ÉRIK DESMAZIÈRES – ARCHIVE DES IMAGINÄREN
08. Juli – 22. Oktober 2023
Panorama Museum
Vernissage: Samstag, 08. Juli 2023, um 16:00 Uhr in Anwesenheit des Künstlers
Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des französischen Botschafters in Deutschland, S.E. François Delattre.
Érik Desmazières gilt als einer der bedeutendsten Grafiker und Zeichner der Gegenwart in Frankreich. Anlässlich seines 75. Geburtstags präsentiert das Panorama Museum in einer 50 Jahre umfassenden Retrospektive 180 Werke seines Œuvres, das bislang nur knapp 300 Werke umfasst.
Érik Desmazières, Sohn eines französischen Diplomaten, wurde 1948 in Rabat geboren und lebt seit 1967 in Paris. Er ist nicht nur Mitglied der Société des Peintres Graveurs und der Académie des beaux-arts, sondern seit 2020 auch Direktor des Musée Marmottan Monet in Paris. Nach einem Diplom in Politikwissenschaften und kurzzeitigem Interesse an Architektur wandte er sich 1972 ganz der Zeichnung und der Radierkunst zu. Seither ist ein ebenso kostbares wie rares Œuvre entstanden, das einzigartig ist. Sein Schaffen ist gegenständlich, in Teilen auch figurativ, der Stil altmeisterlich, die Handhabung der Tuschefeder, der Pinselzeichnung und Gouachemalerei wie der Strichätzung, kombiniert mit Aquatinta und Roulette, von vollendeter Kunstfertigkeit.
Während sich sein Frühwerk eher dem Visionären phantastischer Städte und Landschaften, großen Kriegen und Zerstörungen, auch Albträumen und dem Treiben mysteriöser Krieger zuneigte, scheinen neuere Arbeiten stärker dem Sichtbaren und der Realität verhaftet. Andererseits gibt es immer wieder auch Einbrüche des Imaginären in die Welt der Bilder, sodass das Œuvre von Érik Desmazières ständig zwischen Imagination und Wirklichkeit oszilliert, was sich auch in der Wahl der Themen und Motive niederschlägt, bei aller Vorliebe für den Raum und der Freude am Spiel mit perspektivischer Konstruktion. Dabei sucht er keineswegs eine »Auflösung dieser scheinbar so gegensätzlichen Zustände von Traum und Wirklichkeit in einer Art absoluter Realität, wenn man so sagen kann: Surrealität« (André Breton), sondern eine künstlerisch überzeugende Durchdringung von Welt. »Was ich versuche«, so der Künstler in einem Interview (Vie des arts, 2009, Nr. 216), »ist, ein Bild zu entwerfen, das Bestand hat und meiner ursprünglichen Idee entspricht, die im Allgemeinen darin besteht, das wiederzugeben, was ich an einem bestimmten Ort empfinde, den ich mir auf diese Weise aneignen oder wieder aneignen möchte, da es oft einen großen zeitlichen Abstand gibt zwischen der ersten Vision eines Motivs und dem daraus entstandenen Druck … Kurz gesagt, mehr als eine Reflexion über Wissen ist meine Arbeit eine Reflexion über Raum und Zeit.« Dabei sollte man eigentlich gar nicht von Arbeit sprechen. Vielmehr handele es sich um eine Art grafisch formulierte und größtenteils auch in Kupfer gravierte Autobiographie.
Autor: Gerd Lindner (Direktor Panorama Museum)
Bildnachweis: Ein Traum des Gaspard, 1996 Radierung mit Aquatinta auf altem Vergé aus dem 18. Jahrhundert, 29,6 x 20,5 cm Privatsammlung Paris Foto: Raphaël Caussimon © VG Bild-Kunst, Bonn 2023
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