23. Juni – 20. Oktober 2024
Museum Lothar Fischer


Lothar-Fischer-Preis 2023

Im zweijährigen Turnus vergeben die Lothar & Christel Fischer Stiftung und die Stadt Neumarkt i.d.OPf. den Lothar-Fischer-Preis, der jeweils im Folgejahr mit einer Ausstellung im Museum verbunden ist. 2023 ging der Förderpreis an Claudia Mann (*1982 Wuppertal), die heute in Düsseldorf lebt und arbeitet. „Boden ist Skulptur.“ Ausgehend von dieser Annahme, gestaltet Claudia Mann ein vielseitiges und sensibles OEuvre aus frei modellierten Arbeiten und Abformungen wie Abgüssen, die genau vor- und nachbereitet werden. Ihr Werk kreist dabei um die Verbindung des menschlichen Körpers zum Boden und zum fühlenden Selbst. So geht sie auch davon aus, dass der Untergrund, auf dem wir stehen, bereits ein skulpturales Potenzial birgt. Durch intensive Reflexion und mit großem körperlichem Einsatz befragt sie die Skulptur kontinuierlich nach ihrem Wesen und ihren Grenzen. So entstehen beispielsweise Abgüsse von modellierten Vertiefungen in der Erde, die sie aushebt, aufrichtet und körpergleich im Raum präsentiert.

Die Aufforderung Unter den Boden legen ist der Titel einer zylindrischen Keramik, die auf zwei parallel in die Wand eingelassenen Stahlstangen ruht und den Betrachtenden ermöglicht, durch den Hohlkörper auf den Boden zu blicken. In der Oberfläche des Objekts ist vage ein Ohrabdruck erkennbar, der seinerseits mit dem Abguss eines durch Interaktion der Künstlerin mit dem Boden entstandenen Ohrabdrucks erzeugt wurde. Das Ohr dient hier als Anker für das Aufrichten des weichen Tons, ist aber auch als maßgebliches Werkzeug für unseren Gleichgewichtssinn zu sehen.

Eine andere Arbeit, Lo Su Mei, 2024, bezieht sich auf Samuel Becketts Theaterstück Kommen und Gehen. In dessen drei nahezu identischen Teilen unterhalten sich jeweils zwei der drei Frauen kurz, zum Teil flüsternd, über die abwesende dritte. Eine mögliche Deutung des Stücks ist, dass alle drei unheilbar krank sind, ohne es zu wissen. Hinsichtlich des bevorstehenden Todes sind die Frauen als „gleich“ zu begreifen. Zusammenhalt entsteht durch ihren fürsorglichen und respektvollen Umgang miteinander. Claudia Mann platziert auf Augenhöhe der Betrachtenden drei weiße portraitartig wirkende Plastiken nebeneinander auf hölzernen Wandsockeln. Die Arbeiten sind zwar identisch, werden aber unterschiedlich ausgerichtet präsentiert. Wir sind aufgefordert, genau hinzusehen und nachzuspüren, was sie verbindet, eint oder möglicherweise unterscheidet.

Claudia Mann geht es in ihrem Schaffen um den Menschen, seinen Körper und sein Verhältnis zu dem ihn umgebenden Raum sowie um die Themen Präsenz, Absenz, Rücksichtnahme, Verbundenheit oder Angst. Dabei lautet die zentrale Frage immer: Wo beginnt Skulptur?

Dank geht an das Vorschlagsgremium 2023, bestehend aus D. Bräg, M. Hompes, V. Issel, Dr. Ch. Malycha, A. Oechsner und R. Rahn sowie das Entscheidungsgremium, das sich zusammensetzt aus Mitgliedern der Stiftungsgremien. Vorsitzende der Preisjury: Dr. Selima Niggl.

Bildnachweis: Aufrecht Bleiben, 2021, Schamott, Gips, Holz, Keramik, ungebrannter Ton, Foto: Marion Benoit


Museum Lothar Fischer
Weiherstraße 7a, 92318 Neumarkt i.d.OPf.
Tel.  +49 (0) 91 81 / 51 03 48
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