13. September 2024 bis 9. März 2025
Albertina Modern


Die Retrospektive zum 70. Geburtstag

Erwin Wurm (* 1954 Bruck/Mur) zählt heute zu den erfolgreichsten und bekanntesten internationalen Gegenwartskünstlern. Aus Anlass seines 70. Geburtstags zeigt die ALBERTINA MODERN erstmals eine umfassende Retrospektive seines vielseitigen Werks, das uns in Form von Skulpturen, Zeichnungen und Handlungsanweisungen, Videos und Fotografien einlädt, das Paradoxe und Absurde unserer Welt zu beleuchten.

In seiner künstlerischen Methode untersucht Erwin Wurm den Begriff des Skulpturalen und führt diesen als Maßstab ein, unsere gegenwärtige Welt daran zu messen. Die Grenzen zwischen den traditionellen Begriffen von Skulptur, Performance, Fotografie oder Gemälde werden in Frage gestellt, wie auch Statik und Bewegung innerhalb eines Kunstwerks neu definiert werden. Wurm kippt die gewohnte Wahrnehmung der uns umgebenden Realität und eröffnet mit seinen Kunstwerken Möglichkeiten, neue Perspektiven und Fragen aufzuwerfen: Was passiert, wenn ich die Schwerkraft missachte, was, wenn Häuser zu schmelzen beginnen oder durch performative Interventionen gequetscht werden? Wie verhalten sich Körper und Räume, wenn darin auch Absurdes und Paradoxes existiert? Wie kann man in den One Minute Sculptures für einen kurzen Moment Teil eines Kunstwerks werden, und wie fühlt sich das an? Immer geht es, wie der Künstler selbst erklärt, um den Begriff des Skulpturalen im Verhältnis zum Sozialen. So kann ein Essiggurkerl durchaus zu einem Selbstporträt erklärt werden, oder ein üppiges Luxusauto wie das Fat Car zum Symbol von Gier, Überfluss und Warenfetischismus in unserer Gesellschaft. Auf der anderen Seite spiegelt das Narrow House konzeptuell die Beengtheit bürgerlichen Denkens und Handelns und die Enge gesellschaftlicher Normen wider, ob durch Religion, Konvention oder inszeniertes Pathos. Dazu wird in dieser Schau erstmals eine ländliche Schule präsentiert, die für einengende und heute überholte Vorstellungen steht und ein weiteres Symbol einschränkender und wertender Denkmodelle darstellt.

Seinem Anspruch mit den skulpturalen Parametern von Hülle, Masse, Haut, Volumen und Zeit innovativ zu arbeiten, bleibt Erwin Wurm auch in seinen neuen Arbeiten weiterhin verpflichtet: So verschwindet bei den Substitutes der Körper, und die Kleidung bleibt als geisterhaftes Relikt wie ein Phantom zurück. Die Skins zeigen nur noch schmale Körperbänder, die – Raumzeichnungen vergleichbar – zum Echo einer skulpturalen Bewegung werden. In den Flat Sculptures wiederum erobern flachgedrückte Buchstaben die dreidimensionale Leinwand und machen die Worte schwer leserlich. In diesen Arbeiten führt Wurm, der ursprünglich Maler werden wollte, seine kontinuierliche Auseinandersetzung mit Farbe und Sprache fort und bricht doch, wie schon der Serientitel verrät, mit der Tradition, indem er ein Gemälde nicht als zweidimensional, sondern räumlich erlebbar macht.

Wurms Arbeit verdeutlicht, wie sehr es um das Entdecken geht, darum, das Vorhandene immer wieder neu zu denken und neu zu gestalten.

Die Ausstellung versammelt Hauptwerke aus allen Stationen des künstlerischen Schaffens von Erwin Wurm. Von den frühen Holz- und Staubskulpturen spannt sich der Bogen bis zu neusten Arbeiten, die zum Teil erstmals in dieser Ausstellung zu sehen sind. Daneben stehen Arbeiten, mit denen er internationale Bekanntheit erlangte, wie die One Minute Sculptures, das Fat Car oder ein Narrow House.

Bildnachweis: Erwin Wurm | Hoody I, 2023 © Erwin Wurm / Bildrecht, Wien 2024 | Foto: Markus Gradwohl


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