GRADA KILOMBA „OPERA TO A BLACK VENUS“
21. Juni – 20. Oktober 2024
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden
“What would the bottom of the ocean tell us tomorrow, if emptied of water today?”
Erste umfassende institutionelle Einzelausstellung der international renommierten Künstlerin Grada Kilomba.
Die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden widmet mit Opera to a Black Venus der international renommierten Künstlerin, Autorin und Denkerin Grada Kilomba (*1968, Lissabon, lebt und arbeitet in Berlin) die erste umfassende institutionelle Einzelausstellung in Deutschland. Die Ausstellung zeigt ihre einzigartige Praxis des Geschichtenerzählens, die durch Performance, Choreografie, Video, großformatige skulpturale und akustische Installationen Konzepte von Gewalt und ihrer Wiederholung hinterfragt. Ihre Arbeit wurde als ein „neuer postkolonialer Minimalismus“ beschrieben, bei dem sie mit Form, Bild und Bewegung die Grenzen zwischen den Disziplinen verwischt.
Die Inszenierung ihrer Werke in den Räumen der Kunsthalle entfaltet den Titel der Ausstellung: Opera to a Black Venus verweist auf die Schwarze Geschichte der Resilienz und des Widerstands und widmet sich der Verstrickung zwischen ökologischem Kollaps und kolonialer Ungerechtigkeit. Im Zentrum der Ausstellung stehen die neuen Auftragsarbeiten Opera to a Black Venus (2024), eine großformatige Videoinstallation, und Labyrinth (2024), eine ortsspezifische Rauminstallation, die zum ersten Mal überhaupt in der Kunsthalle Baden-Baden präsentiert werden.
Über die Ausstellung
In Opera to a Black Venus (2024) inszeniert Kilomba eine zeitgenössische Oper, die einer Schwarzen Venus gewidmet ist, die auf dem Meeresgrund wohnt und zum Orakel von Geschichten über Erinnerung und Widerstandsfähigkeit wird. In einem futuristischen Szenario enthüllt eine verlassene Landschaft die Archäologie der menschlichen Existenz. Die Künstlerin hat ein einzigartiges Ensemble aus Sopranistinnen, Altstimmen und Tenören sowie Schlagzeugerinnen und Balletttänzer*innen zusammengestellt, um dieses Werk aufzuführen. Die natürliche Szenografie des Films feiert die wenigen Überbleibsel der lebendigen Natur und regt zum Nachdenken über Überlebens- und Widerstandsstrategien an: Zerbrechliche Pflanzen, Steine, Felsen und Sand werden zu Geschichtenerzählern, die im Wind flüstern und deren Überlebensgeschichten von den Felsen widerhallen. Die Künstlerin verwendet das Boot als eine Metapher für die Politik der Gewalt und stellt mit ihrer subversiven und poetischen Bildsprache die Frage: „Was würde uns der Grund des Ozeans morgen sagen, wenn er heute leer wäre?“ („What would the bottom of the ocean tell us tomorrow, if emptied of water today?“)
In Labyrinth (2024), einer großformatigen Installation aus Textilien, schafft Kilomba Pfade und Wege durch den Ausstellungsraum. Die Installation zeigt die Möglichkeit und Unmöglichkeit verschiedener Routen und soll sowohl an den transatlantischen Sklavenhandel als auch an den ständigen Kampf um Freiheit, Raum und Bewegung erinnern. Die Verwendung von Baumwollstoff bekräftigt die Praxis der Künstlerin, natürliche und ursprüngliche Materialien wie Erde, Stein und Holz zu verwenden, die die Materialität der Geschichte und des Meeres als Ort und Archiv einer gewalttätigen Politik widerspiegeln.
Kilomba nutzt diese metaphorischen Elemente als Bühne, um neue Fragen über unsere gemeinsame Gegenwart und Zukunft aufzuwerfen, indem sie Zeit und Raum untergräbt und die Linearität der historischen Wiederholung unterbricht. Ausgewählte frühere Werke wie Table of Goods (2017), Illusions Vol. II, Oedipus (2018), Illusions Vol. II, Antigone (2019), 18 Verses (2022) und Sounds of Water (2023) werden im Dialog mit den neuen Arbeiten präsentiert und bilden eine narrative Einheit.
Eine Publikation wird den kollektiven Prozess zwischen der Künstlerin, ihrem Studio und der Institution während der Entstehung dokumentieren. Eingeladene Autor*innen sind Denise Ferreira da Silva (University of British Columbia, Vancouver), Tamsin Hong (Serpentine Gallery, London) und Ashish Ghadiali (Radical Ecology & Black Atlantic, London).
Opera to a Black Venus (2024) ist der letzte Teil einer Trilogie, die mit der groß angelegten skulpturalen Installation und Performance O Barco | The Boat (2021) begann, die von der BoCa Biennale für zeitgenössische Kunst, Lissabon, und der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden in Auftrag gegeben wurde. Der zweite Teil der Trilogie, 18 Verses (2022), wurde vom Castello di Rivoli Museo d’Arte Contemporanea, Turin, in Auftrag gegeben. Im Jahr 2022 präsentierte Kilomba die Installation und Performance O Barco (2021) im Kurpark an der Lichtentaler Allee, wo sich die Kunsthalle Baden-Baden befindet, als Teil der Ausstellung Nature and State (2022).
