18. März – 22. April 2023
Galerie Anja Knoess


Vernissage: 17. März 2023, 19 – 21 Uhr
Einführung in die Ausstellung und Gespräch mit dem Künstler: 19.30 Uhr

Nicht nur der Titel der zweiten Einzelausstellung von Christofer Kochs in der GALERIE ANJA KNOESS wirft die Frage auf, was hier mit Nebenschauplatz – und damit im Gegenzug auch, mit Hauptschauplatz gemeint sein könnte? Ist der Nebenschauplatz die Innerlichkeit, die Kochs Protagonisten ausstrahlen, wenn er sie als nachdenkliche und introvertierte Personen darstellt und sie in den verschachtelten Bildräumen fast etwas verloren scheinen? Oder ist es die Kunst selbst, die einen Nebenschauplatz in unserem Alltag eröffnen kann und mit unterschiedlichen Bezügen in sehr komplexen Räumen mit zahlreichen Bildebenen und Überlagerungen stattfindet?

Christofer Kochs spielt virtuos mit Gegenüberstellungen unterschiedlicher Natur: Dem auf das Wesentliche eines Motivs reduzierten Sujet setzt er die Vielschichtigkeit der bildlichen Komposition entgegen. Das detailliert Ausgearbeitete wird mit dem Sich- Auflösenden verglichen, das Gegenständliche in direkten Vergleich zur Abstraktion gestellt. Subtile Malerei und feine Farbverläufe treffen auf die Risslinie und Struktur grob gerissener, doublierter Leinwand. Mit der für ihn charakteristischen Verwendung des stofflichen Materials, also der Faltung der Leinwände sowie die Überlagerung gerissener Leinwandstreifen, erzeugt Christofer Kochs die Verschmelzung haptischer und optischer Sinnlichkeit. In einer Zeit in der zunehmend das lichtgenerierte Bild der Fotografie die zugrundliegende Basis und Modell der Malerei ist, zeigt er eine Art der Malerei, die die Grenzen des Mediums neu hinterfragt und Plastizität erzeugt. Diese lässt dann den Effekt von Licht- und Schattenspiel auch über die Materialität entstehen.

Seine Figuren scheinen innezuhalten, wir sehen sie in traumwandlerischen Szenerien. In lyrischen, weiten Naturräumen halten sie Kopf und Blick gesenkt oder sinnend in die Ferne gerichtet. Sie sind in sich zusammengekauert, oft auch nur fragmentarisch angedeutet und scheinen manchmal fast ihr Gleichgewicht zu verlieren. Es sind Personen, die den Betrachter mit seiner eigenen Nachdenklichkeit angesichts der vielen Verwerfungen unserer Tage zu konfrontieren vermögen. Neuerdings malt Kochs auch menschenleere Räume, die doch von seiner Anwesenheit erzählen: Sich überlagernde Farbwolken, die mal in zarten Farbverläufen und pastelligen Tönen, mal in leuchtendem Blau und Gelb, kräftigen Farbsetzungen von Lila bis Schwarz gemalt sind. Sie eröffnen einen tiefen Bildraum mit vielzähligen Ebenen, zeigen Andeutung von Häusern und Landschaft und lassen doch keine klare Verortung zu.

In einer immer komplexeren Welt globaler Abhängigkeiten scheinen die Haupt- und Nebenschauplätze menschlichen Lebens schwer zu differenzieren. Christofer Kochs interessieren die großen Themen des Menschseins: Leben und Sein, Vergehen und Werden, Haltung und Perspektive. Der von ihm gewählte künstlerische Ausdruck in Malerei, Zeichnung, Holzschnitt und Skulptur ist immer auch Statement und möglicher Anstoß zur Reflektion unseres Seins und Tuns – im Spiegel der Kunst.

Christofer Kochs, geb. 1969 in Osnabrück, lebt und arbeitet in Augsburg. 1992 beginnt er sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München und wird 1996 Meisterschüler bei Prof. Berger. Es folgen zahlreiche Preise, Stipendien und Lehraufträge. Seine Werke sind in mehreren öffentlichen und privaten Sammlungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz vertreten.

Bildnachweis: Christofer Kochs : Wiedersehen mit der Gegenwart, 140×100 cm, 2022


GALERIE ANJA KNOESS
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Große Brinkgasse 17-19,
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