FLUXUS+NONKONFORM
23. September 2023 – 04. Februrar 2024
museum FLUXUS+
Eröffnung: Freitag, 22.09.2023, 19:00 Uhr
Pressetermin: Freitag, 22.09.2023, 13:00 Uhr
Künstlerische Grenzgänger in Ost- und Westdeutschland
Mary Bauermeister, Joseph Beuys, Bazon Brock, Lutz Dammbeck, Andreas Dress, Günter Firit, Hartwig Ebersbach, Birger Jesch, Lutz Fleischer, Hans-Joachim Schulze und Wolf Vostell
Das museum FLUXUS+ stellt sich in der kommenden Sonderschau dem Experiment der Zusammenschau von Positionen der künstlerischen Avantgarde im geteilten Deutschland. Während im westlichen Teil damit jene Künstler gemeint sind, für die das museum FLUXUS+ programmatisch steht, kommen durch zahlreiche Leihgaben Positionen der nichtkonformen Kunst der DDR hinzu, die einen, ästhetische Grenzen überschreitenden Ansatz verfolgen.
Die Ausstellung will damit exemplarisch aufzeigen, wie prägend in beiden Teilen Deutschlands Künstler waren, die mit ihren abstrakten, prozessualen sowie dokumentarischen Strategien an den ästhetischen Grenzen etablierter Kunstproduktion rüttelten, auch wenn sie höchst unterschiedliche Öffentlichkeiten erreichten.
Grenzüberschreitungen sind daher nicht nur ästhetisch, sondern vor allem auch politisch zu verstehen. Als zentrales Motiv einer systemkritischen Kunst sind diese Grenzüberschreitungen vordergründiger Wahlverwandtschaften in einem gesamtdeutschen Kontext zu verstehen, vor einem gemeinsamen historischen Hintergrund auf der Suche nach einer gemeinsamen Identität.
Alle Positionen stehen für die Kunst im geteilten Deutschland, die bis in die 1990er Jahre entstand und sowohl ein ästhetisches, wie auch ein gewisses gesellschaftliches Grenzgängertum verdeutlichen. Musik und Poesie werden zur visuellen Kunst und zum Happening, ein Film wird zu einer prozessualen Skulptur, Alltagsgegenstände werden zu multiplen Kunstwerken, Kunst wird zu Politik und umgekehrt. Die Dokumentation einer Mail Art Aktion sprengt nicht nur ästhetisch den institutionellen Rahmen, sondern beschreibt mit pikanten Mitteln, welche Mechanismen der Geschichtsbildung im Moment der Wiedervereinigung zu befürchten waren.
Vor dem Hintergrund unterschiedlichster Biografien wird eine Geschichte von Aneignung und Missverständnissen, von Sympathie und Ablehnung von unterschiedlichen Öffentlichkeiten und unterschiedlichem Verständnis vom Erfolg künstlerischer Strategien erzählt, welche sich im Moment der Wiedervereinigung in eine ungewisse Zukunft aufzulösen scheint.
Mit dieser Zusammenschau stellt sich die Frage, inwieweit die deutsch/deutsche Teilung in der Nachkriegszeit sich in den Ausprägungen avantgarder Kunst niederschlug und ob in ihr eine gewisse Notwendigkeit lag, um eine gesamtdeutsche Identität unter vielfältigen Gesichtspunkten zu verhandeln und neu entstehen zu lassen.
Die Ausstellung zeigt die beiden Teile Deutschlands als zwei Seiten einer Medaille, deren Wert sich erst seit der Transformationszeit der 1990er Jahre zu zeigen beginnt und der sich durch die neue Aufmerksamkeit für die nicht konforme Kunst der DDR bis heute laufend weiterentwickeln wird.
Rahmenprogramm:
Veranstaltungsreihe des Forums Neuer Markt
Potsdam und die Welt im Wandel
Im Rahmen der diesjährigen Potsdamer Gespräche werden Forschungs-, Kultur- und Bildungseinrichtungen über das Thema Wandel sprechen, der sich nicht zuletzt mit den Klimaveränderungen, dem Krieg in der Ukraine aber auch der Transformationszeit nach dem Mauerfall in der Region ergeben hat.
Am Mittwoch, 27. September 2023 um 19:00 Uhr laden wir zum
Podiumsgespräch:
Kunst aus der DDR im Strudel der Transformation der 1980/90er Jahre
Trotz ästhetischer Verwandtschaften der nicht staatskonformen Kunst in der DDR zu westlichen Neoavantgarden, führen das biographische und ideologische Umfeld zu unterschiedlichen Ausprägungen avantgarder Kunstformen im wiedervereinten Deutschland. Im Zusammenwachsen der beiden Teile prägen
westdeutsche Sprecherpositionen immer noch die Rezeption der DDR-Kunst vor dem Hintergrund der Transformationsgeschichte der „Wendezeit“. Kann die Kunst im Integrationsprozess einer gesamtdeutschen Geschichtsbildung ausgleichend wirken? Sicherlich dann, wenn Protagonisten dieses historischen Umbruchs zu Wort kommen und das Verständnis vom gemeinsamen Ursprung künstlerischer Ideen wächst.
Die Zeitzeug_innen und Expert_innen erzählen vom Erlebten und dem Forschungsstand und versuchen gemeinsam, Erinnerungen vor dem Hintergrund aktueller Debatten um eine ostdeutsche Identität zu reflektieren. Entsprechen die heute angeführten Argumente der damaligen Wahrnehmung? Ist ihre Prägung der Sicht der Gesellschaft auf die Ereignisse von damals angemessen? Ist der Umgang mit der nicht konformen Kunst der DDR in der Kunstgeschichtsschreibung im besonderen Maße problematisch?
Podium: Gunar Barthel (Galerist, Berlin), Dr. Steffen Damm (Medienwissenschaftler, FU Berlin), Prof. Else Gabriel (Künstlerin, KH-Berlin Weißensee), Dr. Anja Tack (ZZF, Potsdam); Moderation: Dr. Philipp John (museum FLUXUS+, Potsdam)
Bildnachweis: Schulze, Hans-Joachim: Gesprächskarte, 1980er Jahre (Courtesy J. Wisotzki, Berlin)
museum FLUXUS+
Schiffbauergasse 4f
14467 Potsdam
Fon: 0331 601089 – 0
Fax: 0331 601089 – 10
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