16. September – 28. Januar 2024
Museum Ludwig


Pressegespräch: Mittwoch, 13. September um 11 Uhr, Vorbesichtigung ab 10 Uhr
Eröffnung: Freitag, 15. September um 19 Uhr
Pressegespräch: Mittwoch, 13. September um 11 Uhr, Vorbesichtigung ab 10 Uhr

Füsun Onur, 1937 in Istanbul geboren und dort lebend, ist eine der bedeutendsten Künstlerinnen der Türkei. Zwar ist ihr beeindruckendes und vielseitiges Werk durch regelmäßige Beteiligungen an Gruppenausstellungen einem internationalen Publikum kontinuierlich zugänglich gewesen, hat aber bislang keine ausreichende Würdigung erfahren. Vor etwa zehn Jahren richtete ihr Arter, das Museum für zeitgenössische Kunst in Istanbul, erstmalig eine Überblicksausstellung aus. Mit der großen Retrospektive möchte das Museum Ludwig ihr Werk nun einem größeren Publikum zugänglich machen.

Das Museum Ludwig hat in den vergangenen Jahren bedeutenden Künstler*innen, deren Werke bis dahin nur am Rande wahrgenommen worden waren, große Überblicksausstellungen gewidmet. Zu ihnen gehören u. a. Joan Mitchell (2015), Nil Yalter (2019) und Isamu Noguchi (2022). Mit Füsun Onur soll ein weiteres Œuvre ins Zentrum gestellt werden, dessen Bedeutung in seiner Tiefe noch nicht erfasst ist.

Aufgewachsen in Istanbul studierte Onur dort von 1957 bis 1962 Bildhauerei inmitten der Umbruchszeit der türkischen Kunstgeschichte in den 1950er und 1960er Jahren. Mit dem Rückgang staatlicher Aufträge für repräsentative Kunst schwand auch die Einflussnahme des Staates. Künstler*innen begannen, sich ein eigenes Umfeld zu schaffen, in dem sie mit neuen Formen experimentierten. Von 1962 bis 1966 setzte Onur ihr Studium in Washington D.C. und Baltimore fort, um dann nach Istanbul zurückzukehren. Schon während ihres Studiums fühlte sie sich ermutigt, eine eigene künstlerische Position zu entwickeln, und sie verfolgt diesen Anspruch bis heute. Bereits ihr Frühwerk, das sich keiner der Kunstbewegungen jener Zeit zuordnen lässt, vermittelt ihre künstlerische Souveränität. Sie schuf Skulpturen in einer abstrakten, konstruktiven und minimalistischen Formensprache, gepaart mit Witz.

Ein wiederkehrendes Element in Onurs Arbeiten ist ihre Verbundenheit mit Istanbul sowie das Haus ihrer Familie in Kuzguncuk, das sie bis vor Kurzem zusammen mit ihrer 2022 verstorbenen Schwester İlhan Onur bewohnte. Es ist gefüllt mit Mobiliar und Erinnerungsstücken, die in die Anfänge des 20. Jahrhunderts zurückgehen. Direkt am Bosporus gelegen dient es Onur als Ausgangspunkt für neue Arbeiten. So verleiht sie dem Bosporus und der Erfahrung, am Wasser zu leben, in ihren Werken immer wieder neue ästhetische Formen.

Die Künstlerin nutzt Einladungen zu Ausstellungen dazu, die jeweilige Situation vor Ort zum Ausgangspunkt ihrer Beiträge zu machen. Auf diese Weise entstehen Werke, mit denen sie auf gesellschafts- und kulturpolitische Entwicklungen reagiert. Auf den Malerei-Hype in den 1980er Jahren antwortet sie mit Bildern, die in den Raum hinein erweitert sind. Ihre Installationen, die im Zuge von Einladungen ins europäische Ausland entstehen, spiegeln in den 1990er und 2000er Jahren kritisch die westlichen Erwartungen. Ihre Werke fordern die Besucher*innen auf, ihren eigenen Imaginationen Raum zu geben. Dies gilt insbesondere für solche synästhetischen Installationen, in denen Onur mit aufgereihten Alltagsgegenständen Musik in den Raum überträgt. Zuletzt machte sie mit ihrem Beitrag Once Upon a Time 2022 im Türkischen Pavillon auf der Biennale von Venedig auf sich aufmerksam. Die großformatige Installation besteht aus miniaturhaften, aus Draht handgefertigten Figuren, die in eine Fantasiewelt einladen.
Die Ausstellung im Museum Ludwig umfasst 94 zum Teil raumfüllende Installationen aus den letzten sechzig Jahren. Zusätzlich wird Onur für ihre Retrospektive eine neue große Rauminstallation schaffen.

Zur Ausstellung entsteht ein Katalog, herausgegeben und eingeführt von Barbara Engelbach und Emre Baykal sowie mit einem Vorwort von Yilmaz Dziewior. Süreyyya Evren und Nilüfer Şaşmazer stellen das Werk von Füsun Onur im Kontext der türkischen Kunstgeschichte sowie ihrer eigenen Schriften vor. Ergänzend ist erstmals eine exemplarische Auswahl von zehn Essays der Künstlerin in Türkisch, Deutsch und Englisch abgedruckt. Sie belegen ihre kontinuierliche kritische Auseinandersetzung mit ästhetischen Fragestellungen und kunstpolitischen Entwicklungen. Der Katalog erscheint in Deutsch und Englisch im Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln.

Die Ausstellung wird gefördert von der Kulturstiftung des Bundes, der Kunststiftung NRW, der REWE Group als Superior Partner, der Peter und Irene Ludwig Stiftung, der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig e. V. sowie der Beatrix Lichtken Stiftung.

Die Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit Arter, Istanbul.

Kuratorin: Barbara Engelbach (Museum Ludwig); Ko-Kurator: Emre Baykal (Arter, Istanbul)

Web und Social Media

Zur Ausstellung kommuniziert das Museum Ludwig auf seinen Social-Media-Kanälen mit dem Hashtag #MLxFüsunOnur.

Bildnachweis: Füsun Onur, Third Dimension in Painting / Come In,1981 (Detail), Ausstellungsansicht Through the Looking Glass, Kurator: Emre Baykal, Arter, 2014 © Füsun Onur, Foto: Murat Germen


Museum Ludwig
Heinrich-Böll-Platz, 50667 Köln
Tel:+49-221-221-26165
info@museum-ludwig.de
www.museum-ludwig.de

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