1. Dezember 2022 – 29. Mai 2023
Museum August Macke Haus


Zwischen Expressionismus und Neuer Sachlichkeit,
zwischen freier und angewandter Kunst

Seit seiner Gründung untersucht das Museum August Macke Haus in Ausstellungen und begleitenden Katalogen verschiedene Aspekte des rheinischen Expressionismus. Dabei geht es nicht nur um Zusammenhänge, sondern auch um Einblicke. Die Kunst des Expressionismus umfasst viele Facetten. Entstehungsbedingungen rücken dabei ebenso in den Fokus wie Schicksale von Künstlern, Sammlungen und Biografien. Bereits mehrfach wurden einzelne Werke von Evarist Adam Weber in thematische Ausstellungen des Museums August Macke Haus einbezogen: so beispielweise in die Schau Das (verlorene) Paradies. Expressionistische Visionen zwischen Tradition und Moderne in 2014 oder Gratwanderung in 2019. Daraus erwuchs das Bedürfnis, sich näher mit dem Künstler und seinem Schaffen auseinanderzusetzen.

Evarist Adam Weber hat ein Werk innerhalb der Zeitströme von Expressionismus und Neuer Sachlichkeit geschaffen. Er stammte aus Aachen, wo er 1887 geboren wurde, studierte an der Düsseldorfer Kunstakademie zwischen 1905 und 1910 und 1912 auch an der Münchener Kunstakademie. Nach malerischen Anfängen in Auseinandersetzung mit Impressionismus und Neo-Impressionismus entstand – bestärkt durch erste Reisen nach Paris und Belgien – unter anderem ein umfangreiches druckgrafisches Œuvre.

Im Linol- und Holzschnitt übertrug Weber seine Empfindungen in dynamische Linienmuster. Motive sind Landschaften, Interieurs und Akte. Es gelangen ihm aussagekräftige figürliche Darstellungen z. B. bei der Arbeit oder im städtischen Vergnügen. Für seine Erlebnisse im Krieg fand er eindrückliche Formulierungen und Neuinterpretationen christlicher Szenen. In im Eigenverlag oder bei renommierten Verlagen herausgegebenen Mappen und Zeitschriften wurden die Drucke veröffentlicht. So erschienen Mappenwerke zum Thema Akt, Passion, Krieg oder Arbeit. Nach dem Krieg war Weber nicht nur Mitglied der bedeutenden Künstlervereinigung Das Junge Rheinland, an dessen Ausstellungen er sich beteiligte. Auch stellte er mit der Münchener Neuen Secession aus. In der legendären Galerie der Kunsthändlerin Johanna Ey erhielt er 1922 eine Einzelausstellung. Auch in der Galerie Schames in Frankfurt wurden seine Werke präsentiert. Überhaupt war er auf zahlreichen Ausstellungen in ganz Deutschland und in Österreich vertreten und gewann mehrere Auszeichnungen.

Eine außergewöhnlich lebendige Bildgestaltung zeigen seine Ölgemälde der 1920er-Jahre. Sie beziehen sich auf die vielen Reisen, die den Künstler in die Schweiz, nach Südfrankreich und vor allem immer wieder nach Italien führten. Unterwegs war der begeisterte Motorradfahrer bevorzugt auf seiner eigenen Maschine. Seine Faszination für den Sport und die Berge spiegelt sich in den Motiven, die in der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre eine eigene, expressiv-sachliche Gestaltungsweise aufweisen. Als einer der wenigen Sportmaler dieser Jahre setzte er Motorrad und Autorennen künstlerisch um.

Ab 1931 trat die freie Malerei zunehmend in den Hintergrund. Nachdem Weber schon 1910 nach München übersiedelt war, lebte er nun in Dießen am Ammersee. Zusammen mit seiner Frau führte er die Kunsthandwerkstätten Weber-Heubach. Hier entstanden hochkarätige und vielfach prämierte Produkte in den unterschiedlichsten Techniken, von Batik-Schals und Wandbehängen über Taschen aus Leder und Filz bis hin zu Emaille-Arbeiten und aufwendig geritzten Glasobjekten.

Die Ausstellung möchte einen Künstler dem Vergessen entreißen, der der sogenannten verschollenen Generation zugerechnet wird. Dieses Vergessen steht in diametralem Gegensatz zu der Wertschätzung, die der Künstler zu Lebzeiten erfahren hat.

Die Ausstellung wurde gefördert durch die Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland,
die Stiftung Kunst der Sparkasse in Bonn, die Sparkasse KölnBonn und den Landschaftsverband Rheinland.

Bildnachweis: E. A. Weber, „Frau L.H. (Aachen)“ (Porträt von Liane Hasenclever hoch über dem Luganer See), 1925, Öl auf Leinwand, 98 x 81,2 cm, Privatbesitz © Foto: Museum August Macke Haus, Lars Bergengruen 


Museum August Macke Haus
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Fax +49 (0)228 – 69 15 50
buero@august-macke-haus.de
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