28. November 2021 – 30. Januar 2022

Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst (BLMK)


In seiner neuesten Ausstellung am Standort Frankfurt (Oder) erkundet das Brandenburgische Landesmuseum für moderne Kunst (BLMK) gegenseitige Wechselwirkungen in den Arbeiten von Dieter Goltzsche (1934) und Sylvia Hagen (1947). Die Porträts und sinnbildhaften Akte Hagens vermitteln ein existenzielles Ausloten des Figürlichen, während Goltzsches Blätter sowohl zu einem fabulierenden Deuten im „Hier und Jetzt“ als auch zu rhythmischen Farbklängen einladen. Durch die Gegenüberstellung der Arbeiten erwächst ein Dialog, der sich aus der formalen künstlerischen Andersartigkeit sowie einer geistigen Verwandtschaft im schöpferischen Sinne von „Folge dem Auge – vertrau der Hand“ ergibt. Für Besucher*innen entstehen dadurch neue Sichtweisen auf das Räumliche und Flächige.

Dieter Goltzsche zählt zu den bekanntesten Zeichnern der älteren Generation in Deutschland. In seinem fabulierenden Stil finden sich Natur und Mensch in rhythmischen Lineaturen, im Figürlichen und im freien Formassoziieren wieder. Das Grafische schafft Flächen und Räume für Gesehenes, Werdendes und Vergehendes. Alles ist in Wandlung begriffen und der Künstler versucht, seine Variante des Innehaltens zu visualisieren. Das geschieht prosaisch poetisch, mal sich in der Linie verlaufend und mal wieder einen lakonisch strengen Ton anschlagend. Abstraktes und Gegenständliches stehen gleichberechtigt nebeneinander. Ausgebildet in den 1950er-Jahren an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden, weist Goltzsche neben seinen freien Arbeiten ein umfangreiches illustratives Werk vor. Goltzsches malerischen Blättern, Aquarellen und Gouachen werden rund 15 Terrakotten und Bronzen von Sylvia Hagen gegenübergestellt. Hagens Arbeiten zeigen eine menschliche Gestalt, deren Oberfläche schrundig, zerrissen und beunruhigend wirkt und ihr Inneres manchmal irritierende Hohlräume aufweist. In ihrem Schaffen steht für die Künstlerin die menschliche Figur zwischen ihrem existenziellen Entschwinden und dem unumstößlichen Beharren auf das physisch noch Mögliche eines glaubwürdigen So-Sein. Hagen, die in den 1970er-Jahren ein Bildhauerstudium an der Kunsthochschule BerlinWeißensee absolvierte, schuf zunächst Plastiken, die im harmonischen Maß von Ruhe und Bewegung, von Innerlichkeit und Gestik, Verlorenheit und Beharren geprägt waren.

Erst allmählich begann ein sich über Jahrzehnte hinziehender Prozess des Entschwindens klarer Konturen und eindeutiger Formen. Ungewöhnlich ist bei Hagens Figuren und Torsi auch die Arbeitsweise, genormte Tonplatten als tektonisch zu handhabendes Ausgangsmaterial zu nutzen. Die Auswahl an Arbeiten von Dieter Goltzsche beruht auf dessen großzügiger Schenkung an das BLMK sowie auf den in der Sammlung bereits vorhandenen Druckgrafiken. Die gezeigten Plastiken von Sylvia Hagen entstanden hauptsächlich in den vergangenen 20 Jahren.

Bildnachweis:Sylvia Hagen, Sich Vorbeugende, 2012/15, Bronze, Foto: Bernd Borchardt, Berlin © Sylvia Hagen


Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst
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03046 Cottbus

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