Opera to a Black Venus (2024) ist ein Auftragswerk der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden und des Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid, Spanien. Das neue Werk und die gesamte Ausstellung werden erstmals in einer großen Einzelausstellung in beiden Museen präsentiert: in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden vom 21. Juni bis 20. Oktober 2024, gefolgt von einer Ausstellung im Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía vom 19. November 2024 bis 3. März 2025.
Grada Kilomba
Grada Kilomba ist eine in Berlin lebende portugiesische Künstlerin, die sich in ihrer Arbeit mit Erinnerung, Trauma und Postkolonialismus auseinandersetzt. Mit Hilfe von Performance, inszenierter Lesung, Video, Fotografie, großformatigen skulpturalen und akustischen Installationen hinterfragt die Künstlerin Konzepte von Wissen, Gewalt und Wiederholung. Kilombas Werk ist vor allem für ihre subversive Praxis des Geschichtenerzählens bekannt, bei der sie eine poetische und immersive Bildsprache schafft und ihren eigenen Texten Körper, Stimme, Form und Bewegung verleiht. „Welche Geschichten werden erzählt? Wie werden sie erzählt? Wo werden sie erzählt? Und von wem erzählt?“ sind ständige Fragen in Kilombas Werk. In diesem Jahr ist Kilomba Trägerin der Angela-Davis-Ehrenprofessur 2024 an der Goethe-Universität in Frankfurt – „Grada Kilomba: Die Kunst, Wissen darzustellen“.
Sie ist Inhaberin eines Doktortitels in Philosophie der Freien Universität Berlin, und 2023 wurde der Künstlerin von der Universität ISPA, Lissabon, in Würdigung ihres künstlerischen und intellektuellen Schaffens der Doktortitel Honoris Causa verliehen. Ihre Arbeiten wurden in wichtigen internationalen Ausstellungen präsentiert, wie z.B.: Bienalsur, Buenos Aires; La Biennale de Lubumbashi V, LubumbashiI; 10. Berlin Biennale, Berlin; Documenta 14, Kassel; 32. Bienal de São Paulo, São Paulo. Ausgewählte Einzel- und Gruppenausstellungen: Palais de Tokyo, Paris; Somerset House, London; Castello di Rivoli Museum für zeitgenössische Kunst, Turin; Matador, Madrid; MUAC-Museo Universitario d’Arte Contemporanea, Mexiko-Stadt; Amant Art Foundation, New York; ARos-Kunsthal Aarhus, Aarhus; BoCa, Lissabon; Kiasma Museum of Contemporary Art, Helsinki; Pinacoteca de São Paulo, São Paulo; Bildmuseet, Umeå; PAC- Padiglione d’Arte Contemporanea, Mailand; Kunsthal Charlotteborg, Kopenhagen; The Power Plant, Toronto; Kunsthalle Baden Baden; Kadist Art Foundation, Paris; Tokyo Photographic Art Museum, Tokio; MAAT – Museum of Art, Architecture and Technology, Lissabon; Fitzwilliam Museum, Cambridge; Norval Foundation, Kapstadt; Haus der Kulturen der Welt, Berlin; Museum Calouste Gulbenkian, Lissabon, u. a.
Sie war Ko-Kuratorin der 35. Biennale von São Paulo, Choreographies of the Impossible, 2023.
Kilombas Werke befinden sich international in vielen bedeutenden öffentlichen und privaten Sammlungen, darunter in der Tate Modern Collection, London; Hammer Museum Collection, Los Angeles; Royal Dutch Collection, Amsterdam; Rennie Collection, Toronto; International African American Museum Collection, Charleston; im Hessel Museum of Art, New York; in der Gulbenkian Modern Collection, Lissabon; Fitzwilliam Museum Collection, Cambridge, und vielen anderen. Sie war Gastprofessorin an mehreren internationalen Universitäten wie der Humboldt-Universität zu Berlin, der University of Legon, Accra, und der Universität für angewandte Kunst, Wien, um nur einige zu nennen. Kilomba hat mehrere Jahre am renommierten Maxim Gorki Theater in Berlin gewirkt, wo sie das gefeierte Projekt „Kosmos²“ entwickelte, eine künstlerische und politische Intervention mit Flüchtlingskünstler*innen. Sie ist die Autorin des viel beachteten Buches „Plantation Memories“ (Unrast, 2008), das Episoden des alltäglichen Rassismus in Form von psychoanalytischen Kurzgeschichten zusammenfasst. Ihr Buch wurde weltweit in mehrere Sprachen übersetzt. Die Künstlerin wird von der Goodman Gallery in London, Kapstadt und Johannesburg sowie von der Pace Gallery in New York vertreten.
Bildnachweis: Grada Kilomba, Opera to a Black Venus, Courtesy of the Artist
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden
Lichtentaler Allee 8a
76530 Baden-Baden
www.kunsthalle-baden-baden.de