ALBERT WEISGERBER – GRENZGÄNGER DER MODERNE
26. November 2022 – 26. Februar 2023
Kunsthalle Jesuitenkirche
PRESSEKONFERENZ: Donnerstag, 24.11.22, 11:00 Uhr
Albert Weisgerber (1878-1915) zählt zu den großen Begabungen der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts. Gleich August Macke und Franz Marc gehörte Albert Weisgerber zu einer aufstrebenden Malergeneration, die den Weg in die Moderne wies, jedoch zu einem Opfer des Ersten Weltkrieges wurde. Sein früher Soldatentod mit nur 37 Jahren auf dem Schlachtfeld in Französisch-Flandern beendete jäh die Fortführung eines außerordentlichen Schaffens.
Bekanntheit und hohe Wertschätzung erlangte der in St. Ingbert/Saar geborene Maler und einstige Schüler Franz von Stucks vor dem Ersten Weltkrieg vor allem als Gründungsmitglied und erster Präsident der Neuen Münchener Secession. In der kurzen Zeit seines künstlerischen Wirkens hatte Weisgerber eine rasche Entwicklung vollzogen, die ausgehend von frühen Anfängen im Jugendstil maßgebende Positionen der Moderne vom Impressionismus bis hin zum Expressionismus durchlief. In intensiver Auseinandersetzung mit den fortschrittlichen künstlerischen Kräften behauptete der Mitstreiter der Avantgarden eine markante und eigenständige Position. Innerhalb der umwälzenden Kunstströmungen seiner Zeit erweist sich Weisgerber als ausgesprochener Grenzgänger. Nicht nur die progressive Münchner Kunstszene, auch Paris als Kristallisationspunkt der Moderne war für den Maler impulsgebend. Im legendären Künstlerkreis des Pariser Café du Dôme, dem er 1905-1907 mit Unterbrechungen angehörte, stand er mit zahlreichen Künstlern in Kontakt, u. a. auch mit Henri Matisse. Eindruck auf ihn machten neben Matisse auch Toulouse-Lautrec und Manet, vor allem aber die Malerei Cézannes.
Im Gegensatz zu den Vertretern der Avantgarde, die den Weg in die Abstraktion beschritten, blieb Weisgerber an das Menschenbild und die Wiedergabe der realen Welt gebunden. Porträts, Selbstbildnisse und große Figurenkompositionen bestimmen neben einzelnen Landschaften und Vorstadtbildern sein Schaffen. Biblisch-religiöse und mythologische Stoffe nehmen vor allem in den letzten Jahren seines Lebens einen besonderen Rang ein. Durch die Begegnung mit der italienischen Renaissance-Kunst zeigte sich Weisgerber in starkem Maße von der Figur des heiligen Sebastian fasziniert, die als Symbolgestalt auf die Existenz des modernen Künstlers zu beziehen ist. Auch Weisgerbers Darstellungen des Propheten Jeremia erhalten vor dem Hintergrund der zeitgeschichtlichen Ereignisse vor Ausbruch des Krieges im Werk des Malers eine aktuelle Dimension.
Bildnachweis: Selbstbildnis in blauer Litewka, 1908
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