CARLOLINE MESQUITA: VERDET BATH
7. Dezember 2024 – 23. Februar 2025
Halle für Kunst Steiermark
Die französische Künstlerin Caroline Mesquita gilt als eine wesentliche Interpretin der zeitgenössischen Skulptur und ihrer ins Performative ausgreifenden Qualitäten. Die Künstlerin arbeitet an skulpturalen Körperbildern, die an Mensch, Tier und diversen Mischwesen erinnern. Ihre Körper sind aus Messing und Metallen geformt und zeichnen sich trotz der Beständigkeit der verwendeten Materialien durch eine Leichtigkeit und spielerisches Potential aus, das sie wie in nahezu lebendige Puppen in ein Schauspiel versetzt. Als bühnenbildhafte Szenerie entwirft Mesquita in Verdet Bath eine Art von Badetherme aus Schwimmbad, Umkleiden und Trinkbrunnen, worin sich eine Vielzahl ihrer Wesen und ihr Publikum tummeln.
Caroline Mesquitas Werk umfasst Skulpturen, Wandbilder, groß angelegte Installationen mit integralen architektonischen Elementen, sowie Film- und Videoarbeiten. Aus Kupfer- und Messingplatten schafft sie mittels verschiedener Oxidationstechniken skulpturale Arbeiten. Das Interesse am Metall selbst liegt für sie insbesondere darin begründet, dass es sich um ein klassisches Material für Skulpturen handelt, dem sich die Künstlerin aber auf eigene Weise nähert. Sie verarbeitet es nicht nur in ganz bewussten Prozessen, sondern lässt es auch selbständig in seiner Beschaffenheit und Gestaltung transformieren und so ein Eigenleben führen. Sie knüpft damit an figurative Tendenzen der modernistischen Skulptur an, die an Positionen wie Sophie Taeuber Arp oder Emmy Hennings erinnern. Zudem spielte das Material Kupfer- und Messingblech auch in der amerikanischen Minimal Art eine wichtige Rolle, von der sie sich ebenfalls inspirieren lässt. Durch ihre erstaunliche Machart und Arrangements in bühnenbildartigen Szenerien bringt Mesquita ihre leblosen metallenen Puppen zum Tanzen. Damit knüpft sie auf humorvolle Weise an brisante Fragen der Moderne und ihrer Gegenwart an, wie etwa dem Verhältnis zwischen dem Menschen, der Natur und dem technischen Fortschritt.
Die HALLE FÜR KUNST Steiermark freut sich, die erste Einzelausstellung der Künstlerin in Österreich zu präsentieren, die raumgreifende Interventionen bestehender und neu produzierter skulpturaler Arbeiten zeigt. Dabei wird eine Szenerie aus einer Vielzahl von metallenen Körpern entworfen, die wie in einem triadischen Ballett eine Art von Therme oder Dampfbad bespielen. Insgesamt werden in den Ausstellungsräumen etwa 40 Werke gezeigt, die sich an die spätmoderne Architektur des Gebäudes anpassen und so zu einer neuen Erzählung verwoben werden. Hierbei erschafft sie auch Momente, die mit Intimität, Nacktheit und Voyeurismus spielen und so die gesamte Installation um eine weitere Facette träumerischer Elemente bereichert.
Für Verdet Bath hat die Künstlerin eine Ausstellungsanordnung aus neuen und bestehenden Skulpturen wie Malereien und filmischen Arbeiten realisiert, die ihr dazu dienen, eine bühnenbildartige Situation zu entwickeln, Geschichten zu erzählen und interaktive Situationen zwischen den Figuren zu schaffen. Der Titel bezieht sich auf den älteren alchemistischen Begriff Verdet, der für Vert-de-gris (Grünspann) steht, unter der man die blaue Patina kennt, welche im Zentrum der Ausstellung steht. Mesquita stellt sich diese Farbe, die normalerweise mit dem Altern von Skulpturen im öffentlichen Raum assoziiert wird, als Farbe des Wassers in einer Badelandschaft vor, in der menschliche Figuren und Tiere zusammenkommen, um ein universelles Gefühl der Zusammengehörigkeit zu erkunden.
Der Rückgriff auf die Alchemie beschreibt sowohl den chemischen Prozess der Färbung als auch einen Verweis auf den magischen oder märchenhaften Charakter der Figuren, während die Skulpturen ein utopisches Potential in sich tragen und es unklar bleibt, ob die Szene einen Traum oder die Realität darstellt.
Im Rahmen des wöchentlich veranstalteten Rahmenprogramms wird die Direktorin der Holt/Smithson Foundation (Santa Fe, New Mexiko), Lisa Le Feuvre, zu Gast sein, die über herausragende Bildhauerinnen der Vergangenheit und Gegenwart spricht.
Caroline Mesquita
*1989, Brest, lebt in Marseille
Einzelausstellungen (Auswahl): T293, Rom (2024, 2022, 2017), HAB Gallery, Nantes (2024), Bourse du travail Centre d’art, Valence (2023), Villa Medicis, Rom (2023), Le Parvis Centre d’Art contemporain, Tarbes (2022), CAN, Centre d’art Neuchâtel, Neuchâtel (2022), Blaffer Art Museum, Houston (2021), Statement Art Basel, Union Pacific (2021), Passerelle Centre d’art contemporain, Brest (2020), Pivô, São Paulo (2020), Fondazione Arnoldo Pomodoro, Mailand (2019), carlier | gebauer, Berlin (2019, 2015), Galeria Municipal de Porto (2019), Kunsthalle Lissabon, Lissabon (2018), Prix Fondation d’entreprise Ricard, Centre Pompidou, MAM (2018), Historisches Museum Basel (2018), SALTS, Basel (2017), 221A, Vancouver (2017), Kunstverein Langenhagen (2016), MOT International, Brüssel (2015), SpazioA, Pistoia (2015), Union Pacific, London (2015).
Gruppenausstellungen (Auswahl): Contemporaine de Nîmes (mit Laure Prouvost) (2024), Mucem, Marseille (2022), Fondation Vasarely, Aix-en-Provence (2022), Museo de Arte de Zapopan, Guadalajara (2021), Palais de Tokyo, Paris (2019, 2012), Folkwang Museum, Essen (2019), Bonniers Konsthall, Stockholm (2019), Schirn Kunsthalle, Frankfurt am Main (2019), Parcours Art Basel (2018), La Loge, Brüssel (2018), Fondation Ricard, Paris (2017, 2015, 2013), Sans Titre, Paris (2016), The Astrup Fearnley Museet, Oslo (2014).
Kurator: Jan Tappe
Bildnachweis: Caroline Mesquita, Source (Detail), 2024, Foto: Jean-Christophe Lett
HALLE FÜR KUNST Steiermark
Burgring 2
8010 Graz
Austria
+43 316 740084
info@halle-fuer-kunst.at