AUSSICHT
6. Juli bis 24. August 2024
Galerie Karsten Greve Köln
Die Galerie Karsten Greve Köln freut sich die neue Ausstellung Aussicht zu präsentieren. Die Gruppenausstellung öffnet den Blick für Künstlerinnen und Künstler der Galerie, die sich auf ihre jeweils eigene Art mit den Themen Licht, Farbe, Perspektive und der Sicht auf ihre Umwelt beschäftigen.
60 ausgewählte Werke von Lawrence Carroll, Gotthard Graubner, Mimmo Jodice, Yiorgos Kordakis, Lucia Laguna, Claire Morgan, Norbert Prangenberg, Gideon Rubin, Georgia Russell und Luise Unger lassen den Betrachter eintauchen in die unterschiedlichen Bildwelten dieser teils altbekannten teils aufstrebenden künstlerischen Positionen.
Lucia Lagunas (*1941) farbstarke, leuchtende Malerei tragen ein Stück brasilianische Atmosphäre in sich. Die expressiven Gemälde der in Rio de Janeiro lebenden Künstlerin zeigen eine Synthese aus Fragmenten, Farben und Linien, die sie ihrer unmittelbaren Umgebung entnimmt. Straßenansichten, Brücken und wilde Gärten mit enormer Pflanzenvielfalt finden Platz auf einer Leinwand mit Vasen, tropischen Blüten und kleinen Objekten aus ihrem Studio. In der Serie der Pequenos Formatos (kleine Formate) überträgt Laguna die Energie ihrer organischen sowie geometrischen Bildwelten ins Kleine.
Auch die abstrakten Bilder von Norbert Prangenberg (1949–2012) wirken wie der Ausschnitt eines Blicks ins Grüne. Sie zeugen von der unverwechselbaren Virtuosität mit dem Material des plastisch arbeitenden Künstlers. Pastos auf Holz oder Karton aufgetragene Ölfarbe in kräftiger Farbpalette verleiht den Arbeiten ihre Dichte und Intensität.
Die immersiven Farbraumkörper von Gotthard Graubner (1930–2013) ermöglichen es der Farbe, sich vom Bildträger zu lösen und in den Raum auszudehnen. Die hier präsentierten Arbeiten, in sonnigem Gelb und hellem Rot gehalten, strahlen ihre Wärme in den Raum und auf den Betrachter aus. Die Farbe ist das bestimmende Element – sowohl von Graubners malerischem Prozess als auch von der Wahrnehmung des Betrachters.
Lawrence Carrolls (1954–2019) Arbeiten sind malerische Konstruktionen, in deren Oberfläche der Künstler neben traditionellen malerischen Mitteln auch kunstferne Materialien wie Staub einbaut. Die so entstehende Plastizität sowie die nuancierten blauen und beigen Pastelltöne seiner Grotte Paintings transportieren den Blick des Betrachters jenseits der Leinwand – in die Ferne, in türkisblaues Wasser.
Die Arbeiten von Georgia Russell (*1974) lassen auf Leinwand oder fließendem Organza filigrane Lichtzellen durch präzise Schnitte mit dem Skalpell entstehen, in denen der Übergang zwischen Licht, Raum und Farbe verschwimmt. In oft mehreren übereinander gelagerten Schichten vermitteln Russells abstrakte Arbeiten auf durchlässige, beinah schwebende Art und Weise flüchtige, visuelle Sinneseindrücke.
Yiorgos Kordakis (*1973) Polaroid-Serie Global Summer erzählt von den unterschiedlichen kulturellen Verhaltensmustern und Bedürfnissen der Menschen. Seine Fotografien lesen sich wie eine Studie über die Beziehung des Menschen zum Wasser – sei es zum Meer, zu Seen, Flüssen oder Schwimmbädern. Die Polaroid-Fotografie ist lebendig und schwer zu kalkulieren. Unscharfe Stellen und bizarre Farben lassen unwirkliche, gar surrealistisch anmutende Szenarien entstehen.
Die Schwarz-Weiß-Fotografien des italienischen Meisterfotografen Mimmo Jodice (*1934) faszinieren durch ihre klare, poetische, beinahe melancholische Bildsprache. Seine menschenverlassenen Landschaften verweisen auf die reiche Geschichte Europas und der Menschheit. Jodices geheimnisvolle Lichtinszenierung verleiht den Landschaften oftmals lichte, offene Ausblicke auf einen weiten Horizont.
Wie die fotografischen Arbeiten in dieser Ausstellung, vermitteln auch die Malereien von Gideon Rubin (*1973) dem Betrachter ein Gefühl von Sehnsucht. Seine Malerei ist einerseits geprägt von subtiler Leichtigkeit und andererseits von der suggestiven Wirkung seiner Bildwelten und der eigenen Identifizierbarkeit mit den Motiven, die in jeder von uns Erinnerungen hervorrufen.
Claire Morgans (*1980) fragile und komplexe Installationen changieren zwischen Bewegung und Stillstand, Schönheit und Sinnlosigkeit, Leben und Tod. Die Ambivalenz in ihren Arbeiten spiegelt sich in ihrer Betrachtung menschlichen Verhaltens mit der Umwelt, der Natur und der Tierwelt wider. Die Diskrepanz zwischen dem, was wir sehen möchten und was nicht, erzeugt die poetische Dimension ihres Werks.
Die aus gehäkeltem Edelstahldraht gefertigten Skulpturen Luise Ungers (*1956) schweben zwischen architektonisch und anthropomorph. Die Durchlässigkeit ihrer Skulpturen und die sich abzeichnenden Silhouetten erwecken eine Illusion schwarzer Schatten, während die Hohlräume in ihrem Zentrum das Licht einfangen und dem Auge des Betrachters vielschichtige und sich verändernde Räume eröffnen.
Genießen Sie die Aussicht und freuen Sie sich auf eine eindrucksvolle Zusammenstellung ausgewählter künstlerischer Positionen, deren Zusammenspiel aus Licht, Farbe und Perspektive viel Raum für überraschende Entdeckungen bereithält.
Bildnachweis: Lucia Laguna, Pequenos Formatos no. 111, 2018, Acryl und Öl auf Leinwand, 45,5 x 40,5 x 3 cm (Detail)
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