04. Juni – 01. August 2023
Coffee Lounge Köln


Der Maler Hans Vinzenz Seidl (*1988, Freudenstadt im Schwarzwald (*1988) studierte 2008 bis 2013 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Erwin Gross und 2015 bis 2016 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste bei Wolfgang Mayer und Christina Gomez Barrio. Er lebt und arbeitet in Köln.

Die Coffee Lounge Köln gibt gemeinsam mit bpar.DIGITAL junger Kunst die Möglichkeit sich zu präsentieren. Ein Teil der Werke von Hans Vinzenz Seidl sind in der Coffee Lounge Köln ausgestellt und können bis zum 01. August 2023 von Montag bis Samstag, von 8 Uhr bis 19 Uhr besichtigt und erworben werden.


Künstler-Interview:

  1. Du beschreibst deine Kunst mit den Worten sinnlich, lebensbejahend und hedonistisch – wie stehen diese Assoziationen mit dir und deiner Lebenswelt in Verbindung? – bietet dir die Kunst Möglichkeit dich diesen Bereichen zu widmen?

„Ein gewisser Hedonismus zieht sich bei mir tatsächlich durch alle Lebensbereiche hindurch.“

„Mittlerweile allerdings gepaart mit einer guten Portion Vernunft, sonst wäre ich wahrscheinlich nicht an dem Punkt, an dem ich jetzt bin, geschweige denn würde ich noch Bilder malen, wenn ich tatsächlich blindlings allen Versuchungen des Lebens nachgeben würde.“

„Eine hedonistische Lebenseinstellung kann schnell zu Eskapismus führen, was bestimmt bei einigen freischaffenden Küntstler*innen auch einen Teil ihres Schaffens darstellt, bzw wichtig für eine möglichst freie Entfaltung ist. Diese Realitätsflucht ist für mich in einem gewissen Maße auch notwendig, da ich ansonsten wahrscheinlich wahnsinnig werden würde im Hamsterrad des Systems.“

„Die Malerei kann dahingehend auf jeden Fall sehr befriedigend sein und stellt größtenteils ein wohltuendes Ventil dar, mich kreativ mit meiner individuellen Wahrnehmung und meinen Erfahrungen sowohl aus der Vergangenheit als auch der Gegenwart auseinanderzusetzen und diese in Form von Malerei zu manifestieren. „

„Reine Freude allerdings, ist in der Malerei wie bei wahrscheinlich jeder anderen Arbeit auch, schwierig. Für mich ist meist die erste halbe Stunde und die letzte halbe Stunde wirklich frei und erfüllend, alles dazwischen ist oftmals auch einfach anstrengendes „sich den Kopf Zerbrechen“ über formale Entscheidungen wie Farb- und Formkompositionen, verbunden mit etlichen Zweifeln und der Sorge zu scheitern.

Der unvergleichliche Moment am Ende, ein Unikat erschaffen zu haben, das einen selbst höchstwahrscheinlich überleben und eine persönliche Stimmung eines bestimmten Lebensabschnittes festhält, macht den Aufwand und die Zweifel während des Prozesses meist wett.“


2. Das Spiel der Reflexionen deiner Werke mit Licht und Raum ist faszinierend und machen sie immer wieder neu erlebbar. – In welche Position versetzt du den/die Betrachterin durch diese Wirkung?

„Die Reflektion durch das Glas, lässt je nach Tageszeit oder Art der künstlichen Beleuchtung den Umraum und je nach Blickwinkel auch den Betrachter selbst in den Arbeiten erscheinen.
Diese Gegebenheit, macht neben den bereits genannten Gründen diesen Malgrund für mich so faszinierend. So wirken die Arbeiten, besonders wenn zusätzliche Farbschichten außen auf das Glas aufgetragen werden, immer unterschiedlich und greifen auf natürliche Weise den entsprechenden Raum in welchem sie sich befinden, wie auch den entsprechenden Lichteinfall auf und laden zu einem ständigen Wechsel des Betrachterstandpunktes ein. „

So kann ein statisches Objekt an der Wand dazu beitragen, dass man sich selbst im Raum bewegt und den eigenen Blickwinkel immer wieder ändert um vor dem eigenen Auge verschiedene Bildelemente auftauchen oder auch wieder verschwinden zu lassen.“


3. Einige der ausgestellten Werke tragen einen Titel und andere nicht – anhand welcher Kriterien oder Eindrücke entscheidest du dies? / Welche Wirkung darf ein Titel haben?

„Titel bei Werken sorgen oftmals bereits für ein bestimmtes Narrativ beziehungsweise einen bestimmten Gedanken oder eine „Lesart“ beim Betrachter. Insbesondere bei Abstraktion finde ich es weitaus interessanter, welche Gefühle, Gedankengänge oder Assoziationen jede einzelne Person individuell beim Betrachten entwickelt und ihren ganz persönlichen Zugang selbst herstellt, ohne dabei auf irgendeine Art und Weise im Vorfeld beeinflusst zu werden. Ich bin auch kein Freund davon mir im Nachhinein Titel für meine Werke auszudenken, auch wenn manche förmlich nach einem Titel schreien.“

„Entweder mir fliegt während des Arbeitens oder beim Fertigstellen eines Werkes etwas Passendes, das nicht zu viel vorwegnimmt, zu, ansonsten belasse ich sie unbetitelt.

„Nehmen wir das Beispiel „as she left“, so nimmt dieser Titel in meinen Augen nicht zu viel vorweg, auch wenn es zunächst negativ konnotiert erscheint, widerspricht die Farbgebung wie auch die Abstraktion selbst dieser ersten Lesart direkt. Es erinnert in meinen Augen eher an eine Art Parfümwolke, etwas nicht greifbares, oder einer Wirkung welche möglicherweise noch im Raum schwebt, wenn eine Person diesen oder womöglich auch einen anderen Menschen verlässt. Allein der Widerspruch in einer abstrakten Arbeit eine Person, auch wenn sie laut Titel gerade gegangen ist, auftauchen bzw verschwinden zu lassen, lässt wie ich finde, ausreichend Freiraum für einen ganz indivduellen Zugang zu einem vage beschriebenem Moment.“


Coffee Lounge Köln
Apostelnstraße 28
50667 Köln

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