24. Juni – 19. August 2023
Galerie Anja Knoess


Vernissage: 23.06.2023, 19 – 21 Uhr
Einführung in die Ausstellung und Gespräch mit dem Künstler/ der Künstlerin: 19.30 Uhr

In der Duo-Ausstellung „settings“ präsentiert GALERIE ANJA KNOESS erstmals Werke von der aus dem Iran stammenden, jetzt in Berlin lebenden Elmira Iravanizad im Dialog mit neuen Arbeiten des bereits seit 2015 von der Galerie vertretenen Berliner Malers Jens Hausmann. Beide Kunstschaffenden beschäftigen sich auf unterschiedliche Weise mit der Fragmentierung und Abstraktion von Formen aus der Realität. Bei Jens Hausmann sind es die architektonischen Archetypen der Moderne, die als „International Style“ auf die Utopien des Bauhaus folgten. Er zeigt sie – in landschaftlichem Ambiente – als Form und Materialität.
Elmira Iravanizad erschafft ihre minimalistischen Skulpturen aus teilweise gegensätzlichen Materialien, die sich als Fragment und Solitär in der Architektur des Raumes und auf der Wand behaupten. Diese Formen, losgelöst von jeglichem Narrativ, könnten den stillen Gebäuden der Gemälde von Jens Hausmann entstammen.

Elmira Iravanizad, geboren 1987 in Teheran, studierte Kunst in Teheran, London und Berlin. Ihre künstlerische Tätigkeit, sei es in Malerei oder Bildhauerei, basiert auf ihrer fundamentalen Auseinandersetzung mit Technik und Materialität. Bei den in der Ausstellung gezeigten Objekten überträgt sie losgelöste Formen, Lineaturen (wie sie sie vergleichbar auch in ihrer Malerei zeigt) in autonome Skulpturen. Diese, von erzählerischen Inhalten oder Kontext befreiten Objekte installiert sie mal liegend oder stehend, mal hängend. So gehen sie als organischer, vorübergehender Teil des Raumes eine Koexistenz mit diesem ein.

Für diesen Effekt greift sie zu Materialien, die ebenfalls beim Bau und in der Architektur verwendet werden. Sie kombiniert die Bildhauerin fließende monochrome Keramik mit der puren Eleganz unbehandelten Metalls und gelegentlichen, wohlplatzierten Holzelementen. Keramik wird gerollt, gefaltet, auf Metalllagerungen an die Wand montiert, lackiert oder mit Graphit gefasst. Die von Elmira Iravanizad präferierten Farben sind Schwarz und ein leuchtendes Gelb, ein Kontrast, der sich seit sie in Berlin lebt und arbeitet immer prominenter in ihrer künstlerischen Entwicklung offenbart und für sie die kulturellen Unterschiede zwischen dem Iran und Deutschland symbolisiert.

Durch die entschiedene Ablehnung eines erzählerischen Moments in ihren Arbeiten, gelingt Elmira Iravanizad eine starke formale Abstraktion. Beim genaueren Betrachten entsteht eine Irritation, was die von ihr verwandten Materialien anbelangt und welchen Anschein sie „vorgeben“ zu sein.
Eine vergleichbare Auseinandersetzung mit Materialität und Stofflichkeit, mit Fragment und räumlicher Komposition findet sich in den Gemälden von Jens Hausmanns wieder. Architektur – Innenraum und umgebender Raum – sowie deren Stauchung, Streckung, Verzerrung der Perspektive, Detail und Zoom, sind wichtige Aspekte seiner Malerei. Neben meisterhaft durchgearbeiteten Flächen und Gebäudehüllen, Durchsichten durch Fenster, Spiegelungen und Wasserflächen zeigt er eine romantisierende, teils surreal wuchernde Natur. So ist das spektakuläre Privathaus des Architekten Oskar Niemeyer in Brasilia mit Pool und einer weiß überstrahlter Fassade und dem – hinzufantasierten – wuchernden Dschungel ebenso materiell und illusionistisch erfasst, wie der Blick in ein Treppenhaus des Brutalismus, dessen Beton fühlbar zu sein scheint.

Der im thüringischen Memmingen geborene Künstler verbindet zwei wichtige Aspekte seiner Biographie: Zum einen die prägende Wirkung des Dessauer Bauhaus, mit seiner wegweisenden Utopie des Wohnens und Lebens und zum anderen seine malerische Ausbildung an der Dresdner Akademie und ihrem damaligen Schwerpunkt auf der traditionellen romantischen Landschaftsmalerei.
Ein Großteil der Arbeiten Jens Hausmanns basiert auf Fotografien und Skizzen von Gebäuden, die er in Architekturpublikationen und unterwegs, im Alltag und auf Reisen findet. Allerdings sind diese lediglich der Auslöser zur Gestaltung eines Bildes: Er übersteigert und hyperstilisiert diese baulichen Realitäten, dekonstruiert sie und setzt sie neu zusammen – in neue Kontexte und Umgebungen. Jens Hausmanns Szenarien sind malerisch konstruierte und inszenierte Realität – kein Abbild des Realen.

Die Architektur verliert in Jens Hausmanns Gemälden ihre ursprüngliche Funktion als Lebens- und Schutzraum, ist inszenierten Raum. Sie wird zum setting, vergleichbar einer Bühne oder einem Filmstill.
Die Kuration der ausgestellten Kunstwerke erlaubt den Betrachtenden ihre persönliche Definition des Begriffs setting zu erfahren. Sie lädt ein, zur Reflektion des Gesehenen und Erlebten durch teils offensichtliche, teils verborgene Gemeinsamkeiten und Unterschiede des künstlerischen Dialogs. Das besondere setting entsteht sowohl durch die kinematografisch anmutenden, inszenierten Bildwelten von Jens Hausmann, als auch ihre lebendige Kontextualisierung mit den dabei stets ihre Eigenständigkeit beweisenden skulpturalen Arbeiten von Elmira Iravanizad

Bildnachweis: Einladungskarte Galerie Anja Knoess, Werke Elmira Iravanizad, Jens Hausmann


GALERIE ANJA KNOESS
Große Brinkgasse 17- 19
50672 Köln
Tel.: 0221 2706737
www.galerieanjaknoess.de

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