29. September bis 19. November 2023
Kölnischer Kunstverein


Presserundgang: Donnerstag, 28.09.2023, 11 Uhr
Eröffnung: Donnerstag, 28.09.2023, 18 Uhr

Marie AngelettiMonika BaerBLESS, Vittorio Brodmann, Jakob BuchnerMilena BüschMerlin Carpenter, Hamishi Farah, Fischli WeissHansi Fuchs, Sophie Gogl, Matthias Groebel, Jacqueline Humphries, Dozie KanuNora Kapfer, Morag Keil, Emil Michael KleinMaggie Lee, Lorenza LonghiAlan MichaelKaspar MüllerVera Palme, Gunter Reski, Jean-Frédéric SchnyderDennis Scholl, Nolan Simon, Lucie Stahl, Megan Francis Sullivan, Alfred d’Ursel, Amelie von WulffenJie XuBarbara Zenner, Damon Zucconi

„Hoi“ sagen die Menschen, dort wo ich herkomme, wenn sie sich auf der Straße begrüßen. Nach Köln bin ich gekommen, da ich die Malerei liebe und ich keinen besseren Ort für die Auseinandersetzung mit diesem Medium wüsste. Darum begrüße ich diesen Raum mit einem Überblick über die Gegenwart einer der ältesten Gattungen der bildenden Kunst. Aufregend ist die Malerei gerade jetzt, nicht etwa wegen meiner Leidenschaft, sondern da wieder ganz viel gemalt wird, nachdem die Abschaffung der Kunst – diesmal: ihre Auflösung in Kollektivität und in ein Instrument ideologischer Ziele – im vergangenen Sommer in eine Sackgasse fuhr.

Jedes Scheitern ist ein Anfang und oft auch eine Wiederkehr. Das heißt nicht, die Fortsetzung der Malerei wäre ein leichtes Spiel. Auf ihrer neuen Blütezeit lastet wie ein hartes Gericht der lange Schatten ihrer Geschichte. Die Probleme kommen aber nicht nur von hinten, sie kommen auch von vorne. Da sich die Malerei langsam entwickelt, benötigt sie die Vorstellung einer ewigen Zukunft, in der ihre schleichenden Bewegungen irgendwann einmal ankommen können.

Gerade wirkt die Aussicht auf das Kommende nicht nur verhangen; es ist schwierig geworden, sich die Zukunft überhaupt vorzustellen. Wird vielleicht in der Hoffnung gemalt, dass jene Zukunft, die im Nebel der Dystopien und Untergangsszenarien kaum noch zu erkennen ist, wieder aufscheinen wird? Gegen das Gefühl einer bröckelnden Kontinuität weiterzumalen kann auch als Ausdruck eines „Prinzip Hoffnung“ betrachtet werden, das gewillt ist, gegen alle Widerstände einer Welt, die sich für das Dunkel entschieden hat, ein Licht am Ende des Tunnels zu erkennen. Malen wäre dann ein Handeln gegen den Strich, das mit einem zarten Lächeln aus der gesellschaftlichen Übereinkunft herausschwimmt.

Hoi Köln versammelt eine subjektive Übersicht derer, die unter veränderten Bedingungen weitermalen. Es ist ein generationenübergreifendes Zusammentreffen. Manche der Gezeigten haben sich seit Jahrzehnten der Malerei verschrieben und erlebten einige Wogen des Mediums. Sie malten auch, als es verschrien war, und malen bis heute, wo es gerade, ohne die Notwendigkeit legitimierender Diskurse, so viele tun. In dieser Ausstellung sind aber auch viele Jüngere vertreten, aufgewachsen in der digitalisierten Welt, die sich trotz der technologischen Möglichkeiten für analoge Malerei entscheiden.

Hoi Köln ist ein Plädoyer für die Malerei als eine breit gefasste Möglichkeit, sich den Mitteln, Themen und Codes der zeitgenössischen Kunst zu widmen. Nachdem in den letzten Jahren die Forderung laut wurde, Kunst habe die drängenden Themen der Zeit aufzugreifen und mit der Wirklichkeit der Welt in eins zu fallen, vertreten fast alle bei Hoi Köln Versammelten einen anderen Anspruch an die Kunst: Sie muss, im Sinne einer Funktionalisierung, gar nichts. Damit ist keine Kunst aus dem monadischen Fantasiereich der eigenen Träume gemeint, ebenso wenig die Sehnsucht nach den allzu persönlichen Macken des Individuums. Es geht bei den meisten Haltungen in der Ausstellung vielmehr um die Balance zwischen der Bezugnahme auf die Welt und der auf sich selbst bezogenen Ordnung der Kunst.

Hoi Köln entfaltet sich in drei Episoden: In der ersten begrüßen sich der gläserne Lichtsaal des Kunstvereins und das Medium, das sich am wenigsten für ihn eignet, die Malerei. Damit die Begegnung nicht zu harsch ausfällt, haben einige Gäste Möbel mitgebracht. Im Übergang wird sich provisorisch eingerichtet.

In der zweiten Episode, Im Bauch der Maschine, die am 1. Dezember eröffnet, wird die Ausstellung sich in neuer Gestalt zeigen. Manche Werke aus dem ersten Teil bleiben, neue kommen hinzu, andere treten hinter die Bühne. Im Bauch der Maschine versammelt Bilder, die in unterschiedlicher Form den technologischen Wandel durch die Digitalisierung verdauen.

Der letzte Teil der Trilogie widmet sich ab dem 2. Februar 2024 dem Albtraum Malerei. Hier werden die Betrachtenden in Räume hinter Räumen geführt. Das Malen vor dem Hintergrund seiner historischen Last und der unheimlichen Wiederkehr des Gleichen kann zum Albtraum werden. Das ist nicht romantisch gemeint. Der Grat ist schmal.

Bildnachweis: Basel Tourismus/Peter Ziegler


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