19. April bis 12. Juni 2024
Marburger Kunstverein


Zwei Generationen, zwei unterschiedliche Blicke: Wolfram Ebersbach (1943) und Matthias Weischer (1973) waren Lehrer und Schüler. Heute sind sie Repräsentanten unterschiedlicher Erfahrungswelten und deren spezifischer Umsetzung in Malerei. Licht, Raum und Perspektive ist der gemeinsame Nenner im Dialog der beiden Künstler.

Wolfram Ebersbach ist ein Chronist der mythischen Dimension urbaner Räume. Seit den 1970er Jahren hat er Architektur nicht realistisch abgebildet, sondern sie zu Chiffren emotionaler, innerer Landschaften geprägt. E registriert mit ganz unpolitischer, aber ästhetisch hochsensibler Wahrnehmung das Himmelwärtsfahrende und Sehnsuchtsvolle, zum Licht Hinstrebende und in steinernen Labyrinthen Erdgebundene jener Architekturen, die in Leipzig entstanden sind und neu entstehen. Die Zeit scheint stillzustehen und im schnellen Duktus seiner Malweise zugleich zu pulsieren.
Er reduzierte in den Wendejahren seine Farbpalette fast ausschließlich auf schwarz-weiß. Eine existenzialistische Erfahrung, die sich in seinen Bildern manifestiert: Bahnhöfe, Passagen und Lichthöfe. Sein Abbild Leipzigs zu dieser Zeit. Später kommen Details, architektonische Ausschnitte dazu. Die Stadt und sein Blick auf sie verändern sich.

1966-71 Studium der Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Wolfgang Mattheuer / 1971-92 freischaffend tätig / 1992-2008 Lehrtätigkeit an der HGB Leipzig
www.thegrassisgreener.de/wolfram-ebersbach-werke.html

Matthias Weischer gibt in seinen Bildern Rätsel auf: Wer wohnt hier, wer ging fort? Wer hat sich die Muster und Tapeten ausgewählt und die Innenräume damit wohnlich eingerichtet, um sie schließlich zu verlassen und zu vergessen? Diese Innenräume sind Theaterbühnen, diffuse Speicher der Vergangenheit, die unidentifizierbar bleibt, obwohl die stilistischen Merkmale der Objekte auf die 1950er bis 1970er Jahre verweisen. Der stilistische Mix lässt die Vergangenheit facettenreich und doppelbödig erscheinen. Dieses Oszillieren zwischen den Epochen, zwischen Stilen und Mustern führt zur orchestralen Wirkung des Vergangenen, zu seiner kaleidoskopartigen Mehrdeutigkeit.
Auch in seinen Bildern des Japanischen Gartens in Rom hat der Künstler eine eigene Sprache entwickelt, erst aus verschiedenen Perspektiven viel gezeichnet, bis in einem nahezu endlosen Prozess des Verinnerlichens eine Essenz übrig blieb, die keine räumliche Perspektive im klassischen Sinn mehr aufweist.

2000 Diplom Malerei/Grafik an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig / 2000-03 Meisterschüler bei Sieghard Gille
www.matthiasweischer.de

Bildnachweis: Wolfram Ebersbach, Völkerschlachtdenkmal, 2000, Acryl/Leinwand, 150 x 200 cm


marburger kunstverein e.v.
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