Nitsch und Araber Pferde Die Begegnung mit Hermann Nitsch veränderte Janz Franz’ Schaffen grundlegend. Der Aktionskünstler ermutigte ihn zu gestisch-expressiven Ausdrucksformen: Er begann Farbe zu verschütten, zu verspritzen und mit beiden Händen zu verschmieren. Der Rückhalt und die Bestätigung, die Janz durch Nitsch erfuhr, lösten eine ungeahnte Schaffenswelle aus. In dieser Zeit entstanden zahlreiche großformatige Gemälde. Dunkel in ihrer Stimmung legen sie Abgründe und Ängste offen, künden von Eros und Thanatos und filtern die Tragik des Lebens über Songtexte favorisierter Rockbands.   Die Bilder von Janz verstehen sich als Momentaufnahmen und die mitunter derbe Ausdrucksweise des Künstlers ist der Augenblickhaftigkeit dieser Stimmung geschuldet. In seinen Arbeiten manifestiert sich ein Kunstwollen, das von Unmittelbarkeit und radikaler Subjektivität zeugt. Der Künstler lagert Bildebene über Bildebene, entwickelt Formen und Gestalten, akzentuiert und überzeichnet diese. Er zitiert und verfremdet popkulturelle Zeichen, setzt Worte und Phrasen als sprachliche Erweiterungen und Kommentare ins Bild und löscht sie wieder aus. Seine Arbeitsweise gleicht einem umgekehrten archäologischen Vorgang, der nicht Schicht um Schicht freilegt, sondern Lage um Lage aufträgt. 

Neben der Kunst widmete sich Janz Franz ab 1982 auch der Zucht von reinrassigen asil-arabischen Pferden. Sein Ziel war die Rückkehr zum Ideal der vier Grundfamilien reinrassiger Araber. Pferde tauchen als Bildmotiv von da an verstärkt auf, seine Kunst wird ruhiger und geplanter. Das letzte Bild in der Ausstellung, Aus & Vorbei, Orschloch, symbolisiert nochmals die Vehemenz seines künstlerischen Ausdrucks: Er hat das Werk selbst im Furor aufgeschlitzt.    

Bildnachweis: „Weiß Du überhaupt, wer ich bin, Du Arschloch?“ – diese entscheidende Frage stellt Janz Franz auf einem Blatt des 39-teiligen Zyklus „Die 8. Weihung“. In der Steiermark werden wohl nur mehr wenige wissen, wer Janz Franz war, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek © Bildrecht Wien, 2024


Neue Galerie Graz
Joanneumsviertel
8010 Graz
www.neuegaleriegraz.at

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