ANN ASPINWALL – ZWISCHEN DEN LINIEN
1. Dezember 2024 – 16. Februar 2025
Museum Wilhelm Morgner
In New York geboren, einer Stadt der unerschöpflichen kulturellen Angebote, war es doch Europa, das sie für ihr Studium der Kunstgeschichte und der Ausbildung bis hin zur Druckgrafikspezialistin wählte. Nach ihrem Masterabschluss an der Eliteuniversität St. Andrews, einer der ältesten Universitäten Großbritanniens, an der Ostküste Schottlands gelegen, ging sie für mehrere Jahre nach Venedig, um dort in der Bottega del Tintoretto ihre Kenntnisse der handwerklichen Druckkunst zu vertiefen. 2000 stellte sie zum ersten Mal ihre eigenen Druckgrafiken aus.
Ihre Bildmotive sowie die Farbgebung der außergewöhnlich großformatigen Druckgrafiken sind durch Landschaftseindrücke gekennzeichnet. „Zwischen den Linien“ ist nicht nur der Titel der Ausstellung, es ist vielmehr die Konzentration auf das Lineament als primäres Gestaltungselement ihrer Arbeiten. Diese nebeneinander geführten Linien, sich niemals kreuzend und doch die Zwischenräume äußerst differenziert und unterschiedlich gestaltend, entwickeln eine scheinbare Bewegung, ein optisches Wechselspiel der verwendeten Farben. Es entsteht eine eigenständige, betörende Dynamik, die eine perspektivische Dreidimensionalität dem Auge der Betrachtenden vortäuscht. Die zwischen den Linien entstehenden Räume können nur durch ihre benachbarten Elemente existieren, bilden Zwischenräume, gewebte Landschaften aus Wasser und Sand, Hügeln und Niederungen.
Druckgrafiken nehmen seit Jahrhunderten eine wichtige Position in der Kunst ein, vor allem auch dadurch, dass sie durch ihre Reproduzierbarkeit eine viel größere Reichweite und Verbreitung finden konnten. In ihrer Auflagenhöhe festgelegt, als Originale geschätzt und bewundert, fanden viele ihren Platz in Wohnungen des 20. Jahrhunderts. So folgt die amerikanische Künstlerin mit ihrem druckgrafischen Werk der Idee der Variationsbreite in streng limitierter Anzahl. Der Faszination ihrer Arbeiten kann man sich kaum entziehen, ist es doch im ersten Anblick die Intensität der Farbe, die die Betrachtenden in den Bann zieht, monochrom aufgesetzte Farbe als Druck, nicht als satt aufgetragene Öl- oder Acrylfarbe.
Seit 2007 lebt und arbeitet die amerikanische Künstlerin jedes Jahr mit ihrem Ehemann Knut Willich für einige Wochen in Deutschland und Frankreich. Nach Jahren gemeinsamer Arbeit in New York haben sie vor vielen Jahren in Hudson am Hudson-River eine alte Farm zu einem Wohn- und Atelierhaus umgebaut, in dem ihre großformatigen Druckgrafiken zumeist im Siebdruck oder als Linolschnitte entstehen.
Bildnachweis: Ann Aspinwall, Arcadia, 2020, Linolschnitt mit Handcolorierung
Museum Wilhelm Morgner mit RAUM SCHROTH
Thomästr. 1
59494 Soest