NOA ESHKOL. NO TIME TO DANCE
15. März bis 25. August 2024
Georg Kolbe Museum Berlin
Die israelische Tänzerin, Choreografin und Künstlerin Noa Eshkol setzte sich ihr Leben lang mit Bewegung und Komposition auseinander. Das Ergebnis war Tanz ohne Musik und textile Arrangements: Sie schuf minimalistische Choreografien, festgehalten in einer komplexen grafischen Bewegungsnotation und farbintensive Wandteppiche. Zu ihrem 100. Geburtstag widmet das Georg Kolbe Museum ihrem vielseitigen Werk eine umfassende Ausstellung.
Für Noa Eshkol (1924–2007) war der Tanz eine für sich stehende Kunstform. Er sollte ohne Bühnenbild, Kostüme oder Musik auskommen – die absolute Konzentration auf das Wesentliche war ihr Ziel. Mit einem tiefen Verständnis für Körper und Räumlichkeit entwickelte sie choreografische Werke, in denen Körperteile wie separate Instrumente behandelt wurden. Ihre Choreografien kodierte sie mit einem einzigartigen Notationssystem, das die umfassende Analyse und schriftliche Aufzeichnung von Bewegung des menschlichen Körpers, aber auch von Tier- oder Maschinenbewegungen möglich macht und das sie in den 1950er Jahren gemeinsam mit dem Architekten Abraham Wachmann entwickelte: die Eshkol-Wachmann Bewegungsnotation (EWMN).
Den Gegenpol zu Eshkols minimalistischen Choreografien, Bewegungsanalysen und grafischen Tanznotationen bilden in der Ausstellung ihre großformatigen und farbintensiven Wandteppiche. Mit Ausbruch des Jom-Kippur-Krieges 1973 begann Eshkol abstrakte textile Kompositionen aus gesammelten und gespendeten Stoffresten zu kreieren. Aus dieser Zeit stammt auch das titelgebende Zitat: „No time to dance“ von ihr: Mit Beginn des Krieges wurde ein Tänzer ihres Ensembles eingezogen und sie entschied, dass „dies keine Zeit zum Tanzen“ sei. Eshkol verwendete die Stoffreste in ihrer ursprünglichen Form und arrangierte sie zu Textilkompositionen, die sie gemeinsam mit ihren Tänzer*innen zusammennähte.
Ein weiterer Teil der Ausstellung gehört Werken zeitgenössischer Künstler*innen, die von Eshkols Praxis inspiriert wurden, wie Yael Bartana (*1970, Kfar Yehezkel, Israel) Omer Krieger (*1975, Tel Aviv, Israel), Sharon Lockhart (*1964, Norwood, Massachusetts, USA) und Ayumi Paul (*1980, Giessen, Deutschland), die für die Präsentation eine neue Auftragsarbeit entwickelt.
Anlässlich der Ausstellung eröffnet das Georg Kolbe Museum außerdem eine neue thematisch-ausgerichtete Sammlungspräsentation. Sie gibt einen Einblick zum Thema Tanz in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Anknüpfungspunkte und Brüche. Sie zeigt Skulpturen, Zeichnungen und Fotografien der Sammlung des Museums, sowie Georg Kolbes Verbindungen zu bekannten Tänzer*innen der Zeit wie etwa Gret Palucca, der Lehrerin der Tänzerin Tile Rössler, die nach ihrer Emigration nach Tel Aviv dort auch Noa Eshkol unterrichtete.
Bildnachweis: The Chamber Dance Quartet (Ensemble 1) dances „Peacocks“ by Noa Eshkol in the Ohel Theater, Tel Aviv. Front: Noa Eshkol. Back (left to right): Naomi Polani, John J. Harries, Miral’e Sharon. photo: T. Brauner, 1954-1956 © The Noa Eshkol Foundation for Movement Notation, Holon, Israel
Georg Kolbe Museum
Sensburger Allee 25
14055 Berlin
presse@georg-kolbe-museum.de
www.georg-kolbe-museum.de
+49 (0)30 3042144