1. Oktober bis 17. Dezember 2022
Galerie Mariette Haas


Eröffnung: Samstag den 01.10.2022, ab 18:00 Uhr. Kurator Christoph Dahlhausen spricht zur Eröffnung.

Mit Arbeiten von Helen Calder (NZ) · Christoph Dahlhausen (DE) · Andreas Exner (DE) · Ditty Ketting (NL) · Miriam Prantl (AT) · Heiner Thiel (DE) 

Nachdem der in Bonn und Melbourne lebende Künstler Christoph Dahlhausen schon mehrfach in unserer Galerie in Ausstellungen präsentiert wurde und sehr freundschaftlich mit der Galerie verbunden ist, luden wir ihn nun ein, ‘carte blanche‘ eine Ausstellung für uns zu kuratieren.

Der Titel ‘Farbstoff‘ der von Dahlhausen zusammengestellten Schau bezieht sich auf humorvolle Weise sowohl auf den gefärbten Stoff, also den „Kleiderstoff“, als auch die Substanz und das Stoffliche von Farbe selbst. Die Ausstellung greift aber in der Erweiterung zugleich auch fragend auf das gerade nicht einfach zu Fassende und das UN-Stoffliche von Farbe aus und thematisiert also grundsätzliche Fragen des Stofflichen.

Stoff ‘für‘ Farbe, also für Malerei, lässt zunächst an Leinwand oder andere textile Malgründe denken. In Bezug auf das Stoffliche von Farbe dagegen denkt man zunächst an Pigment, das in Kombination mit verschiedenen Malmitteln zu Öl- bzw. Acrylfarbe, Guache und Aquarellfarbe oder seit Jahrhunderten zu Eitemperafarbe verarbeitet wurde. In dieser Form wird ‘Farbstoff‘ auch heute noch verwendet, zugleich hat sich der Begriff durch die Erweiterung der Malereidiskussion auch stark verändert, wenn man z.B. an Licht als Farbstoff denkt.

In der Ausstellung werden ganz bewusst Position einander gegenübergestellt, die in der traditionellen Arbeitsweise Farbe auf Leinwand auftragen (Ditty Ketting), mit solchen, die die Farbe isoliert in ihrer Körperlichkeit ohne Träger zeigen (Helen Calder) und einem künstlerischen Werk, das Kleiderstoffe bzw. Kleidungsstücke in wunderbare abstrakte Stoffobjekte verwandelt (Andreas Exner). Die Niederländerin Ketting malt hochpräzise konkrete Farbtableaus, die in der Nachfolge von so großen Vätern wie Richard Paul Lohse und Max Bill stehen, aber zugleich viel weniger dogmatisch mit den Farbkombinationen intuitiv umgehen. Die in Neuseeland lebende Calder gießt Acrylfarbe so aus, dass sie als hauchdünne Farbschicht vor der Wand hängend präsentiert werden kann und sozusagen unabhängige Farbe im Raum wird. Andreas Exners Farbobjekte sind vernähte Kleidungsstücke. Die Taillenöffnung der Röcke ist verschlossen. Die Garderobe ist ihres ursprünglichen Zwecks beraubt und eröffnet als konzeptuelle Farbmalerei völlig neue Bedeutungs- und Assoziationshorizonte…

Bei den Lichtkörper betitelten Acrylglasobjekten von Christoph Dahlhausen entsteht im Zusammenspiel mit dem Umgebungslicht eine Welt aus Lichtbrechungen und Lichtreflexen, die nachvollziehen lassen, warum der Künstler von Licht-Farb-Materialisation spricht. Farbe ist hier durchsichtiger Körper, durchgefärbtes transparentes Acrylglas – im Prinzip zum Körper gebundenes Farblicht.

Die gebogenen Bleche von Heiner Thiel scheinen Farbobjekte zu sein, doch ist die Farbe nicht aufgetragen. Farbe ist bei Thiel nicht materialisierte Farbe, sondern eher nur Farberscheinung durch den chemischen Prozess der Eloxierung. Hier begegnet uns die Frage, was Farbe ist, Erscheinung, optischer Eindruck oder körperliches Sein.

Somit ist Heiner Thiels Kunst in dieser Ausstellung eine weitere Außenposition, ebenso wie Miriam Prantl, die intensive Farbräume mit LED-Licht kreiert. Ihre Lichtfelder und Lichtbänder sind ephemere Werke, die insbesondere im Halbdunkel oder Dunkel magisch wirken. In einer helleren Umgebung sind sie eher intensive Farbflächen. So changieren ihre Arbeiten zwischen mindestens zwei Wesenheiten. In dieser vielseitig von Christoph Dahlhausen komponierten Gruppenausstellung begegnen sich und uns Malerei, Skulptur, Konzeptkunst, Lichtobjekte und viele Fragen zur Präsenz und Erscheinung von Farbe.

Bildnachweis: Ausstellungsansicht


Galerie Mariette Haas
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