CHRISTOPH DETTMEIER. CITY OF SAINTS AND MAD MEN
9. März bis 11. Mai 2024
Galerie Anke Schmidt, Köln
Eröffnung: 9. März, von 16 bis 18 Uhr
Die Idee zu Christoph Dettmeiers Ausstellung City of Saints and Madmen ist in Bezug auf einen Aufenthalt in der süditalienischen Hafenstadt Taranto entstanden. Ähnlich wie viele deutsche Städte wurde Taranto im 2.Weltkrieg als Marinestützpunkt flächendeckend bombardiert und zerstört. Lediglich die marode Altstadtinsel zeugt noch sichtbar von der Stadtgeschichte, die bis weit vor die Antike reicht. Dieses Trauma und die Omnipräsenz des größten europäischen Stahlwerks mit verheerenden Auswirkungen auf Stadt, Umwelt und Mensch haben Taranto gehindert, im Manierismus musealisierter Selbstgefälligkeit zu verfallen, der in Süditalien sonst zu dominieren scheint.
Nach intensiver künstlerischer Auseinandersetzung mit Themen zur deutschen Vergangenheit, insbesondere Faschismus, Shoa, Ruinenwerte und transgenerationelle Traumata, hat Dettmeier in Taranto die Möglichkeit gefunden, ähnliche Untersuchungen auf einem Terrain zu betreiben, das nicht deutsch, sondern das archaische mit seinen Ritualen und Mythologien verwachsene Salento ist.
Dabei kann er auf die Vielfalt seiner kreativen Möglichkeiten zugreifen: Zeichnung, Foto, Video, Objekte und Installationen. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Collage. Nicht nur klassisch sichtbar, sondern als Methode, die Ausstellung im Raum mit einer Vielzahl kontextualer Möglichkeiten zu bespielen.
So kann z.B. die endlose Aneinanderreihung von Bunkerruinen an der Küste als absurder Versuch der Bewachung einer unendlichen Größe des Ozeans gelesen werden. Doch anders als die im Atlantiksand versunkenen deutschen Betonklötze, stehen die italienische Gebilde auf Felsen direkt über dem Meer. Könnte die neurotische Architektur Auswirkungen auf das mikroskopische Leben im Wasser unter ihr haben? Der magische Realist Jeff Vandermeer, auf dessen Werk der Titel der Ausstellung rekurriert, würde die Möglichkeit zumindest in Betracht ziehen. Von Militarist:innen liebevoll wieder in den geglätteten Originalzustand versetzte Bunker zeugen von einer Realität, die alles andere als magisch ist. Oder ist die Absurdität des Kontrollwahns in dem Augenblick harte Realität geworden, als ein Frachter des globalisierten Überseehandels das Bakterium Xylella fastidiosa in den Stiefelabsatz gebracht hat. Der Erreger, dessen Name einer antiken Mythologie entnommen scheint, zerstört seitdem flächendeckend Olivenbäume, die teilweise so alt sind, dass sie womöglich schon in genau dieser Zeit wuchsen.
Die vielen inhaltlichen Bezüge sind im Sinne von offenen Fragen und Beobachtungen in Szene gesetzt. Antworten, Lösungen oder Bewertungen sind nicht zu finden. Auf den verschiedenen formalen Ebenen ist es die kompositorische Handschrift von Christoph Dettmeier, die die Vielschichtigkeit der Ausstellung City of Saints and Madmen in energetischer Konzentration hält und dabei eine permanente Einladung zur Annäherung und Kommunikation ausspricht.
Christoph Dettmeier wird zur Eröffnung anwesend sein.
Bildnachweis: Christoph Dettmeier. Art Junk.Fotografie.
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