HAP Studio-Programm
29. November 2024 bis 16. Februar 2025
basis e.V.
Künstler:innen: James Gregory Atkinson, Živa Drvarič, Shaun Motsi, Lukas Müller, Ivan Murzin, Dennis Siering, Joana Tischkau, Franziska Wildt
Über die letzten vier Jahre haben die acht Künstler:innen James Gregory Atkinson, Živa Drvarič, Shaun Motsi, Lukas Müller, Ivan Murzin, Dennis Siering, Joana Tischkau und Franziska Wildt bei basis e. V. gearbeitet. Seit März 2021 wurden sie im Rahmen des ersten Jahrganges des HAP Studio-Programms gefördert, indem sie kostenlose Atelierräume und ein eigens konzipiertes Mentoring-Programmerhielten. Nun werden ihre Werke in einer Abschlussausstellung präsentiert.
Ziel der Ausstellung ist es, die vielfältigen künstlerischen Vorgehensweisen der HAP-Künstler:innen schlaglichtartig zu zeigen und ihnen einen Auftritt zu ermöglichen, der die jeweils eigenen, über Jahre gefestigten Formensprachen und inhaltlichen Recherchen vorstellt. In der Zusammenstellung wird deutlich, dass alle Positionen sich mit entscheidenden und existentiellen Fragestellungen unserer Zeit befassen. Von Auseinandersetzungen mit der fortschreitenden Klimakatastrophe im Kapitalozän, bis hin zur Aufarbeitung verdrängter Kapitel der Geschichte Griechenlands. Von der Würdigung und Reflektion der Geschichte Schwarzer Deutscher bis hin zur empathischen Betrachtung alltäglicher Momente und persönlicher Biografien. Dabei ist die bewusste Heterogenität der verhandelten Themen die Stärke dieser Ausstellung, weil sie die Vielgestaltigkeit der Kunstszene in Frankfurt, Hessen und ganz Deutschland spiegelt.
Innerhalb der Ausstellung präsentiert James Gregory Atkinson erstmals in Deutschland seine Videoarbeit Jailbird in a Peacock Chairals Installation. In dieser Arbeit referenziert der Künstler komplexe Historien Schwarzer Männlichkeit und Schwarzen Widerstands in Verbindung mit dem “prison-industrial-complex” und der kolonialen Geschichte des Peacock Chair. Živa Drvarič zeigt neue Siebdrucke und Skulpturen in einer eigenen Rauminstallation, die sich mit der subtilen Erweiterung des Alltäglichen auseinandersetzen. Dennis Siering arrangiert NASA-Satellitenaufnahmen von Sturmsystemen und stellt darüber Fragen zur eigenen Perspektive auf die zerstörerischen Veränderungen des Klimas. Franziska Wildt rückt in ihrer 2-Kanal-Videoinstallation Antigone proben ein verdrängtes Kapitel griechisch-europäischer Geschichte in den Fokus: Das Leben und den Widerstand in politischen Umerziehungslagern des griechischen Bürgerkriegs und der ehemaligen griechischen Militärdiktatur. Joana Tischkau öffnet ihr persönliches künstlerisches Plattenarchiv und präsentiert eine Auswahl von Tonträgern, die ihre Werke maßgeblich geprägt haben. Gemeinsam mit ihrem Sounddesigner Frieder Blume hat sie exklusive Dubplates seiner Musikkompositionen erstellen lassen. Lukas Müller malte für die Ausstellung eine neue Serie von Pastellbildern auf Leinwand, in denen persönliche, ephemere Momente und Erinnerungen nachklingen. Shaun Motsi ist mit seiner Arbeit Tell Me, We Both Matter, Don’t We? vertreten, in der er auf pointierte Art auf soziale Stereotype reagiert und das Zusammenspiel zwischen Materialität und Subjektivierung untersucht. Ivan Murzin schafft eine Serie bisher ungesehener und unentzifferter Rätselbilder, die sowohl auf die allgegenwärtigen digital-binären Codes verweisen, als auch die Prozesse bildlicher Interpretation und Übersetzung kritisch hinterfragen.
In Zeiten von Budget-Konsolidierungen und Kultur-Kürzungen zeigt diese Ausstellung, wie unverzichtbar die Förderung künstlerischen Schaffens für den Erhalt einer lebendigen, pluralen und kritischen Diskussionskultur in der Gesellschaft ist. Die vierjährige Förderung im HAP-Programm hat den Künstler:innen nicht nur die konsequente Arbeit an ihren Themen und Methoden ermöglicht, sondern zusätzlich unterstützt, dass die von ihnen geschaffene Kunst in nationalen und internationalen Ausstellungen, Festivals und Aufführungen präsentiert, rezipiert und ausgezeichnet wurde. Natürlich wäre dies ohne das große Engagement der Künstler:innen selbst nie möglich gewesen, weshalb diese Schau nichtzuletzt einen großen Dank an sie darstellt.
Kuratiert von Lukas Picard.
ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN:
Donnerstag, 12.12.2024 18 Uhr: Kuratorische Führung
Donnerstag, 09.01.2025 – 18 Uhr
Samstag, 01.02.2025 – 14 Uhr
Samstag, 15.02.2025 – 14 Uhr: Kuratorische Führung
Bildnachweis: Shaun Motsi,Tell Me, We Both Matter, Don’t We?,2021, Öl auf Leinen, geformte Leinwand,180 x 160 cm © Shau Motsi
basis e.V.
Gutleutstrasse 8–12
60329 Frankfurt