DIE ÖKONOMIE DES SCHENKENS: JOSEPH BEUYS, POLENTRANSPORT 1981
19. November 2021 – 04. Februar 2022
Instytut Polski, Düsseldorf
Im August 1981 machte sich Joseph Beuys mit seiner Familie auf den Weg von Düsseldorf nach Łódź/Lodz. Auf dem Dach seines Wohnmobils transportierte er in einer Holztruhe eine Schenkung von mehr als 700 Zeichnungen, Objekten, Dokumentationen und Archivmaterialien zu seinem bisherigen Schaffen, zu denen nach der Ankunft 13 Grafiken hinzukamen – seine Skizzen von der gesamten Aktion, die Beuys „Polentransport 1981“ nannte.
Das Polnische Institut Düsseldorf und das Muzeum Sztuki Łódź/ Kunstmuseum Lodz beteiligen sich am Jubiläumsprogramm „beuys 2021“ und eröffnen am 19. November 2021 in der Galerie des Instituts auf der Citadellstraße 7 in Düsseldorf eine Dokumentarausstellung „Die Ökonomie des Schenkens: JOSEPH BEUYS, POLENTRANSPORT 1981“.
Um es mit der Begrifflichkeit von Joseph Beuys zu formulieren: In den Jahren 1980-1981 schufen die Polen eine gigantische „soziale Plastik“ aus zehn Millionen Elementen – „antisozialistischen Elementen“, wie die kommunistische Propaganda sie nannte. Gemeint war die „Solidarność“, die erste unabhängige, das heißt nicht von einem totalitären Regime kontrollierte Gewerkschaft zwischen Eisenach in der DDR und Wladiwostok in der Sowjetunion.
Das Aufkommen der „Solidarność“ war für Beuys nicht nur ein klares Omen für den Zusammenbruch der kommunistischen Diktatur, sondern auch Verheißung einer neuen Wirklichkeit. In der vor allem von Arbeitern geschaffenen Bewegung sah er eine Verkörperung des dritten Wegs: die Suche nach einem Kompromiss, ein Versuch, den Kommunismus zu überwinden, der gleichwohl die sozialen Errungenschaften bewahren wollte und auf einem starken Bewusstsein für Gemeinschaft und Tradition fußte. Das Wirken der „Solidarność“ erschien Beuys als ideale Realisierung seines Konzepts der „sozialen Plastik“, deren Material für ihn das menschliche Handeln und dessen Einfluss auf Funktionsweise und Gestalt der menschlichen Gemeinschaft waren.
Warum schenkte Joseph Beuys seine Werke gerade dem polnischen Muzeum Sztuki Łódź/ Kunstmuseum Lodz?
Beuys nannte diese Aktion „Polentransport 1981“. Er knüpfte damit an die Geschichte des Kunstmuseums in Łódź an, das als weltweit zweitälteste Museum für moderne Kunst seit seiner Gründung im Jahr 1930 eine enge Verbindung zur Avantgardekunst pflegte. Zum Herzstück des Hauses entwickelte sich die Internationale Sammlung Moderner Kunst der Gruppe „a.r.“, deren erster Teil dem Museum am 15. Februar 1931 offiziell übergeben worden war. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wuchs die Sammlung auf mehr als 100 Werke von Künstlern der internationalen Avantgarde an, darunter Jean Arp, Alexander Calder, Sonia Delaunay, Max Ernst, Fernand Léger, Pablo Picasso, Kurt Schwitters, Marcel Seuphor i Piet Mondrian, Georges Vantongerloo. Alle Werke waren Schenkungen.
Heute ist Joseph Beuys’ Schenkung vom August 1981 ein wichtiger Bestandteil der Sammlungen des Muzeum Sztuki Łódź im Bereich der modernen Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Sie passt perfekt zur Geschichte und Philosophie einer Institution, deren Wirken genau so begann, nämlich mit einer Schenkung. Diese erste Geste von 1931, die später von anderen Künstlern und Sammlern wiederholt wurde, sollte das Gesicht der Stadt verändern – durch die Kraft der Ideen, durch die Kraft der Bilder als freiem Ausdruck des Denkens.
Ausstellung anlässlich des Jubiläumsprogramms „beuys 2021“ zum 100. Geburtstag von Joseph Beuys, des 40. Jahrestags der Verhängung des Kriegsrechts in Polen (13.12.1981), des 30. Jahrestags der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Vertrags über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit (17.06.1991) und des 90. Jahrestags der Schenkung der Internationalen Sammlung Moderner Kunst an das Muzeum Sztuki Łódź durch die Gruppe „a.r.“ (15. 02.1931).
Vernissage: am Freitag, den 19.11.2021, um 19.00 Uhr / Öffnungszeiten: Di – Fr 11 – 17 Uhr
Kurator: Maciej Cholewiński, Muzeum Sztuki Łódź / Koordination: Monika Kumięga, Polnisches Institut Düsseldorf / Veranstalter: Polnisches Institut Düsseldorf und Muzeum Sztuki Łódź / Polnisches Institut Düsseldorf
Bildnachweis: Polnisches Institut Düsseldorf
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